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11.05.13 / Kreativ errechnetes Wunder / Finanzakrobatik gaukelt den USA Wirtschaftswachstum vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-13 vom 11. Mai 2013

Kreativ errechnetes Wunder
Finanzakrobatik gaukelt den USA Wirtschaftswachstum vor

Ohne dass mehr produziert worden wäre, dürften die USA im kommenden Juli mit einem erstaunlichen Wirtschaftswachstum für Schlagzeilen sorgen. Möglich wird der erwartete Wachstumsschub von bis zu drei Prozent allerdings nur durch eine Neuberechnung des US-Bruttoinlandsprodukts. Zur Anwendung kommen sollen gleich mehrere statistische Kniffe, die das ausgewiesene US-Bruttoinlandsprodukt als Einmaleffekt zur Jahresmitte um bis zu 430 Milliarden Dollar ansteigen lassen, so die Schätzungen.

Den größten Anteil an diesem „Wirtschaftswunder“ wird eine Neubewertung von Kosten für Forschung und Entwicklung haben. Wie die „Financial Times“ berichtet, sollen künftig die in diesem Sektor aufgewendeten Mittel nicht mehr als Ausgaben angesehen werden, sondern als Investitionen in die Wirtschaftsleistung mit einfließen. Statt als Vorleistung, der später gegebenenfalls Einnahmen folgen, werden die Forschungsausgaben nun quasi als Vorrat an verwertbarem Wissen und Technologie betrachtet – zunächst ungeachtet der Frage, ob sich die Forschungsaufwendungen später als Erfolg oder als Flop entpuppen. Noch umstrittener ist eine andere Änderung. Nebenkosten beim Häuserkauf sollen künftig noch stärker wie Investitionen gewertet werden. Was bereits jetzt für Maklerprovisionen gilt, soll nun auch auf Rechtsanwaltsgebühren und die Stempelsteuern im Zuge der Immobilienkäufe ausgeweitet werden – sie sollen künftig wie Investitionen bewertet werden. Die Folge: Die US-Wirtschaftsleistung wird allein durch diese Änderung um geschätzte 60 Milliarden Dollar ansteigen. Einen weiteren Beitrag zur wundersamen Vermehrung des Bruttoinlandsprodukts wird der sogenannte „Hollywood-Effekt“ ha­ben. Filme, TV-Serien, Theaterstücke und Musik sollen künftig nicht nur mit ihren Verkaufseinnahmen in die Wirtschaftsleistung einfließen, sondern auch mit dem Kapitalwert der Lizenzgebühren, selbst wenn sie in den Bilanzen gar nicht mehr als Investitionen geführt werden.

So umstritten diese Änderungen allein schon sind, die Bewertungsansätze sollen sogar rückwirkend bis zum Jahr 1929 angewendet werden. Was möglich ist, wenn es gilt, unerfreuliche Zahlen statistisch kleinzurechnen, wird bei der Staatsverschuldung deutlich. Je nach politischem Lager ist von rund 16,75 Billionen Dollar Schulden die Rede oder von nur 11,9 Billionen Dollar. Die unterschiedliche Sichtweise wird durch einen simp­len statistischen Trick möglich: In der Summe von 16,75 Billionen Dollar ist die gesamte ausstehende öffentliche Schuld enthalten. Taucht die von der Regierung gern in der Öffentlichkeit verwendete Angabe von rund 11,9 Billionen Dollar auf, dann fehlen mehrere Billionen Dollar, die sich das Finanzministerium bei staatlichen Treuhandfonds ausgeliehen hat. Bei dieser „innerstaatlichen Umbuchung“ handelt es sich jedoch um nichts anderes als um einen Griff in die Rentenkasse. Das US-Finanzministerium bedient sich dabei für gewöhnlich bei den Treuhandfonds der Rentenversicherung oder bei der Krankenversicherung für Rentner. N.H.


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