© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-13 vom 18. Mai 2013

Mit offenem Visier
Vom Aufstieg bis zu ihrem Untergang: Eindrucksvolles Buch über die Ritter

Dass das Mittelalter gar nicht so fern ist, merken wir unterbewusst täglich. Etwas im Schilde führte doch jeder schon einmal. Auf hohem Ross sitzt man sicher auch hin und wieder. Man bricht eine Lanze für den Kollegen oder rüstet sich für die berufliche Herausforderung. Verweist man nicht auch im täglichen Umfeld die anderen häufig in die Schranken? Unsere Sprache ist voll von Begrifflichkeiten aus der Ritterzeit. Also sind wir doch noch ganz nah dran. Wer darüber hinaus etwas erfahren will, hat nun die Chance, sich den Rittern per Buch zu nähern.

Man bleibt schon am Einband hängen, muss einfach über die glänzende Ritterrüstung streichen. Rein optisch erliegt man bereits beim Betrachten des kostbaren Bandes „Die Ritter“ aus dem Theiss-Verlag Stuttgart dem Glanz dieser vergangenen Epoche. Die Autoren Sabine Buttinger, Historikerin an der Universität München, und Jan Keupp, Lehrer für die Geschichte des Mittelalters an der Universität Münster, verdienen sich also erste Sporen bereits durch das ansprechende Äußere ihres neuen Buches. Fast ist es, als ob man vom adligen Krieger im Harnisch auf dem Einband beobachtet wird. Gleich öffnet sich sicher das Visier, also schnell weiter geblättert.

Als Königssohn Parzival streift man durch das Werk und stellt wie er die Frage: „Du nennst dich Ritter, was ist das?“ So das Thema des ersten Buchteils. Über den Adel des Frühmittelalters, den höfischen Edelmann und den Ritter im Kampf wird detailliert berichtet. So ist zu erfahren, dass man sich den Krieger nicht als heroischen Einzelkämpfer vorstellen darf. Der Sieg in der Schlacht gehörte dem Teamspieler, der sich der Disziplin des Kampfverbandes unterzuordnen hatte. Im zweiten Teil betreten wir mit eisernen Fußstapfen die Wege dieser Adligen. Wie wurde man überhaupt Ritter? Wir schauen in ihre Burgen, lernen ihren Alltag, ihren Kampf, die höfischen Turniere kennen und werden schließlich über den Untergang des Rittertums informiert. Wer dieses Meisterwerk in Händen hält, legt es so schnell nicht wieder beiseite. Man geht auf Zeitreise und kann nicht mehr an Rückkehr denken. Zu faszinierend die Texte, zu fesselnd die Bilder. Wer jemals eine Frage zum Rittertum hatte, wird hier Antwort finden. Und darf danach mit offenem Visier mit anderen Wissbegierigen die Klingen kreuzen. Silvia Friedrich

Sabine Buttinger, Jan Keupp: „Die Ritter“, Konrad Theiss, Stuttgart 2013, 192 Seiten, 29,95 Euro