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11.05.13 / Es gibt Mittel und Wege für alle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-13 vom 11. Mai 2013

Es gibt Mittel und Wege für alle

Dass sich in Städten, in denen jeder Quadratmeter verbaut ist, Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger gegenseitig in die Quere kommen, scheint unvermeidlich. Doch schon ein Blick nach Münster oder Freiburg zeigt, dass es auch anders geht, laufen hier die Zonen der drei Gruppen von Verkehrsteilnehmern weitgehend getrennt voneinander ab.

Noch einen Schritt weiter geht Kopenhagen, die wohl verkehrsfreundlichste Stadt Europas. Es ist ein Fahrradparadies, weil es hier breite Fahrrad-Highways gibt, auf denen man bei grüner Welle an den Radampeln nonstop vorankommt. Und es ist auch ein Auto- und Fußgängerparadies, weil Radler sich nun nicht mehr zwischen Fußgängern oder Autos hindurchschlängeln müssen.

Obgleich in Kopenhagen nicht immer das fahrradfreundlichste Wetter herrscht, liegt der Anteil des Rades am Stadtverkehr bei 40 Prozent. Nicht möglich in Deutschland? Würde man hier eine ähnliche Verkehrsplanung vornehmen, so würden sich noch mehr als die zirka zehn bis 13 Prozent Radfahrwilligen in den hiesigen Städten aufs Rad aufschwingen. Doch die Realität ist ernüchternd. Wenn man noch nicht einmal fähig ist, die Straßenlöcher zu stopfen, von denen auf Landstraßen sogar noch viele vom vorletzten Winter klaffen, dann ist an eine zukunftsträchtige Verkehrsplanung erst recht nicht zu denken.

Es wird langsam Zeit, andere Prioritäten zu setzen: weg von teuren Prestigebauten wie Stuttgart 21, Flughafen Berlin-Brandenburg oder Elbphilharmonie und hin zu lebenswerteren Städten und Gemeinden. Nach einer Prognose des dänischen Verkehrsministeriums spart das Kopenhagener Radwegenetz übrigens langfristig bis zu 40 Millionen Euro an Gesundheitskosten. Denn wer sich bewegt, bleibt fit und ist seltener krank. Tws

 

Zeitzeugen

Peter Ramsauer – Als Minister für Verkehr, Bau und Stadtentwick­lung agiert der seit 2009 amtierende Christsoziale gleich auf mehreren höchst unterschiedlichen Baustellen: Druck über den Aufsichtsrat auf die Macher des Hauptstadtflughafens BER, Ausbau des Schienennetzes, Sanierung der Autobahnen, Ausdünnung des Schilderwaldes bei gleichzeitiger Einführung neuer Verkehrsschilder, Reform des Flensburger Punktekatalogs sowie Einführung härterer Strafen für Verkehrssünder seit April. Ein schlüssiges Verkehrskonzept des 59-jährigen Oberbayern lässt da noch auf sich warten.

Kay Nehm – Der frühere Generalbundesanwalt ist seit 2010 Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstages. Bei der diesjährigen Tagung in Goslar forderte der 72-jährige Flensburger schärfere Kontrollen für „Rüpel-Radler“. Nicht allein wegen dieser einseitigen Attacke auf Radfahrer wurde seine Überparteilichkeit als Präsident des Verkehrsgerichtstages wiederholt infrage gestellt.

Peter Meyer – Der Präsident des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs führt einen der größten Lobbyverbände Deutschlands. Der ADAC, dem der 63-Jährige seit 1970 angehört und dem er seit 2001 vorsitzt, hat über 18 Millionen Mitglieder. Als Mitglied der Bundesfachkommission Verkehrspolitik des CDU-Wirtschaftsrates hat er direkten Einfluss bis in Regierungsnähe.

Ulrich Syberg – Der SPD-Kommunalpolitiker der Stadt Herne ist seit 2010 Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Im Vergleich zum ADAC sieht sich der ADFC mit seinen 130000 Mitgliedern in der David-Rolle. Syberg wird gespannt sein, was Minister Ramsauer beim Radverkehrskongress am 13. und 14. Mai in Münster zum neuen „Radverkehrsplan 2020“ sagen wird.


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