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25.05.13 / Wirtschaft entsorgt Fachkräfte / Tausendfacher Stellenabbau trifft weiter vor allem ältere Arbeitnehmer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Wirtschaft entsorgt Fachkräfte
Tausendfacher Stellenabbau trifft weiter vor allem ältere Arbeitnehmer

Während Unternehmen einerseits über Fachkräftemangel klagen, sind 2011 so viele Arbeitnehmer wie nie zuvor früher in Rente gegangen beziehungsweise vom Arbeitgeber geschickt worden. Gerade große Unternehmen nutzen auch weiterhin Vorruhestandsregelungen, um teures Personal abzubauen.

„Viele ältere Kollegen werden länger an Bord bleiben, den Vorruhestand können wir dann zurück-fahren“, gelobt Marion Schick, neuer Personalvorstand der Telekom, Besserung. Doch was sich auf den ersten Blick gut anhört, ist immer in entsprechender Relation zu sehen. So hat die Telekom in den letzten fünf Jahren rund 12800 Stellen gestrichen – viele davon über Vorruhestandsregelungen. 2012 arbeiteten noch etwas über 118840 Mitarbeiter für die Deutsche Telekom AG in Deutschland. Gleichzeitg hat das Unternehmen laut „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“ im vergangenen Jahr aber auch rund eine Milliarde Euro dafür verwendet, um über Vorruhestandsregelungen und Abfindungen Kosten, sprich Mitarbeiter, zu reduzieren. Wenn also Marion Schick jetzt ankündigt, sie wolle ältere Mitarbeiter länger behalten, dann bedeutet das nur, dass sich der Stellenabbau nach den radikalen Einschnitten der letzten Jahre verlangsamt. So merkt die 55-jährige Ökonomin auch an, dass der technologische Wandel eine weitere Verkleinerung der Belegschaft nötig mache und man den Vorruhestand als Instrument für den Stellenabbau grundsätzlich beibehalten wolle.

Schon seit Jahren sind Vorruhestandsregelungen vor allem bei Großkonzernen ein beliebtes Mittel, um Kosten zu senken. Vor allem ältere Mitarbeiter verdienen wegen alter Tarife und langer Unternehmenszugehörigkeit vergleichsweise gut, sprich kosten viel, daher ist es, so man denn nur die reinen Zahlen betrachtet, aus unternehmerischer Sicht durchaus sinnvoll, sie zuerst zu entlassen, auch wenn die Abfindungen in dem Jahr des Ausscheidens besonders teuer sind. Zugleich ist es auch wirklich sozialverträglicher, Arbeitnehmer vorzeitig in den Ruhestand zu schicken, anstatt junge Arbeitnehmer, die noch Familien zu ernähren haben, in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. Und so vermeldeten in den letzten Tagen und Wochen Unternehmen wie Karstadt, Eon und RWE den angekündigten Personalabbau vorrangig über Vorruhestandsregelungen abzuwickeln.

Auch Peter Löscher, Konzernchef von Siemens, betonte, er wolle, um die Rendite zu erhöhen, bis 2014 sechs Milliarden Euro einsparen. Dies soll vor allem über den Abbau von Personal geschehen. 10000 Stellen sollen so in den nächsten Monaten in Deutschland wegfallen. Das soll vorrangig über Aufhebungsverträge und Vorruhestandsangebote erfolgen. Dies ist insoweit verwunderlich, als Analysten die schlechten Zahlen des Unternehmens damit begründen, weil es in den letzten Jahren zu viele altgediente Mitarbeiter über Vorruhestandsregelungen verloren hat. Dieser selbst erzeugte Mangel an Fachkräften habe dazu geführt, dass technische Erwägungen den betriebswirtschaftlichen unterlegen gewesen und in vielen Bereichen Aufträge nicht zeitgemäß oder nicht exakt ausgeführt worden seien. Statt erfahrenen Ingenieuren würden jetzt junge Controller, Betriebswirte und Marketingmanager die Macht im Unternehmen haben, beanstandete vor Kurzem der „Spiegel“.

Angesichts der nicht absolut überzeugenden Ergebnisse, die Deutschlands Unternehmen gemacht haben, ist der Rat von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die südeuropäischen Euro-Länder sollten ihre hohe Jugendarbeitslosigkeit über das personalpolitische Instrument der Vorruhestandsregelungen lösen, diskussionswürdig. Rebecca Bellano


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