29.03.2024

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Suchen und finden
11.05.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-13 vom 11. Mai 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

es gibt Freundschaften, die halten ein Leben lang, auch wenn sich längst die Wege getrennt haben. Sie halten auch dann, wenn man von dem Freund oder der Freundin von einst lange nichts mehr gehört hat, denn sie bleiben in der Erinnerung lebendig. Und führen immer wieder zur Suche, auch noch im späten Alter, aber gerade deshalb besonders intensiv. Vor allem, wem man liest, dass andere Suchende auch nach Jahrzehnten vergeblicher Suche schließlich doch Erfolg gehabt haben, und das oft über unsere Ostpreußische Familie. So gibt es Briefe, wie den von Herrn Gerhard Minuth aus Frankfurt am Main, der mit den Sätzen beginnt: „Immer wieder lese ich in der Preußischen Allgemeinen Zeitung Ihre Seite. Viele Suchende haben mit ihren Anfragen Erfolg. Vielleicht habe ich auch das Glück!“ Es wäre schön, wenn seine jahrzehntelange Suche endlich zu einem Erfolg führen würde. Unsere Ostpreußische Familie ist jedenfalls der Joker, den Herr Minuth nun setzt, um seinen alten Schulfreund Kurt Nöske endlich zu finden. Beide sind geborene Königsberger. Gerhard Minuth, *30. September 1929, wohnte bis Kriegsende in der Insterburger Straße 4, sein etwa gleichaltriger Tischnachbar in der Sackheimer Mittelschule war Kurt Nöske vom Lieper Weg. Sie waren die besten Freunde, hegten als Sackheimer Bowkes gemeinsam Streiche aus und standen einander bei, wenn etwas schief ging. Ende des Jahres 1944 verloren sie sich aus den Augen. Anscheinend hatte Kurt Nöske die Schule verlassen, denn Gerhard Minuth blieb in Königsberg. Zwar nicht mehr in der Insterburger Straße, er wohnte mal hier, mal dort im russisch besetzten Königsberg. Bis zu seiner Ausreise 1948 arbeitete er in der Brauerei Ostmark. Es ist anzunehmen, dass sein Freund Kurt nicht in Königsberg verblieb. Vielleicht hat er noch vor der russischen Okkupation die Stadt verlassen. Er könnte auch als etwa 16-Jähriger zur Flak gekommen sein – niemand konnte Gerhard Minuth etwas über das Schicksal seines Freundes sagen. Das Haus am Lieper Weg, in dem Kurt gewohnt hatte, war der Hirschkrug. Er hatte auch noch eine Schwester, an deren Namen sich Herr Minuth allerdings nicht mehr erinnert. „Vielleicht gibt es noch jemanden, der etwas von ihm weiß – oder Kurt meldet sich noch!“, hofft Herr Minuth. Da ist die Latte allerdings ziemlich hoch gelegt. (Gerhard Minuth, Friedrich-Stampfer-Straße 18 in 60437 Frankfurt am Main.)

