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25.05.13 / Martin-Opitz-Bibliothek geht mit der Zeit / Literatur zur Geschichte und Gegenwart in Herne − Spezialisierung auf ostmittel-, ost- und südosteuropäischen Raum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Martin-Opitz-Bibliothek geht mit der Zeit
Literatur zur Geschichte und Gegenwart in Herne − Spezialisierung auf ostmittel-, ost- und südosteuropäischen Raum

Die Martin-Opitz-Bibliothek (MOB) in Herne deckt mit ihrem vielfältigen Literaturangebot den Raum Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas ab und trägt somit zur Förderung des Dialoges zwischen Ost und West bei. Auch wenn die Beschäftigung mit Büchern, Periodika und Landkarten sowie die Herausgabe von Publikationen und Verzeichnissen die Kernaufgaben bilden, finden regelmäßig auch Vorträge, Lesungen und Ausstellungen im Hause statt.

So etwa ist bis Ende Mai des Jahres die Wanderausstellung von Haus Schlesien „Klosterdämmerung − Die Zisterzienserklöster Nieder- und Oberschlesiens“ zu sehen. Ein Vortrag von Nicola Remig, der Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde Königswinter, ergänzte die Präsentation mit interessanten Hintergrundinformationen.

Die vom Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Herne mit finanzieller Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland ins Leben gerufene Einrichtung ist mit rund 300000 Titeln, 10000 Periodika und 5000 Landkarten (davon alleine 760 Stadtplänen) die größte einschlägige Spezialbibliothek in Deutschland. Bei der Gründung der Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek im Jahre 1989 wurden die Bestände der Bücherei des deutschen Ostens übernommen. Heute wird die Bibliothek von der Stadt Herne und zu rund 70 Prozent vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unterstützt die Institution mit einem jährlichen Zuschuss. Unter dem Motto „Bücher bauen Brücken“ stellt die Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek mit ihrem breiten Literaturangebot umfangreiche Informationen zur Geschichte und Gegenwart der Regionen bereit.

Die Martin-Opitz-Bibliothek sammelt unter der Leitung von Dr. Hans-Jakob Tebarth die schriftliche Überlieferung zur Geschichte und Kultur der Deutschen im gesamten ostmittel-, ost- und südosteuropäischen Raum. Ein Schwerpunkt der Sammlungen liegt auf den Regionen im heutigen Westen Polens, dem historischen Ostdeutschland. Dokumentiert werden auch die historischen preußischen Ostprovinzen, darunter Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen sowie Ostbrandenburg. Die Bibliothek besitzt außerdem umfangreiche Bestände zu allen Gebieten in Süd- und Nordosteuropa, in denen Deutsche neben anderen Nationalitäten lebten, wie etwa Böhmen, Mähren, Siebenbürgen, Banat und Baltikum sowie Russland.

Thematisch widmet sich die Bibliothek der Geschichte, insbesondere der historischen Landeskunde sowie der Orts- und Familiengeschichte. Hinzu kommt der Bereich der Kirchen- und Religionsgeschichte, wobei ein Großteil zu Judaica gehört. Einen weiteren Sammelschwerpunkt bildet die Migrations- und Minderheitenforschung. Hier geht es um Themen wie Flucht, Vertreibung und Integration der deutschen Vertriebenen sowie die Integration von Zuwanderern. Die Schöne Literatur deutschsprachiger Autoren aus den genannten Regionen einschließlich der einschlägigen germanistischen Forschung rundet das Sammelareal der MOB ab. Darüber hinaus erwirbt die Einrichtung auch Literatur aus anderen Wissensgebieten wie europäische Ethnologie, Kunst, Geografie und Genealogie. In der Bibliothek befinden sich neben dem Vereinsarchiv der Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher auch die neueren Zugänge des Vereins an genealogischen Büchern. Wertvolle Sonderbestände gelangen durch die Übernahme von Vor- und Nachlässen sowie ganzer Sammlungen wie zum Beispiel jene der Bibliothek des Historischen Vereins für Ermland, des Galiziendeutschen Archivs oder des Archivs der Deutschen aus Mittelpolen und Wolhynien in die Martin-Opitz-Bibliothek.

Dass die Bibliothek umfangreiche Literatur zum Leben und Werk des schlesischen Historiographen und Barockdichters Martin Opitz besitzt, ist wohl selbstverständlich. Der Namenspatron der Bibliothek wurde im Jahre 1597 im damaligen Bunzlau geboren. Er lebte und wirkte unter anderem in Siebenbürgen, Thorn und Danzig, wo er 1639 als Historiograph im Dienste des polnischen Königs starb.

Die Spezialbibliothek erweitert regelmäßig ihre Bestände − so auch jene der Schriften mit Ostpreußen-Bezug. Zu den Neuerwerbungen, die allein im Laufe des Jahres 2013 angeschafft wurden, gehören unter anderem Bücher wie Otto Höchsts „Raum ist in der kleinsten Hütte“, Hugo von Klinggraeffs „Die Leber- und Laubmoose West- und Ostpreussens“ (Nachdruck der Ausgabe Danzig 1893), Sonya Winterbergs „Wir sind die Wolfskinder − Verlassen in Ostpreußen“ oder Hans-Dieter Rutschs „Die letzten Deutschen − Schicksale aus Schlesien und Ostpreußen“. Hinzu kommen Titel wie „Wald-, Jagd- und Kriegserinnerungen ostpreußischer Forstleute: 1925−1945“, herausgegeben von Andreas Gautschi und Wolfgang Rothe, Uwe H. Alex’s „Zur Vogelwelt Ostpreußens damals und heute“, Christian von Krockows „Begegnung mit Ostpreußen“ oder Felix Arndts „Worte und Redensarten, die es nur im nördlichen Ostpreußen gab“.

Das Haus übernimmt für das regionale Sammelgebiet die Funktion einer Zentralbibliothek und versteht sich als Service-Einrichtung. Angeboten wird ein zeitgemäßer Digitalisierungsdienst. Wie der stellvertretende Direktor Arkadiusz Danszczyk mitteilte, ist die Bibliothek seit Ende letzten Jahres Mitglied des „E-Books on Demand“-Netzwerkes. Die Grundidee liegt darin, den Nutzern zu ermöglichen, Monographien und mehrbändige Werke aus dem Altbestand der MOB (bis zum Erscheinungsjahr 1900) auf Wunsch digitalisieren zu lassen. Im Rahmen des Dokumentenlieferdienstes können Interessenten den ausgewählten Titel als E-Book inklusive Volltexterkennung von Frakturschriften online bestellen. Der kostenpflichtige Service wird im Rahmen des Netzwerkes angeboten, an dem derzeit 30 europäische Bibliotheken teilnehmen. Die MOB unterstützt zudem das Online-Portal des Vereins Digitales Forum Mittel- und Osteuropa durch die Lieferung von Digitalisierungen seltener Periodika.

Im Rahmen der Bestandserhaltung wird im Hause der Fundus an elektronischen Versionen von Druckwerken permanent erweitert. Diese können auf CD in Kopie erworben werden, sofern das Copyright es zulässt. Darunter befinden sich ausgesprochene Raritäten, wie Kaspar Hennebergers „Erclerung der preussischen grössern Landtaffel oder Wappen“ oder Christoph Hartknochs „Altes und neues Preussen oder Preussischer Historien zwey Theile“. D. Göllner


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