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27.04.13 / Sicheres Warmduschen im Alter / Wenn die ersten Gebrechen kommen, kann Hygiene zum Problem werden – Barrierefreie Bäder bieten Abhilfe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Sicheres Warmduschen im Alter
Wenn die ersten Gebrechen kommen, kann Hygiene zum Problem werden – Barrierefreie Bäder bieten Abhilfe

Sag mal Mami, kann es sein, dass Ur-Omi irgendwie … stinkt?“ Ein wenig peinlich berührt blickt die Mutter ihre fünfjährige Tochter an und nickt. „Ja“, erklärt sie, „deine Urgroßmutter kommt nicht mehr in die Dusche und kann sich nur noch mit Waschlappen am Waschbecken waschen und da sie aber auch nicht mehr so ganz dicht hält, wird sie halt nicht richtig sauber.“

Zwei Wochen später besuchen die Urgroßeltern mit ihren Kindern, Enkeln und der geruchssensiblen Urenkelin den Verein für Hilfsmittelberatung, Wohnraumanpassung und barrierefreie Bauberatung. Doch die beiden Rentner reagieren ablehnend. „Wir sind doch nicht behindert“, empört sich die 87-jährige Senioren, sich dabei auf ihren Stock stützend. Zwar bräuchte sie längst einen Gehwagen, aber den konnte ihre Tochter nicht durchsetzen.

Immerhin haben die beiden Alten inzwischen in ihrem 1968 erbauten Reihenhaus einen Treppenlift. Doch im verwinkelten Bad, dessen Duschwanne einen sehr hohen Einstieg hat, wurde seit dem Bau nichts mehr gemacht. Schlecht gelaunt verlassen die Urgroßeltern mit Kind und Kegel die Beratungsstelle.

„Gerade alte Menschen hören nicht gern, dass sie ihr Bad barrierefrei oder gar behindertengerecht umbauen müssen“, so Badexperte Andreas Bitter vom 1912 gegründeten Sanitärgroßhandel Peter Jensen in Hamburg. Gegenüber der PAZ erläutert er, dass inzwischen immer mehr Hersteller sich der alternden Gesellschaft anpassten und nicht nur praktische, sondern auch optisch ansprechende Möglichkeiten für barrierefreie und behindertengerechte Bäder an-bieten würden. Baute man früher unbequeme wei­ße Stangenklapphocker in die Duschen für jene, die nicht mehr so gut stehen können, gebe es heute mehrere dezente und vergleichsweise hübsche Modelle.

Und wer genügend Platz habe, könne sich einen Absatz in die Dusche integrieren lassen, auf dem man sitzen kann. Allerdings könne man nicht jede Dusche barriefrei machen, denn nicht jedes Bad biete die baulichen Voraussetzungen, betont Bitter. So manches Mal müsse man einen Kompromiss finden, doch zusammen mit dem Handwerker könne man mehrere alternative Möglichkeiten abstimmen.

Am wichtigsten beim Umbau sei jedoch, unterstreicht Bitter, die detaillierte Planung beim Fachmann. So müsse genau überlegt werden, ob zum Beispiel Griffe für den Einstieg in die Dusche benötigt würden und auf welcher Höhe der Handwerker sie später anbringen soll. Und in welcher Höhe die Toilette montiert werden muss, sind auch hier Haltegriffe für das Hinsetzen und Aufstehen notwendig und wie sieht es mit der Intimhygiene aus? Fragen über Fragen, die jedoch beantwortet werden müssen.

Wer Geld habe, könne sich heutzutage auch WC-Aufsetzer kaufen, die eine Gesäß-, Komfort und Ladydusche sowie einen Warmluft-Föhn und eine Sitzheizung integriert haben. Zwar koste dieser Luxus mindestens 700 Euro plus Montage doch wer Probleme beim Duschen hat, bei dem rentiere sich eine derartige Anschaffung.

Während Mieter bei nötigen Umbaumaßnahmen immer auf die Zusammenarbeit mit dem Vermieter angewiesen sind, haben Eigentümer mehr Möglichkeiten. Selbst wenn das Geld fehlt, um die schnell inklusive Arbeitslohn für den Handwerker 10000 Euro kostenden Umbaumaßnahmen zu bezahlen, gibt es Möglichkeiten, diese trotzdem zu finanzieren. So bietet die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Gelder für „Altersgerechtes Umbauen“ an. „Sie können Schwellen entfernen, Wände und Durchgänge versetzen, die Küche und das Bad umbauen, Terrassen und Balkone gestalten und vieles mehr“, bewirbt die KfW ihren Förderkredit, der unabhängig vom Alter für Umbaumaßnahmen ab einem Prozent effektiven Jahreszins für bis zu 50000 Euro Kreditbetrag je Wohneinheit gewährt wird.

Der Bad-Experte Bitter findet es beachtenswert, dass heutzutage immer mehr Mittfünfziger ihr Bad so renovieren, dass es barriefrei ist. Hatte sich die Firma Peter Jensen vor einigen Jahren noch dagegen entschieden, ein barrierefreies und behindertengerechtes Bad in die Ausstellung mit aufzunehmen, hat die Nachfrage inzwischen dafür gesorgt, das Angebot entsprechend auszuweiten. Da immer mehr Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben wollen, nicht aber erst im hohen Alter Umbaumaßnahmen umsetzen wollen, planen immer mehr Hausbesitzer im Voraus. Die Hersteller bieten mittlerweile attraktive Lösungen an, so dass man auf modernes Design nicht verzichtet muss und jetzt auch die Urenkelin ihre Ur-Oma wieder gut riechen kann. Rebecca Bellano


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