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11.05.13 / Divan-Dichter / Vor 225 Jahren wurde Rückert geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-13 vom 11. Mai 2013

Divan-Dichter
Vor 225 Jahren wurde Rückert geboren

Der Winter 1833/34 war lang und hart. Zu hart für die sechs Kinder des Erlanger Orientalistik-Professors Friedrich Rückert, die in jenem Winter alle an Scharlach erkrankten. Sein jüngster Sohn und seine einzige Tochter starben daran. Der Vater bewältigte den Tod beider Kinder, indem er seinen Schmerz in Gedichte fasste. Wie im Rausch verfasste er in kurzer Zeit über 400 „Kindertoten­lieder“. Dieser riesige Zyklus sollte zu seinem bekanntesten Werk werden.

Dass der am 16. Mai 1788 in Schweinfurt geborene Rückert bis heute nicht in Vergessenheit gera­ten ist, verdankt er dem Komponisten Gustav Mahler, der einige Rückertlieder vertont hat. Neben dem Liederzyklus mit fünf Stücken aus den „Kindertotenliedern“ wie das düstere „In diesem Wetter, in diesem Braus“ verarbeitete Mahler fünf weitere Lieder aus anderen Rückert-Sammlungen, am bekanntesten dabei ist „Um Mitternacht“.

Obgleich Rückert pro Tag bis zu sechs Gedichte verfasste und damit der wohl produktivste Lyriker seiner Zeit war, blieb die große Anerkennung als Dichter aus. In Prosa-Zeiten war Lyrik ein Auslaufmodell. Sein Geld verdiente er daher als Gelehrter für orientalistische Sprachen und Übersetzer. Obwohl er nie über Rom hinaus gereist war, hat er sich mit 44 Sprachen be­schäftigt. Vom altiranischen Avestisch über das südindische Malayalam bis zum osttürkischen Tschagataisch reichte sein sprachwissenschaftliches Repertoire.

Zur selben Zeit, als Goethe 1819 mit dem „West-Östli­chen Divan“ eine wahre Orient-Begeisterung entfachte, lernte Rückert in Wien bei dem Begründer der wissenschaftlichen Osmanik, Joseph von Hammer-Purgstall, die persischen Sprachen.

Nachdem er den Koran teilübersetzt, mehrere Grammatiken verschiedener Sprachen geschrieben und Gedichte in Ghasel – eine persische Lyrikform – veröffentlicht hatte, berief ihn König Friedrich Wilhelm IV. 1841 nach Berlin. Er blieb sieben Jahre, zog dann nach Neuses bei Coburg zurück, wo er 1866 starb. Geistesgeschichtlich bleibt er von Bedeutung, da mit ihm die Mode für nah- und fernöstliche Kulturen in die deutsche Literatur einzog und Autoren wie Hermann Hesse nun anfingen, sich für den Buddhismus zu begeistern. Tws


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