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27.04.13 / Billiges Geld dank Fracking / USA: Gas-Fördermethode floriert vor allem dank US-Spekulanten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Billiges Geld dank Fracking
USA: Gas-Fördermethode floriert vor allem dank US-Spekulanten

Bisher entzweit das Fracking, eine Kombination mehrerer Technologien, das die schwierige Förderung von Erdgas und Erdöl aus Schiefergestein möglich macht, hierzulande die Gemüter. Während die einen die Chance auf billige Energie sehen, befürchten andere unkalkulierbare Risiken für die Umwelt. Doch während sich die Diskussion in Deutschland fast nur um den Umwelt-Aspekt dreht, wird eine wichtige Frage bisher kaum gestellt: Macht Fracking aber wirtschaftlich Sinn?

Der festgefahrenen Diskussion in Deutschland würde ein Blick auf die Entwicklung in den USA gut tun. Dort hat die Erdgasförderung per Fracking seit dem Jahr 2010 einen rasanten Aufschwung genommen. US-Präsident Barack Obama hofft, dank niedriger Energiepreise eine Re-Industrialisierung einleiten zu können. Bei renommierten Kritikern wie etwa Arthur Berman, der 25 Jahre als Geologe für Amoco (Standard Oil) gearbeitet hat, wächst aber ein Verdacht. Beim umjubelten Fracking könnte es sich weniger um eine „Energie-Revolution“ als um ein Strohfeuer von wenigen Jahren, wenn nicht gar um einen neuen Wirtschaftsskandal im Stile des „Subprime“-Krise handeln.

Bereits 2011 hat die „New York Times“ eine Zusammenstellung von Dokumenten veröffentlicht, die auf massive Bilanzmanipulationen bei Förderunternehmen hindeuten. Die Voraussetzungen, um Anleger zu täuschen, sind denkbar günstig. Das Fracking liefert in der Anfangsphase beeindruckende Ergebnisse. Was bei der relativ jungen Fördertechnik vielen Investoren allerdings nicht recht bewusst ist: Die Ausbeute fällt in rasantem Tempo ab. Binnen drei Jahren liegt der Ausstoß bei den Bohrungen oft nur noch bei einem Zehntel des Anfangsjahres. Um Anleger zu beeindrucken, ist es bisher Usus, den maximalen Anfangsförderwert einfach in die Zukunft hochzurechnen. In der Realität macht der Abfall der Förderrate von bis zu 30 Prozent pro Jahr aber einen enormen Aufwand nötig, wenn die Ausbeute auf konstantem Niveau gehalten werden soll. Resultat ist, dass derzeit kaum ein Förderunternehmen mit dem Fracking von Erdgas Gewinn einfährt.

Dass sich trotz dieser Bedingungen US-Energiekonzerne 2010 massiv in entsprechende Unternehmen eingekauft haben und „Anfangsverluste“ schlucken, scheint dennoch sinnvoll – zumindest in bilanztechnischer Hinsicht. Die US-Ölmultis, die mittlerweile erhebliche Teile ihrer Gewinne mit Finanzgeschäften einfahren, verbessern mit den Zukäufen von Fracking-Unternehmen ihre Bonität bei Ratingagenturen. Wird nachhaltig mehr an Öl- und Gasreserven abgebaut als neu entdeckt wird, sinkt die Bonität. Der Nachweis, in den Büchern mehr Ressourcen zu haben, als gefördert werden kann, verbessert hingegen das Kreditrating. Eine Gesetzesänderung aus dem Jahr 2010 – zufällig das Jahr, in dem die Euphorie um das Schiefergas-Fracking ausgebrochen ist – erlaubt es den Multis, die zugekauften Frackingressourcen in der Bilanz aufzuführen und damit relativ kostengünstig die eigene Bonität aufzupolieren. N.H.


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