Auch Herr Werner Mai aus Maisach sucht noch immer seine Freundin aus Königsberger Kindertagen. Wir hatten vor einiger Zeit schon einmal nach Ursula Brandenburg im Rahmen der Suche nach ehemaligen Mitbewohnern der Familie in der Schönstraße 11 geforscht, aber während es zu einigen der erwähnten Namen einige Zuschriften gab, herrschte im Fall Ursula Brandenburg Schweigen. Mit dem zwei Jahre älteren Mädchen verbrachte der 1938 geborene Werner die Bombennächte im Keller, denn sie bewohnten mit ihren Müttern gemeinsam die Räume im Obergeschoss des Hauses in der Schönstraße, durchlebten zusammen die Schrecken des Krieges – das verbindet. Herr Mai besitzt noch ein Foto, das ihn auf dem Balkon des Hauses Schönstraße 11 zusammen mit Ursula Brandenburg und Frau Lagerpusch – deren Friseursalon sich in dem Hause befand – zeigt und das er uns zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat. Vielleicht hilft diese alte Aufnahme bei der Suche weiter. Aber das alleine ist nicht der Grund seines erneuten Schreibens, das diesmal nicht nach Königsberg, sondern nach Masuren führt, in den Kreis Treuburg, denn seine Mutter stammte aus Czukten und ihre Kinderzeit verlebte sie in Treuburg. Nun ist Herr Mai dabei, für seine Enkel eine Familienchronik zu schreiben, in der er ihnen so viel Wissenswertes wie möglich über ihr Stammland vermitteln möchte. Und da gibt es doch einiges zu erklären, so auch, warum Treuburg früher Marggrabowa hieß und im Kreis Oletzko lag. Über die Umbenennung aufgrund der vielen Stimmen für Ostpreußen bei der Abstimmung am 11. Juli 1920 konnte ich ihm Auskunft geben und ihn auch über die Stadt mit dem einst größten Marktplatz des Deutschen Reiches informieren, aber hinsichtlich des Geburtsortes seiner Mutter vermochte ich ihm nur einige Angaben zu vermitteln: Czukten [Czukty], 1938 umbenannt in Schuchten, Dorf, 13 Kilometer von Treuburg entfernt. Seine Mutter war eine geborene Slomianka. Ob diese Familie zu den alteingesessenen Bewohnern gehört, kann vielleicht noch jemand der ehemaligen Nachbarn wissen. Deren Zahl ist aber sehr begrenzt, denn 1945 hatte Schuchten nur 165 Einwohner. Herr Mai würde sich jedenfalls sehr freuen, wenn er etwas über die Heimat seiner Mutter erfahren könnte. (Werner Mai, Bürgermeister-Bals-Straße 8 in 82216 Maisach.)

Manchmal führen Grabsteine zu einer neuen Spur in der Familienforschung, sie sind steinerne oder eiserne Dokumente, die alle Zeiten überdauert haben. So erging es dem Ehepaar Hanna und Siegfried Hoefer aus Wanderup, das dabei ist, die Verwandtschaft der Linie Hoefer zu erkunden und zu erfassen. Frau Hoefer hat hierbei die Fäden in die Hand genommen und an uns geschrieben, weil sie sich durch eine Veröffentlichung in unserer Kolumne einen Erfolg verspricht. Der Vater von Siegfried Hoefer war Emil Hoefer aus Dobawen/Dobauen, Kreis Goldap. Nun erhielt das Ehepaar kürzlich das Foto eines Grabsteines mit der Inschrift: „Hier ruhet in Gott mein lieber Mann Fritz Höfer, geboren 17. September 1898, gestorben 2. Juli 1938“. Die Aufnahme stammt aus dem Nachlass von Elisabeth Weiß geborene Arnold aus Budweitschen/Elsgrund im Kreis Goldap. Elisabeth Weiß war in erster Ehe mit Hugo Höfer, einem Bruder von Emil Hoefer, verheiratet. Hugo Höfer wurde in Dobawen geboren und war später Uhrmachermeister in Szittkehmen/Wehrkirchen. Jetzt geht es also um den auf dem Grabstein verzeichneten Fritz Höfer. Da er 1938 verstarb, ist es möglich, dass sich noch ehemalige Bekannte oder Verwandte an ihn erinnern oder über ihn Auskunft geben können. (Hanna und Siegfried Hoefer, Ringstraße 26 in 24997 Wanderup, Telefon 04606/548.)

