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25.05.13 / Geburtsstätte edler Pferde / Bis 1944 war in Trakehnen die erfolgreichste Reitpferdzucht Ostpreußens angesiedelt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-13 vom 25. Mai 2013

Geburtsstätte edler Pferde
Bis 1944 war in Trakehnen die erfolgreichste Reitpferdzucht Ostpreußens angesiedelt

Bis zum Schicksalsjahr 1944 war Deutschlands älteste, größte und erfolgreichste Reitpferdezucht in Ostpreußen angesiedelt. Als Krone der ostpreußischen Pferdezucht von Militär- und Reitpferden galt die Rasse der Trakehner. Sie besteht aufgrund der Nachzucht in der Bundesrepublik und weltweit bis heute fort. Ihr Renommee ist nach wie vor hervorragend.

Das 1782 eingeführte Brandzeichen des Hauptgestüts Trakehnen war eine breite, rechte siebenzackige Elchschaufel auf dem rechten Hinterschenkel des Pferdes. Vom Geburtsort eines Pferdes hing die korrekte Bezeichnung der Rasse ab. Nur Pferde, die im Hauptgestüt Trakehnen geboren wurden, erhielten die Bezeichnung Trakehner. Pferde dieser Rasse, die außerhalb des Hauptgestüts geboren wurden, bezeichnete man als „Ostpreußisches Warmblut Trakehner Abstammung“, umgangssprachlich „Ostpreuße“. Das Brandzeichen dieser Pferde war die doppelte Elchschaufel auf der linken Hinterhand.

Die Zucht der Trakehnerpferde lässt sich lückenlos auf die Gründung des Hauptgestüts Trakehnen im Jahr 1732 zurückführen. Nördlich der Rominter Heide bei dem Dorf Trakehnen lag das Preußische Hauptgestüt Trakehnen inmitten eines Niederungsgebietes. Als eines von fünf Preußischen Hauptgestüten war Trakehnen zugleich das bedeutendste Gestüt des Deutschen Reiches. Staatlich geführte Gestüte, auf denen Landbeschäler gezüchtet und Hengste, Stuten und Fohlen gehalten wurden, bezeichnete man als Hauptgestüte. Die Pferde der edlen Warmblutrasse Trakehner werden heute nur als Reitpferde eingesetzt und sind insbesondere im Vielseitigkeitssport erfolgreich. Die Rasse wird reinblütig gezüchtet, was bedingt, dass außer Trakehnern nur bestimmte arabische Vollblüter eingekreuzt werden dürfen. Treue, Härte, ein guter Charakter und ständige Leistungsbereitschaft waren allgemein die Ziele der an praktischer Nutzung orientierten Zucht des ostpreußischen Warmblutpferdes. Bei Kriegsende waren 26000 Zuchtstuten und 852 Hengste bei der Züchtervereinigung „Ostpreußische Stutbuchgesellschaft für Warmblut Trakehner Abstammung e.V.“ mit Sitz in Königsberg registriert. Für die qualitätvolle Nachzucht waren die Hengste auf den Landgestüten Georgenburg, Rastenburg, Braunsberg und Marienwerder als Beschäler zugelassen.

Die Gründung des „Königlichen Stutamts Trakehnen“ geht auf eine Anordnung König Friedrich Wilhelms I. vom 11. Juli 1731 zurück, wonach alle Zuchtbestände seiner Gestüte und Marställe in einem einzigen Gestüt zu vereinigen waren. Damit bezweckte der „Soldatenkönig“ die eigene Züchtung von Kavalleriepferden. Die Wahl fiel auf ein verwildertes Gelände in der Niederung der Flüsse Pissa und Rodupp bei dem Domänenvorwerk Trakehnen. Das Gelände wurde mit Hilfe von 600 Infanteristen aus Memel entwässert, um es in fruchtbare Äcker, Wiesen und Weiden zu verwandeln. In der durch die Pest entvölkerten Gegend ließ der König zahlreiche Bauernhöfe neu besetzten.

1732 wurde das Gestüt mit 1101 Pferden belegt, davon 513 Mutterstuten. Anfangs umfasste das „Königliche Stutamt Trakehnen“ acht Vorwerke (Gutshöfe) bei einer Gesamtgröße von 5000 Hektar. 1739 schenkte der König das Gestüt während einer Inspektionsreise durch Ostpreußen seinem Sohn, dem Kronprinzen Friedrich, der ein Jahr später den preußischen Königsthron bestieg. Rasch entwickelte sich Trakehnen zur wichtigsten Zuchtstätte für Hengste in Preußen und erwarb sich den Ruf, elegante und ausdauernde Kutschpferde zu züchten. Nach dem Tod König Friedrichs II. am 17. August 1786 ging das Gestüt Trakehnen in den Staatsbesitz Preußens über und erhielt den Namen „Königlich Preußisches Hauptgestüt Trakehnen“. Bald danach begann die Veredelung der uralten Pferderasse der Trakehner durch die Einkreuzung von Vollblutarabern. Die Oberaufsicht über das Gestüt hatte der jeweilige Leiter des Königlichen Obermarstallamtes in Berlin, die vor Ort war dem Landstallmeister übertragen. Im 1790 erbauten Trakehner Schloss residierten bis 1944 insgesamt zwölf Landstallmeister.

Um 1940 waren rund 1000 Menschen auf dem Gestüt Trakehnen beschäftigt. Die Arbeit mit den Pferden war vielfältig. Im Jagdfeld hinter der Meute wurden die jungen Hengste und Stuten geprüft und herausgefordert. Im Alter von zweieinhalb Jahren wurden die jungen Stuten aus der Herde genommen und auf einem Hof zusammengezogen. Bei der Auslese der zukünftigen Mutterstuten unterzog man jedes Tier einer Prüfung: am Pflug, dann im Zug zu zweit vor dem Ackerwagen und schließlich als Reitpferd im Galopp. Auf dem Trakehnergelände fand das Sprungtraining der Pferde statt. Beim schwersten Hindernisrennen Europas in der ostböhmischen Stadt Pardubice, das 30 schwierige Sprünge auf einer Strecke von 6900 Metern umfasste, siegten nach dem Ersten Weltkrieg in 14 Jahren neunmal ostpreußische Pferde. In Trakehnen fanden Pferdeauktionen statt, und es wurden Jagden und Rennen veranstaltet. Seit 1912 nahmen Pferde aus Trakehnen an Olympischen Spielen teil. Ihre Reiter gewannen mit ihnen etliche Medaillen. Bei der Olympiade 1936 in Berlin waren es vier von sechs Goldmedaillen.

Im Oktober 1944 ging die traditionsreiche Trakehnerzucht in Ostpreußen jäh zu Ende. Das Hauptgestüt Trakehnen wurde vor der heranrückenden Roten Armee evakuiert. Der größte Teil der geretteten Pferde gelangte 1945 als Reparationsleistung in die Sowjetunion. Insgesamt überlebten den Zweiten Weltkrieg und die Flucht in den Westen nur etwa 700 Stuten und 60 Hengste dieser Rasse. In Hunnesrück und Neuhaus im Solling sowie in Rantzau und Schmoel in Holstein begann die Nachzucht. 1947 gründeten die Züchter in Hamburg den Trakehnerverein, der heute seinen Sitz in Neumünster hat. 2007 konnten Mitglieder des Trakehnervereins das 275-jährige Gründungsjubiläum des Gestüts in Jasnaja Poljana feiern, dem früheren Trakehnen. Seit 1945 gehört der Ort zur russischen Oblast Kaliningrad. Dagmar Jestrzemski


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