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27.04.13 / Umerziehung ist das Ziel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Gastbeitrag
Umerziehung ist das Ziel
von Hinrich E. Bues

Die jüngsten Umfrageergebnisse des Forsa-Instituts sind ein Schlag ins Gesicht fast jedes real existierenden oder regierenden Politikers. Die befragten Eltern lehnen mit 81 Prozent die rot-grünen Pläne zur Abschaffung des Ehegatten-Splittings ab. Auch der von führenden Unionspolitikern und Ministern immer wieder ins Spiel gebrachte rasche Wiedereinstieg in den Beruf nach der Geburt eines Kindes entspricht nicht den Vorstellungen der meisten Väter und Mütter. Nur jeder Vierte sprach sich für die Babypause von nur einem Jahr aus, wohingegen über 40 Prozent drei und mehr Jahre forderten.

Hier trifft offensichtlich das reale Leben auf die Scheinwelt der Politiker. Wer oftmals selbst keine Kinder hat und großzieht, der weiß offensichtlich nicht um den Alltag einer Familie. Von der Politik, die ständig die sinkende Geburtenzahl in unserem Land beklagt, erwarten Väter und Mütter aber, dass das Familienleben auch ermöglicht wird. Selbst 83 Prozent der SPD-Wähler und 76 Prozent der Grünen-Wähler hielten nichts von der Streichung des Ehegatten-Splittings. Dabei hatte sich die Opposition mit dieser Forderung ein Coup ausgedacht, der ein Mehr von 19 Milliarden pro Jahr in die staatlichen Kassen spülen sollte. Als Trostpflaster will man Eltern ein höheres Kindergeld in Aussicht stellen, ohne dieses Mal (wie bei der Debatte um das Betreuungsgeld) davor zu warnen, man könne von diesem Geld ja auch Alkohol und Zigaretten kaufen.

Die Umfrage, die im Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ gemacht wurde, beleuchtet schlaglichtartig die wahre Situation der großen Mehrheit unseres Volkes. Die früher in der DDR herrschende doppelte Berufstätigkeit beider Eltern ist hierzulande nicht sonderlich beliebt. 57 Prozent der Eltern praktiziert nach wie vor die alte Rollenteilung, wonach der Mann Vollzeit arbeitet und die Frau allenfalls einen Teilzeitjob hat. Wünschen würden sich aber die meisten Eltern, dass auch der Mann weniger arbeiten müsste und mehr Zeit für die Familie hätte. Ideal wäre demnach für viele, dass beide Elternteile jeweils 30 Stunden arbeiten würden, was aber heute bei nur sechs Prozent der Familien möglich ist oder geschieht. Die Flexibilisierung der Arbeitszeiten ist daher eine der großen Forderungen der Familien an Wirtschaft und Politik.

Wird die Politik diese Ergebnisse (wieder einmal) ignorieren oder dieses Mal auf die klaren Fakten reagieren? Neben der Euro-Frage wird die Familienpolitik, sagen Wahlforscher voraus, eines der großen Themen des anstehenden Bundestagswahlkampfes werden. Die Mehrheit der Wähler stimmt der flächendeckenden Schaffung von Krippen- und Kindergartenplätzen ebenso wie der Schaffung von Ganztagsschulen zu; aber keines dieser Angebote soll verpflichtend werden, so der Tenor der Eltern. Sie wollen die Freiheit der Wahl haben und sollten daher steuerlich nicht noch mehr belastet werden, wie dies durch die Abschaffung des Ehegatten-Splittings, der Erhöhung von Einkommens- und Verbrauchssteuern geschehen würde. Familien brauchen im Gegenteil eine steuerliche Entlastung, um die Freiheit der Wahl zu haben. Vorbildhaft sind hier die geburtenstarken Länder, wo Familien mit einem mittleren Jahreseinkommen und zwei bis drei Kindern weitgehend von Einkommens- oder Lohnsteuern befreit sind.