Der Faktor Zeit spielt eine immer größer werdende Rolle, und deshalb ist ja das wöchentliche Erscheinen der PAZ/Das Ostpreußenblatt so wichtig, weil es zwischen Suchfrage und Veröffentlichung keine den Erfolg verzögernde Zeitspanne gibt. Das geht auch aus dem Schreiben hervor, mit dem sich Frau Karen Baum bei unseren Leserinnen und Lesern bedankt. Wir hatten schon berichtet, dass Herr Hans Dzieran aus Chemnitz die Herkunft des in Tilsit gefundenen Milchkännchens mit dem Signum „Paul Artschwager“ einwandfrei lokalisieren konnte. Und das blitzschnell, weil er meinte, dass „wir Alten von unserem Wissen Gebrauch machen sollten, solange wir dazu in der Lage sind“. Nun schreibt Frau Karen Baum: „Herzlichen Dank für die Zusendungen und Anrufe bezüglich meiner Veröffentlichung des Milchkännchens. Ich bitte um Verständnis, dass ich mich bisher bei niemandem persönlich gemeldet und bedankt habe, aber kurz nach dem Erscheinen meiner Anfrage verstarb leider mein ,Muttchen‘, so nannte ich sie oft. Ich konnte ihr noch aus der Veröffentlichung vorlesen beziehungsweise sie zeigen und auch noch über zwei Zusendungen erzählen, aber mehr leider nicht. Meine Mutter nahm immer regen Anteil an meiner Familienforschung und half mir, wo sie konnte. Es ist eine schwere Zeit für mich, deshalb auf diesem Wege noch einmal ein Dankeschön für die Unterstützung, die ich durch Ihre LeserInnen erfahren durfte. Ihrer Zeitung bleibe ich treu verbunden und erhalte sie bereits regelmäßig.“ Bezüglich des auch in ihrer Familie vorkommenden Namens „Artschwager“ hat sich allerdings noch keine verwandtschaftliche Verbindung ergeben.

Auch über die Informationen, die Herr Frank Schneidewind bezüglich des Ortes Ketzwalde Herrn Rolf Schweig aus Ganderkesee geben konnte, haben wir berichtet. Der Kulturwart der LO-Kreisgruppe Siegerland konnte „einige Hinweise vermitteln“, wie er mir mitteilte – na, das war aber reichlich untertrieben. Denn nun bedankt sich Herr Schweig für die Vermittlung sehr herzlich: „Herr Schneidewind verhalf mir zu zahlreichen Namen und Adressen aus und über Ketzwalde, wovon sich eine als ,Volltreffer‘ herausstellte. Herr Hans-Henning Dugge schrieb 1912 ein Buch, das neben verschiedenen Geschichten auch jüngere Fotos enthält. Ein Exemplar habe ich bekommen und werde es zu meinen Kusinen in die USA schicken.“ Die hatten nämlich Sehnsucht nach ihrem Heimatort im Oberland bekommen und wollten gerne wissen, wie es dort heute aussieht. Solche umfassenden und aktuellen Informationen, dazu in so kurzer Zeit ermittelt, hatten sie mit Sicherheit nicht erwartet. Kurz vor der Fertigstellung dieses Berichts teilte mir Herr Schneidewind mit, dass er Herrn Schweig die Anschrift einer noch heute in Ketzwalde lebenden Deutschen geben konnte, so dass eventuell auch persönliche Verbindungen zustande kommen.

Aber auch Herr Frank Schneidewind, unser erfahrener und verlässlicher Zuarbeiter, hat eine Suchfrage, und wir erfüllen sie ihm gerne. Im Nachlass seiner Mutter Johanna Schneidewind geborene Günster, †5. März 2013, fand er Hinweise auf die Namen ihrer ehemaligen Freundinnen aus ihrem Zufluchtsort im Raum Wilster nach der Flucht aus dem östlichen Brandenburg über Thüringen nach Norddeutschland. Von 1946 bis 1948 wohnte Johanna Schneidewind in Dammpfleth bei Wilster. Ihre Freundinnen Else Tramnitzke und Waltraud Ulbrich wohnten im November/Dezember 1947 in Wilster. Dass sie auch beruflich miteinander verbunden waren, beweist ein Vermerk „Deine Arbeitskameradinnen“. Wer weiß etwas über den Verbleib der jungen Frauen und ihr weiteres Schicksal? Über das einer dritten Freundin von Johanna Schneidewind, Erna Dreher aus Königsdorf, Kreis Mohrungen, konnte in Erfahrung gebracht werden, dass diese vor einigen Jahren im Ruhrgebiet verstorben ist. (Frank Schneidewind, Grubenstraße 10 in 57462 Olpe.)

Eure Ruth Geede


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