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27.04.13 / Unnötiges Gratisstudium / Auch Studenten aus dem Ausland studieren in Deutschland kostenlos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Unnötiges Gratisstudium
Auch Studenten aus dem Ausland studieren in Deutschland kostenlos

Die staatliche Hochschule für Musik und Theater (HMT) in Leipzig führt ein Bezahlstudium für ausländische Studenten ein. Dieser Schritt kommt einem Dammbruch in der deutschen Hochschulfinanzierung gleich. Ab dem kommenden Semester sollen alle Nicht-EU-Bürger für ihr Bachelor- oder Masterstudium einen Beitrag von 3600 Euro im Jahr zahlen. Möglich gemacht wurde dies durch das neue sächsische Hochschulgesetz.

Die Leipziger Hochschule betritt mit ihrer neuen Gebührenordnung Neuland in Deutschland. Während es international weit verbreitet ist, dass ausländische Studenten für die Kosten ihres Studienplatzes aufkommen, verzichtet Deutschland bisher auf Gebühren. Während Studenten in den USA selbst bei weniger renommierten Universitäten leicht auf Studiengebühren von umgerechnet bis zu 30000 Euro pro Studienjahr kommen, verfolgt Deutschland seit Jahrzehnten einen Sonderweg. Das Angebot, kostenlos in Deutschland zu studieren, wird seit den 1960er Jahren als eine Form von Entwicklungshilfe für die Dritte Welt angesehen. Die naheliegende Konsequenz, die entsprechenden Kosten dann auch als Entwicklungshilfe zu bilanzieren, ist allerdings unterblieben. Dass ausgerechnet Sachsen von dieser Form von Entwicklungshilfe nun Abstand nimmt, hat einen guten Grund: Die Besoldung an der Leipziger Hochschule liegt im Bundesvergleich unter dem Durchschnitt. Zusätzliche Einnahmen sollen eine bessere Bezahlung der Lehrkräfte ermöglichen.

Der Deutsche Akademischen Austauschdienstes (DAAD) lehnt die neuen Gebühren vehement ab. Um die Kosten für internationale Studierende auszugleichen, sollten die Hochschulen eine staatliche Betreuungspauschale erhalten, so DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel. Mit anderen Worten: die Fortsetzung des bisherigen Systems gebührenfreier Studienmöglichkeiten.

Statt derartiger Forderungen wäre es allerdings angebracht, die bisherige Praxis einmal infrage zu stellen. So ist Deutschland nicht in der Lage, genügend Studienplätze für die eigenen Studierwilligen zur Verfügung zu stellen. Als Folge weichen immer mehr Studenten in deutschsprachige Nachbarländer aus und beginnen ihr Studium in Basel, Innsbruck oder Wien. Gleichzeitig bietet Deutschland ausländischen Studenten weiterhin die Möglichkeit, gebührenfrei zu studieren, so dass sich das Studienplatzangebot verknappt. Aktuell gibt es rund 250000 ausländische Studenten an den deutschen Hochschulen. Geht es nach Wintermantel, soll die Zahl bis 2020 sogar auf 350000 steigen. Dazu beitragen soll nach Ansicht des DAAD auch der Ausbau englischsprachiger Vorlesungen an den deutschen Hochschulen.

Ungeachtet nicht abreißender Klagen über die Unterfinanzierung des Bildungssystems werden schon jetzt über 650 englischsprachige Masterkurse an deutschen Hochschulen angeboten. Auf Kosten der hiesigen Steuerzahler stoßen diese Angebote in Ländern mit Studiengebühren, etwa in Großbritannien, auf immer mehr Resonanz. Die komplett englischsprachigen Studienangebote machen es nicht einmal erforderlich, dass überhaupt noch Grundkenntnisse der deutschen Sprache erlernt werden müssen. Entsprechend gering dürfte auch der Nutzen im Hinblick auf den von der deutschen Wirtschaft regelmäßig beklagten Fachkräftemangel sein. Norman Hanert


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