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25.05.13 / Die falschen Fragen gestellt / Journalisten fielen bei »Offshore Leaks« nur über Steuersünder her

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Die falschen Fragen gestellt
Journalisten fielen bei »Offshore Leaks« nur über Steuersünder her

In den Medien war es ein großer Paukenschlag, als Anfang April erste Details des sogenannten „Offshore Leaks“ bekannt wurden. In einer koordinierten Aktion haben 86 Journalisten umfangreiches Datenmaterial über Steuerschlupflöcher aufbereitet, das Schritt für Schritt veröffentlicht werden soll. Mit Hilfe von Bankern und Anwälten sollen Milliardenvermögen in Steueroasen vor dem Fiskus verborgen worden sein, mit dabei Prominente wie Gunter Sachs. Die bisher verbreitete Saga über die Herkunft der Daten geht wie folgt: Anonym wäre dem in den USA ansässigen „International Consortium of Investigative Journalists“ (ICIJ) eine 260-Gigabyte-Festplatte in den Briefkasten gelegt worden. Darauf gespeichert 2,5 Millionen Dateien mit Hinweisen auf 130000 Kunden aus mehr als 170 Ländern von zwei der bedeutendsten Anbietern von Steuerspar-Trusts.

So spektakulär das angekündigte Material auch scheint, von den involvierten Journalisten, darunter Vertretern der „Süddeutschen Zeitung“ und des NDR, ist kaum etwas zu Fragen zu hören, die angesichts der Umstände naheliegend sind: Wer profitiert eigentlich von dem Datenleck? Welche Einzelperson oder besser welche Organisation ist eigentlich in der Lage, sich Zugriff auf verschlüsselte Daten von 122000 Briefkastenfirmen in zehn über die ganze Welt verstreuten Steueroasen zu beschaffen?

Was auffällt ist, dass in dem Material wichtige europäische und US-amerikanische Steueroasen nicht auftauchen. Ebenso erstaunlich die scheinbare Steuerehrlichkeit westlicher Politiker. Denn bis auf den Wahlkampfmanager von Frankreichs Präsident François Hollande taucht aus diesem Bereich kein bekannter Name auf. Geht es um die Frage, welcher Finanzplatz den Schaden davon trägt, müssen gleich mehrere Länder genannt werden. Zu den Verlierern zählen die Finanzplätze Singapur und die Britischen Jungferninseln, auf denen die vom Datenklau betroffenen Treuhandfirmen ihren Sitz hatten. Erneut zu den Verlierern zählt die Schweiz, die in dem Material auftaucht. Nutzen werden hingegen diejenigen Steueroasen ziehen, hinter denen starke Staaten stehen: Schwarzgeldparadiese wie Delaware und Florida in den USA oder das heute zu China gehörende Hongkong. Zu den Gewinnern dürften ebenfalls die britischen Kanalinseln und damit indirekt die City of London zählen.

Nach dem spektakulären Auftakt hat das „Offshore Leaks“ vom April mittlerweile eine erstaunliche Wende genommen. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, waren die britischen Behörden bereits seit 2010 im Besitz des Datenmaterials, das ursprünglich sogar 400 Gigabyte umfasst haben soll – „offenbar haben sie sie bisher jedoch nicht umfassend ausgewertet“, so die „SZ“.

Sehr viel plausibler ist eine andere Erklärung: Dem Journalisten-Konsortium ist von britischen Behörden bereits eine bereinigte Fassung des Materials zugespielt worden. Nahe liegt der Verdacht, dass es sich bei dem „Offshore-Leaks“ von Anfang an um eine PR-Aktion in Regierungsangelegenheiten zur gezielten Schädigung einzelner Steueroasen gehandelt hat, bei dem sich die „investigativen“ Journalisten nur allzu bereitwillig einspannen ließen, ohne kritische Fragen zur Herkunft des Materials zu stellen. N.H.


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