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01.06.13 / Castle Balga in Milwaukee / Zehnjähriger baute Modell der Ordensburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-13 vom 01. Juni 2013

Castle Balga in Milwaukee
Zehnjähriger baute Modell der Ordensburg

Dies ist eine der schönsten Geschichten, die wir in letzter Zeit erhalten haben, weil sie uns beweist: Ostpreußen lebt! Auch in der dritten Generation, auch in Amerika, sichtbar und greifbar, gestaltet von einem Kind aus der Enkelgeneration. Es ist die älteste Steinburg Ostpreußens, die Burg Balga, die jetzt in Milwaukee Wisconsin USA durch den zehnjährigen Enkel einer Balgaer Familie ihre Wiedergeburt erlebte, wenn auch als Modell aus Styrofoam. Aber die gewaltige Anlage dieser 1239 erbauten Burg am Frischen Haff ist erkennbar und wird von den Besuchern der Ausstellung im Milwaukee School System bestaunt. Darüber ist besonders sein Großvater Gerhard Kroll stolz, denn er stammt aus Balga und hält das Gedenken an seine geliebte Heimat noch immer lebendig. Wie sein Bruder Bernhard, der nun an seine ehemalige Schulfreundin Eva Droese in Kiel einen Bericht über das „Castle Balga“ gesandt hat, die ihn uns übergibt mit der Bitte um Veröffentlichung. Was wir nur zu gerne tun.

Mit ihrem Schreiben wollen wir auch beginnen, um die Vorgänge für unsere Leser richtig einzuordnen. Erika Droese stammt aus Balga und ist wie alle dort Geborenen mit ihrem historisch so bedeutenden Heimatort eng verbunden, dessen sichtbares Zeichen die letzten Steine des Burgturmes sind. Ihr verstorbener Mann hatte 1966 für die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil das Burgmodell nach Vorlagen maßgerecht geschnitzt. Es steht in der Heiligenbeiler Heimatstube in Burgdorf bei Hannover. Ihr Schulfreund Bernhard Kroll wanderte in den 50er Jahren mit seinen drei Geschwistern nach Amerika aus. Sein Bruder Gerhard Kroll war ein Künstler und auch seine in Amerika geborene Tochter Karina hatte die Begabung zur künstlerischen Gestaltung geerbt, denn sie wurde Kunstlehrerin im Milwaukee School System. Frau Droese lernte Karina, die mit dem Amerikaner Dean Allen verheiratet ist, auf einer gemeinsamen Ostpreußenreise kennen, an der auch noch sechs weitere Familienangehörige teilnahmen. Sie führte natürlich nach Balga, damit die in Amerika lebenden Krolls den Stammort der Familie erleben konnten. Sicher hat diese Reise, auf der sie auch den Rest der zerstörten Burg sahen, alle Teilnehmer sehr beeindruckt, denn als Karinas zehnjähriger Sohn Clayton für seine Schule ein Projekt mit dem Titel „Castels“ erstellen sollte, wählte er sofort die Burg Balga als Modell für seine Arbeit. Natürlich hat die ganze Familie mitgebaut, besonders aber sein Großvater Gerhard, dessen Bruder Bernhard nun seiner ehemaligen Schulfreundin in einem langen Brief ausführlich über das gelungene Projekt berichtet:

„Liebe Eva, Du bist Dir bewusst, dass ich ein sehr die Heimat liebender Mensch bin, wir haben die Liebe zu Balga selbst in der Neuen Welt nie ablegen können und an unsere Kinder und Kindeskinder weitergegeben. Nun sollte Clayton, der Großsohn von Gerhard, ein School Home Projekt ,Castels‘ erstellen. Wenn man hier von Castels spricht, denkt man gewöhnlich an England. Wie dem auch sei: Clayton wählte, bedingt durch die vielen Geschichten, die er immer von Großvater und Mutter gehört hatte, die Burg Balga aus, um die Kultur und Historie Preußens zu versinnbildlichen. Ein Land, welches man vom Erdboden ausgelöscht hatte, erlebte nun hier im Jahre 2012 in dem Milwaukee Public School System eine gewisse Wiedergeburt. Der Zehnjährige baute mit Hilfe der Familie, besonders unterstützt von Großvater und Mutter, die Burg Balga aus Styrofoam nach und bemalte sie farbig. Auf den beiliegenden Fotos kannst Du sehen, wie das Modell geworden ist. Du bist der einzige Mensch, mit dem ich heutzutage noch über Heimat und Heimatgedanken sprechen kann. Menschen unseres Alters sind eben arg mit der Heimat verbundene Wesen. Vielleicht kannst du meine Zeilen und die Fotos weitergeben an die noch lebenden Balgaer, für sie soll das dann ein Gruß von den Krolls in Amerika sein.“

Wie stark die Krolls noch mit ihrem Stammort Balga verbunden sind, beweist auch der Kittel, den Clayton bei der Demonstration seines Werkes trug: Er zeigt das Wappen von Balga, einen über einen Baum springenden Wolf. Dieses Wappen ziert auch die große Infotafel, die Balga in den verschiedenen Epochen zeigt bis zu den heutigen steinernen Relikten. Man sieht, dahinter steht doch ein Generationen umspannendes Teamwork. Alles stimmt, selbst das leuchtende Rot der aus dem schweren Lehm des Landes gebackenen Steine, das die Ordensburgen östlich der Weichsel auszeichnete. Wir freuen uns mit der Familie Kroll und danken Frau Eva Droese für die Übermittlung dieser so ganz besonderen Geschichte. R.G.


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