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27.04.13 / Großes Frühlingstreffen in Anklam / 600 Landsleute folgten der Einladung − Mit anwesend: Tanzgruppen aus Ostpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Großes Frühlingstreffen in Anklam
600 Landsleute folgten der Einladung − Mit anwesend: Tanzgruppen aus Ostpreußen

Wenn die Landsmannschaft Ostpreußen zum Heimattreffen nach Anklam ruft, ist fast immer ein volles Haus garantiert: Trotz heftigen Schneetreibens waren zum Frühlingstreffen fast 600 Landsleute gekommen. Fleißige Hände hatten das „Volkshaus“ mit leuchtenden Forsythien, den Fahnen und Schildern aller ostpreußischen Heimatkreise ausgeschmückt und so den Frühling in die Halle geholt. Am 9. März 1991 – auf den Tag genau vor 22 Jahren – waren der Bund der Vertriebenen und zugleich die Landsmannschaft Ostpreußen im Theater Anklam ins Leben gerufen worden. Der Landesvorsitzende Manfred Schukat verwies in seiner Begrüßung erfreut auf die nicht nachlassenden Besucherzahlen. Dies ist kein Grund zu Stolz und Selbstzufriedenheit, sondern vielmehr zu Freude und Dankbarkeit. Viele Landsleute haben in dieser Zeit eine große Verbundenheit bewiesen. Sein besonderes Willkommen galt Professor Dr. Jürgen Udolph, dem fernsehbekannten Namensforscher aus Leipzig, der für einen ganz besonderen Vortrag gewonnen werden konnte: „Schimkus, Grigoleit, Naujokat – woher kommen und was bedeuten unsere Familiennamen?“

Das geistliche Wort sprach Siegfried Barsch aus Züssow, der im vorigen Jahr an einer Busreise nach Königsberg teilgenommen hatte. Der Pfarrer i. R. wies passend zum Thema auf Namen in der Bibel hin – angefangen vom Namen Gottes über biblische Personen bis hin zum Namen eines jeden einzelnen Menschen, mit dem Gott jeden persönlich ruft. Es folgte das feierliche Gedenken an die Toten der Heimat und das stehend gesungene Ostpreußenlied, feierlich begleitet vom Posaunenchor Bansin, der den gesamten Vormittag musikalisch umrahmte. Grußworte entboten der CDU-Bundestagsabgeordnete für Vorpommern-Greifswald, Matthias Lietz, sowie für die Stadt Anklam deren Ordnungsamtsleiter Dirk Bierwerth, der seit 1991 die landsmannschaftliche Arbeit in Anklam begleitet. Zum Gedenken an den angloamerikanischen Bombenangriff auf Swinemünde vor 68 Jahren am 12. März 1945 intonierte der Posaunenchor das Swinemünde-Lied, das sein Leiter Helmut Friedrich erst vor wenigen Jahren wiederentdeckte.

Mit großer Spannung erwarteten die Besucher den Vortrag von Professor Udolph. Und sie sollten nicht enttäuscht werden. Der Referent brillierte nicht nur durch versiertes Fachwissen, sondern auch eine ausgezeichnete Rethorik, die jeden fesselte. Zuerst ging es um wichtiges Grundwissen, wie überhaupt Familiennamen entstanden sind und wie man sie einteilt. Die Zuhörer lernten etwas über Vaternamen, Herkunftsnamen, Wohnortnamen, Berufsnamen und die größte Gruppe – die Übernamen, die jemand wegen einer Eigenschaft oder eines Merkmals erhielt. Am Beispiel des Rattenfängers von Hameln, der in Wirklichkeit ein Lokator war, rekonstruierte Professor Udolph sogar die deutsche Ostsiedlung. Auch Ostpreußen mit seiner Vielfalt baltischer, slawischer und deutscher Familiennamen kam nicht zu kurz – allein 16 Völker haben hier Spuren hinterlassen: Wowereit – das Eichhörnchen, Schimkus – der kleine Simon, Grigoleit – kommt von Gregor, Naujokat – der Neuling. Man kann sich im Institut des Professors ein eigenes Zertifikat ausstellen lassen, allerdings für 150 Euro Gebühren (Zentrum für Namenforschung, Grimmaische Straße 10, 04109 Leipzig, Telefon 0341-9897560, gutachten@prof-udolph.com). Solch einen Referenten hatten die Anklamer Ostpreußen noch zu keinem Heimattreffen erlebt, und die gebannten Zuhörer dankten ihm mit lang anhaltendem Applaus und zahlreichen Nachfragen.

Zur Feier des Tages wurden die Gäste mit einem reichlichen Mittagessen versorgt. Gesteigert wurde die gute Laune durch die schon obligatorische Saalrunde selbstgemachten, kräftigen Bärenfangs mit einem vorangeschickten ostpreußischen Trinkspruch. Inzwischen waren direkt aus Ostpreußen zwei befreundete Folklore-Ensembles eingetroffen: Die Tanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein und der Kammerchor „Kant“ aus Gumbinnen, zusammen 40 Personen. Sie überbrachten musikalische Grüße aus der Heimat – ob mit dem Gumbinner und dem Insterburger Tanz, mit deutschen und russischen Chorälen und Volksliedern oder mit ostpreußischen Heimatliedern – beide Gruppen hatten mehrere Programmteile einstudiert, die für eine heimatliche Atmosphäre sorgten. Die Moderation lag in den bewährten Händen von Heimatsänger BernStein, der die Saga-Leiterin Jadwiga Piluk und die Kantchor-Dolmetscherin Vera Kurnosowa auf der Bühne Auskunft geben ließ. So blieben die meisten Besucher auch bis zum großen Finale. Alle Mitwirkenden kamen auf die Bühne, Gastgeschenke und Urkunden wurden ausgetauscht, und gemeinsam stimmten Besucher und Gäste mit gegenseitig gereichten Händen das Ostpreußenlied an. Manfred Schukat konnte in seinem Schlusswort nur noch Danke sagen für so viel Treue. Friedhelm Schülke


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