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18.05.13 / Tafelsilber verkauft / Hochtief veräußert baukonjunkturunabhängige Einnahmequelle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-13 vom 18. Mai 2013

Tafelsilber verkauft
Hochtief veräußert baukonjunkturunabhängige Einnahmequelle

Nach jahrelanger Suche hat Hochtief einen Käufer für seine Flughafensparte gefunden. So überraschend niedrig wie der Preis ist auch der Käufer. Es ist keine der üblichen Größen der Luftfahrtbranche, sondern ein kanadischer Pensionsfonds. Lediglich 1,1 Milliarden Euro muss der Public Sector Pension Investment Board of Canada (PSP) für die Hochtief-Beteiligungen an den Flughäfen Hamburg, Düsseldorf, Athen, Budapest, Sydney und Tirana auf den Tisch legen. Sowohl Mitarbeiter als auch Aktionärsschützer sehen den Verkauf mit gemischten Gefühlen. Nach wie vor gibt es starke Befürchtungen, dass der spanische Großaktionär ACS den Essener Traditionskonzern früher oder später komplett zerschlagen will, um seinen eigenen in Spanien angehäuften Schuldenberg abzubauen. Dass bereits die nächsten Verkäufe von Hochtief-Tochterunternehmen in der Planung sind, geben diesen Befürchtungen neue Nahrung.

Skeptisch aufgenommen wurde allerdings auch der erzielte Preis. Noch bis zum Herbst 2011 sollen der französische Baukonzern Vinci und die chinesische HNA Group bereit gewesen sein, für das Flughafenpaket rund 1,5 Milliarden Euro zu bezahlen – 400 Millionen mehr, als nun der kanadische Käufer bezahlt. Fraglich aber genauso, warum sich Hochtief überhaupt von seinen Flughafenbeteiligungen trennen soll. Die Flughafensparte gilt als sehr lukrativ, die stabilen Erträge konnten bisher zudem Gewinnrückgänge ausgleichen, wenn es konjunkturbedingt für Hochtief in der Bausparte weniger gut lief.

Unangenehme Fragen von Aktionären werden auf den neuen, von ACS entsandten Konzernchef Marcelino Fernandez Verdes auf der nächsten Hauptversammlung noch aus einem anderen Grund zukommen. Der nach langen Querelen ausgehandelte Vertrag zur Fertigstellung der Hamburger Elbphilharmonie hat bei Hochtief intern für ein heftiges Zerwürfnis gesorgt. Während die Stadt Hamburg noch einmal rund 257 Millionen Euro bei dem Projekt nachschießt und auf alle Schadensersatzansprüche verzichtet, verpflichtet sich Hochtief, die Elbphilharmonie zu einem Festpreis bis zum Herbst 2016 fertigzustellen – egal wie hoch am Ende die Baukosten ausfallen. Abzuwarten bleibt, ob sich der Vertrag für Hochtief am Ende als Geniestreich oder als Fiasko entpuppt. „Früher hätte man uns so einen Vertrag um die Ohren gehauen“, so ein Hochtief-Manager gegenüber der „Wirtschaftswoche“. „Die Garantien, die wir da übernehmen, sind hoch riskant.“

Heftig unter Beschuss geraten ist inzwischen allerdings auch die Verhandlungsführung des Hamburger Senats. Wurde der Vertrag zunächst als großer Erfolg für Olaf Scholz (SPD) bejubelt, steht nun ein brisanter Vorwurf im Raum. Die Stadt Hamburg habe leichtfertig auf Schadensersatz gegen den Baukonzern verzichtet, zahle stattdessen sogar noch einen hohen Nachschlag an Hochtief. Norman Hanert


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