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11.05.13 / Die Erfindung des Muttertags / Der Ehrentag für die Mütter hat heidnische Wurzeln – Durchbruch erst im 20. Jahrhundert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-13 vom 11. Mai 2013

Die Erfindung des Muttertags
Der Ehrentag für die Mütter hat heidnische Wurzeln – Durchbruch erst im 20. Jahrhundert

Vor genau 90 Jahren wurde in Deutschland der Muttertag eingeführt. Dieses Jahr fällt er auf den 12. Mai. Doch um eine original deutsche Erfindung handelt es sich bei dem Ehrentag der Mütter allerdings nicht. Über die USA und England verbreitete sich der Feiertag bis in die Weimarer Republik.

Mütter wurden schon im Altertum verehrt. So widmeten die Griechen einen Tag im Jahr der Mutter aller Gottheiten Rhea. Die Römer feierten die Göttin Juno und die Germanen ihre Freya. In England wurde im 13. Jahrhundert der „Mothering Day“ durch König Heinrich III. eingeführt. Damals sollte man aber der Kirche als religiöse Mutter gedenken. Dennoch nutzte das Volk diese Idee, um der eigenen Mutter zu danken. Anfang des 19. Jahrhunderts wollte ausgerechnet Napoleon Bonaparte einen Ehrentag für die Mütter schaffen. Da sein Regime 1815 zerbrach, geriet die Idee in Vergessenheit. Die Ursache für unseren Muttertag liegt in den USA. 1858 gründete Ann Marie Reeves Jarvis aus West-Virginia eine Initiative, um der horrenden Kindersterblichkeit entgegenzuwirken. Hygienische Missstände sollten beseitigt werden. Ihre Tochter Ann, die auch als US-Frauenrechtlerin bekannt wurde, setzte sich schließlich für die Einführung eines offiziellen Feiertages zu Ehren der Mutter ein. Von ganz hoher Stelle erhielt der Tag nun seine Berechtigung. 1914 erklärte der amerikanische Präsident Wilson den zweiten Sonntag im Mai zum Gedenktag: „Die Flagge wehte nie aus einem schöneren und heiligeren Anlass als für diese zärtliche Armee: die Mütter Amerikas.“

Sehr schnell wurden Blumen und Grußkarten üblich, um der Mutter eine Freude zu machen. Das blieb dem Verband der Blumengeschäftsinhaber in Deutschland natürlich nicht verborgen. Und tatsächlich. Nachdem der Brauch über England nach Europa gekommen war, führte der Verband den Muttertag 1923 auch in Deutschland ein. Rührselige Plakate wie: „Ehret die Mütter“ sollten den Kauf anregen. Der völlig unpolitische Tag wurde unter der NS-Regierung sehr schnell missbraucht. Den wehrkrafterhaltenden gebärenden Müttern wurde der dritte Sonntag im Mai gewidmet. 1938 gab es das „Ehrenkreuz der deutschen Mutter“. Dass sich nach dem Krieg die DDR vom Muttertag abwandte, ist historisch zu erklären. Mit westlich-reaktionären Bräuchen wollte man im real existierenden Sozialismus nichts zu tun haben.

Dafür gab es dann am 8. März den Internationalen Frauentag. Inzwischen hat sich das wieder vereinigte Deutschland mit dem Muttertag arrangiert.

Ann Jarvis wurde der Konsum damals zu viel. Sie begann gegen den Muttertag zu kämpfen, kam sogar wegen Störung desselben ins Gefängnis. Sie klagte sich arm, um den Tag wieder abzuschaffen, und starb einsam im Altersheim. Dass dieses vom Blumenverband heimlich bezahlt wurde, gehört ins Kuriositätenkabinett der Geschichte. Silvia Friedrich


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