19.04.2024

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01.06.13 / Leihsoldaten zur Etatsanierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-13 vom 01. Juni 2013

Leihsoldaten zur Etatsanierung

Die derzeit rund 100000 Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen kommen zu einem großen Teil aus Asien: dort vor allen aus den Staaten Pakistan, Indien und Bangladesch. Besonders für arme Länder wie Nepal, Äthiopien, Ruanda, Nigeria und Ghana ist der Einsatz ihrer Streitkräfte unter UN-Kommando ein lukratives Geschäft. Denn die Uno bezahlt einen deutlich höheren Sold, als der Heimatstaat an seine Soldaten weiterleitet. Zudem erhoffen sich die Staatenführer einen Prestigezuwachs.

Die Industrieländer hingegen liefern lieber Geld als Soldaten: Insgesamt werden im laufenden Haushaltsjahr rund sechs Milliarden Euro veranschlagt. Die USA zahlen 27,1 Prozent davon, doch angesichts ihrer eigenen Militärausgaben in Höhe von fast einer halben Billion Dollar pro Jahr ist dieser Beitrag gering. Das vergleichsweise geringe Budget für die UN-Blauhelme und ihre Missionen spiegelt sich auch in deren veralteter Ausrüstung wider.

Soldatenhandel war in der Geschichte schon immer ein gutes Geschäft für die Regierenden und heute ist es fast ebenso. Hatten anfangs wohlhabende, westliche Nationen Truppen geschickt, so dominieren seit 1990 Entwicklungsländer oder solche, die große Armeen aufgebaut haben und diese von der Uno subventionieren lassen. Vor allem Indien, Pakistan und Nigeria nutzten die UN-Missionen hauptsächlich dazu, ihre Armeen zu unterhalten. Da die Uno etwa eine Million Dollar pro Bataillon im Monat bezahlt, wovon manche Staaten 50 bis 80 Prozent behalten, kommen bedeutende Summen zusammen. Bangladesch beispielsweise bekommt so pro Jahr von der Uno 300 Millionen Dollar überwiesen. J.F.

 

Zeitzeugen

Wolfgang Schäuble – „Diesmal werde ich nicht mit dem Scheckbuch kommen.“ Mit diesem markigen Satz begleitete der heutige Finanzminister 1994 den Einsatz deutscher Soldaten unter dem Blauhelmmandat der Uno, der sie in den Balkan führte. Damals war er Fraktionschef der CDU und folgte der Linie von Bundeskanzler Helmut Kohl. Kohl strebte an, in der neuen Weltordnung gleichberechtigt zu agieren und an internationalen Friedensmissionen teilzunehmen. Noch im vorausgegangenen Golfkrieg 1991 hatte sich die Bundesrepublik aus der aktiven Teilnahme „herausgekauft“.

Ban Ki-moon – Der 1944 geborene südkoreanische Diplomat bestimmt seit 2006 als Generalsekretär der Vereinten Nationen mit über den Einsatz von Blauhelmen zur Friedenssicherung in aller Welt. 2004 war er Außenminister Südkoreas. 2007 entkam er im Irak nur knapp einem Terroranschlag von Islamisten. Er tritt vehement für die Abschaffung von Atomwaffen ein und hat sich stets für eine Verständigung mit dem kommunistischen Terrorregime im nördlichen Nachbarland Nordkorea eingesetzt.

Manfred Eisele – Der 1938 in Gdingen geborene Generalmajor der Bundeswehr, diente im Nato-Hauptquartier in Belgien, stand später in Diensten der Vereinten Nationen, war oberster militärischer Berater von Ki-moons Vorgänger Kofi Annan und arbeitete an verantwortlicher Stelle im Referat Friedenssicherung am Einsatz der Blauhelme mit. Er trat 1998 in den Ruhestand.

Thom Karremans – Der 1948 geborene niederländische Offizier machte im Bosnienkrieg interna-tional Schlagzeilen, als er 1995 eine 400 Mann starke holländische Blauhelmtruppe kommandierte, die zum Schutz der Zone Srebre-nica abkommandiert war. Er for-derte Luftunterstützung an, die aber ausblieb. Die Folge war das von dem bosnisch-serbischen Kriegsverbrecher Ratko Mladic befohlene Massaker an 8000 muslimischen Bosniaken. Die Niederländer zogen, unterle-gen, ab und wurden später be-schuldigt, durch Nichteinschrei-ten die Gräueltaten begünstigt zu haben.


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