Gegenüber solchen Forderungen scheint die Politik aber hierzulande weitgehend immun, taub und blind zu sein. Stattdessen wird im Bundestag über die Frauenquote in Aufsichtsräten diskutiert. Gender-Politik oder die Zulassung der Homo-Ehe stehen auf der Tagesordnung. Weitgehend unisono fordern Wirtschaft und Politik, dass wegen des absehbaren Fachkräftemangels die Frauen alsbald nach der Geburt in die Büros und Fabriken einrücken sollen, damit Wohlstand und wirtschaftliche Leistungskraft erhalten bleiben. Dabei wird übersehen, dass ohne eine höhere Geburtenzahl das sich abzeichnende Desaster in den Sozialkassen nicht zu verhindern ist. Das Dilemma ist klar absehbar. Über kurz oder lang geht ein Land den Krebsgang, wenn Ehe und Familie nicht angemessen unterstützt, sondern ständig geschröpft werden. Das Dilemma verschärft sich sogar, weil Politiker offenbar davon ausgehen, dass nicht sie, sondern das Volk falsch „denkt“. Die Segnungen der Politik werden vom Volk immer noch nicht richtig „verstanden“. Wenn das wahre Glück in den Büros und Fabriken unseres Landes zu finden ist, warum wehren sich dann die Leute gegen einen solchen Segen, fragen sich Politiker? Die ideologische Verwandtschaft dieses Politik-Bewusstseins mit dem des untergangenen Paradieses der Arbeiter und Bauern ist unschwer zu erkennen.

Wer oder was hat hier das falsche Bewusstsein, das ist hier die Frage: die Familien oder die Politiker? Kinder brauchen, wie wir alle wissen, nun einmal zuallererst Zeit und die liebevolle Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Wenn ein Kind krank wird, was bekanntlich häufiger vorkommt, werden vollzeitarbeitende Mütter und Väter stets vor Zerreißproben gestellt. Krippen, Kitas oder Kindergärten können in diesen Fällen nur begrenzt helfen. Schwer vorstellbar also, dass man Familien umerziehen könnte im Sinne sozialistischer Ideale bei dieser Sachlage.

Wie aber wäre eine Umerziehung einer Politiker-Kaste zu denken, die so verliebt in ihre eigenen und wirklichkeitsfremden Ideen ist? Eine der maßgeblichen Kräfte, die die derzeitige Diskussion um die Frauenquote von 40 Prozent in Aufsichtsräten im Bundesrat angestoßen und durchgesetzt hat, ist die Hamburger Senatorin für Justiz und Gleichstellung, Jana Schiedeck. Die kinderlose, 39-jährige SPD-Frau kämpft mit Vehemenz für dieses Projekt, weil sie „die Quote“ quasi für das Allheilmittel auf dem Weg zur völligen Gleichstellung und für das Glück von Mann und Frau hält. Die Wirtschaft habe sich, wie sie meint, in den letzten Jahren zu wenig in der Gleichstellungsfrage bewegt, daher helfe jetzt nur noch der Zwang. Dass viele Frauen ihre Prioritäten anders als Frau Schiedeck setzen, die mit 30 Jahren ihre juristische Ausbildung abschloss und danach eine Partei- und Beamtenkarriere machte, ist der Karrierefrau, die ihren jetzigen Senatoren-Posten wohl auch „der Quote“ verdankt, fremd.

Nach der Quote für die Frauen, muss eventuell auch eine Quote für Männer, beispielsweise im Erziehungsbereich, eingeführt werden, da heute in Kindergärten und Grundschulen fast ausschließlich Frauen arbeiten. Was würde die Einführung einer Quote in den so genannten MINT-Fächern, den technischen und mathematischen Studiengängen, anrichten? Dort sind bisher über 90 Prozent der Absolventen Männer. Bisher heißt es in diesen Bereichen, dass Begabung und Fähigkeit, die Auswahl der geeigneten Kandidaten gut regelt.

Normalerweise überlässt man die Entscheidung, welches Lebensmodell oder welcher Berufsweg eingeschlagen werden sollte, jedem selbst. Diese Freiheit jedoch war linken Verfechtern von Zwangsbeglückungssystemen schon immer ein Dorn im Auge. So richtig und auch zeitgemäß es ist, Frauen und Männern eine gute Berufsausbildung zu ermöglichen, so verhängnisvoll ist ein Staat, der alles durch Quoten und andere Zwangsmaßnahmen regulieren will. Ob und wie Frauen und Männer Karriere machen und wie sie für ihre Kinder sorgen wollen, sollte man ihnen getrost selbst überlassen. Wer sich der wertvollen Aufgabe der Familie widmen will, darf dafür von Seiten des Staates keine Steine in den Weg gelegt bekommen.


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