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04.05.13 / Linkes Spektakel unterm Kreuz / Evangelische Kirche will auf dem Kirchentag mit sozialen Themen Gläubige begeistern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-13 vom 04. Mai 2013

Linkes Spektakel unterm Kreuz
Evangelische Kirche will auf dem Kirchentag mit sozialen Themen Gläubige begeistern

„Inklusion auf dem Kirchentag“, „Planspiel Rechtsextremismus“, „Kichentag, ein interkulturelles Begegnungsprojekt“, „Katholiken feiern den Evangelischen Kirchentag“ lauten die von der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beworbenen Themen in Hamburg, bei denen auffällt: Gott spielt dort keine Rolle.

Stolz verweisen die Macher des jetzigen Kirchentages vom 1. bis 5. Mai in Hamburg auf die angemeldete Dauerteilnehmerzahl von 100000 Menschen. Damit kommen von den 24 Millionen evangelischen Kirchenmitgliedern nur 0,4 Prozent zu dieser Veranstaltung, die alle zwei Jahre stattfindet. Über 99 Prozent der evangelischen Christen lassen sich also weder durch Schulbefreiung, intensivste Werbung in allen Kirchengemeinden und einen Millionenetat der Kirchentagsveranstalter in die Hansestadt locken.

Auch der Hamburger Stadtstaat hat keine Mühen gescheut. Die Schulferien wurden extra verlängert, damit Kirchentagsbesucher auch in Schulen kostenfrei übernachten können. Die gastgebende Stadt unterstützt die Veranstaltung mit einem Millionenbetrag und einer Vielzahl von Leistungen. Ein 1700 Quadratmeter großes Plakat ließen die Kirchentagsmacher anfertigen, um die Hamburger, die mehrheitlich ungetauft sind und keiner Kirche angehören, zur Teilnahme zu bewegen. Doch offenbar griffen die Werbemaßnahmen nicht so recht. Viele der Dauerteilnehmer kommen bereits seit Jahrzehnten zu den Kirchentagen, sind inzwischen grauhaarig und bringen allenfalls ihre Enkel mit.

Der Kirchentag steht dieses Jahr unter dem schwer verständlichen Motto „So viel du brauchst“. Damit soll die Frage der sozialen Gerechtigkeit thematisiert werden, die bekanntlich auch Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) in seinem Wahlkampf vorrangig propagieren will. Auf dem „Roten Sofa“ wird Steinbrück, der erst vor einigen Jahren wieder in die evangelische Kirche eingetreten ist, auf dem Kirchentag ebenso für seine Vorstellungen werben können wie die Spitzenkandidatin der Grünen Katrin Göring-Eckardt.

Auch Kanzlerin und Pfarrers-tochter Angela Merkel sowie der ehemalige Pfarrer und heutige Bundespräsident Joachim Gauck haben sich zum Kirchentag angesagt. Doch sie werden kaum auf übergroße Sympathie bei den meist linkslastigen Teilnehmern stoßen. Nach dem „Abend der Begegnung“ am Mittwoch beginnen die Tage mit Andachten und sogenannten Bibelarbeiten, wo beispielsweise der Arzt und Komiker Eckart von Hirschhausen sich als theologischer Laie präsentieren darf. Meist zeitgeistige Themen beherrschen ansonsten das Programm der fast 2500 Veranstaltungen des fünftägigen Protestantentreffens.

Ob dem Begründer der Kirchentage, Reinold Thadden-Trieglaff, die heutige Szenerie schmecken würde? Wohl kaum, denn der Mann, der zeitlebens für den Glauben und gegen die zeitgeistige Anpassung der evangelischen Kirche in der Hitler-Zeit kämpfte, wollte „unter dem Deckmantel der Kirche“ auch keine linksgerichtete Politisierung sehen, wo der christliche Glaube nur noch am Rande eine Rolle spielt.

Allein über 8000 Künstler, Musiker und Sänger werden bei verschiedenen Veranstaltungen auftreten. Wer sich die Mühe macht, sich durch das 620 Seiten starke Programmheft zu arbeiten, kann sich nach eigenem Geschmack ein Tagesprogramm zusammenstellen, was den Glauben stärken, die Kulturinteressen und eventuell auch manches konservative Herz befriedigen kann. Wer allerdings auf dem sogenannten „Markt der Möglichkeiten“ in den Messehallen die Angebote von 800 Ausstellern studiert, wird sich wundern, was alles unter dem Schild „evangelisch“ möglich ist. An prominenten Stellen dürfen Homosexuellenverbände für sich werben, während die Lebensschützer in die hinteren Ecken verbannt werden oder keine Zulassung erhielten. Dagegen laden Gewerkschaften oder die atheistischen SED-Erben der Linkspartei zu Gesprächen ein, so dass der unbefangene Besucher den Eindruck gewinnen kann, hier eher auf einem Markt der evangelischen Unmöglichkeiten gelandet zu sein. Hinrich E. Bues


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