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11.05.13 / Der gekaufte Palast / US-Geheimdienst schmierte Kabul mit »Geistergeld«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-13 vom 11. Mai 2013

Der gekaufte Palast
US-Geheimdienst schmierte Kabul mit »Geistergeld«

Diskret verpackt in Plastiktüten und Rücksäcken hat der US-Geheimdienst CIA über zehn Jahre lang große Mengen an Schmiergeldern im afghanischen Präsidentenpalast abgeliefert. Einem Bericht der „New York Times“ zufolge haben sowohl das Büro von Präsident Hamid Karzai als auch der Nationale Sicherheitsrat monatlich Bargeld vom CIA erhalten. Zwar soll Präsident Karzai nicht persönlich von dem „Geistergeld“ profitiert haben, in Bezug auf die Entwicklung in Afghanistan steht nun allerdings ein anderer Vorwurf im Raum: „Die wichtigste Ursache für Korruption waren die Vereinigten Staaten“, so ein politischer Beobachter gegenüber der „New York Times“. Treffen die Vorwürfe zu, dann scheint die CIA von Demokratie eine recht eigenwillige Auffassung zu haben. So wurde mit den Geldern unter anderem die Zustimmung von Parlamentariern erkauft, wenn es darum ging, Pläne oder Personalvorschläge von Präsident Karzai durch die Große Ratsversammlung, die Loya Jirga, zu bringen. Erkauft wurde ebenso die Unterstützung von zwielichtigen Warlords und ehemaligen Mudschahidin. Allein der berüchtigte Kriegsfürst Abdul Raschid Dostum soll regelmäßige Zahlungen von bis zu 100000 Dollar monatlich erhalten haben. Gezahlt wurden ebenso Entschädigungszahlungen für Kriegsopfer und Lösegelder für entführte Regierungsmitglieder, aber auch die Gesprächsbereitschaft von Taliban-Vertretern war Bares wert. Profiteure der „Geistergelder“ waren gleichfalls hochrangige Mitarbeiter Karzais aus dem Präsidentenpalast. Mit dem CIA-Geld wurden sowohl die Mieten für teure Häuser in Kabul beglichen als auch ihre Kreditkarten regelmäßig aufgeladen.

Als Resultat haben die um­fang­reichen Zahlungen nicht nur die Korruption in Afghanistan auf ein völlig neues Niveau gehievt, sondern auch noch einen weiteren Nebeneffekt gehabt. In der ohnehin vorhandenen Rivalität zwischen US-Außenministerium und CIA konnte der Geheimdienst mit dem „Geistergeld“ quasi eine eigene Außenpolitik betreiben. Ohne Wissen und Zustimmung des US-Botschafters in Kabul hatte die CIA oft den besseren Draht zu Präsident Karzai als die offiziellen Diplomaten.

Mit seinen Schmiergeldzahlungen scheint die CIA allerdings nicht der einzige Geheimdienst gewesen zu sein, der in Afghanistan auf Korruption gesetzt hat. Recherchen des „Guardian“ zufolge hat auch der britische Auslandsnachrichtendienst MI6 an Karzais Büro Gelder gezahlt. Geringer im Umfang als die Zahlungen der CIA, war das Ziel der Briten, mit den überreichten Geldern Friedensinitiativen den Weg zu ebenen. Dieser Versuch kann als weitgehend gescheitert angesehen werden, so die Einschätzung früherer Diplomaten im „Guardian“. Sowohl Offizielle der afghanischen Regierung als auch selbsternannte Vermittler zu den Taliban scheinen die britischen Bemühungen, einen Frieden zu erkaufen, lediglich finanziell ausgenutzt zu haben, so die Einschätzung im Rückblick. Von den britischen Zahlungen dürfte wahrscheinlich auch jener „ranghohe Taliban“ profitiert haben, der schließlich als pakistanischer Hochstapler enttarnt wurde, nachdem bereits erhebliche Sumen an ihn geflossen waren. N.H.


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