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15.06.13 / Gegenwind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-13 vom 15. Juni 2013

Gegenwind
von Manuela Rosenthal-Kappi

Nichts ist so alt wie der Erfolg von gestern, heißt es. Vielleicht hätte Wladimir Putin diese Weisheit beherzigen sollen, bevor er sich zur Wiederwahl stellte. Sicherlich kann er auf zahlreiche Anhänger zählen, die von der Konsolidierung der russischen Wirtschaft nach dem Zerfall der Sowjetunion profitiert haben. Sie rechnen Wladimir Putin ihren erreichten Wohlstand als Verdienst hoch an.

Seitdem er vor einem Jahr seine dritte Amtszeit als russischer Präsident angetreten hat, weht Putin jedoch ein scharfer Wind entgegen. Vor und nach der Wahl kam es zu Massenprotesten gegen seine Wiederwahl. Von dreistem Wahlbetrug war die Rede. Die Bilder von tausenden protestierenden Menschen auf St. Petersburger und Moskauer Straßen gingen um die Welt. Zwar gelang es inzwischen, die Opposition weitgehend zurückzudrängen, nicht aber die Gedanken der Menschen. Nicht jeder ist bereit, auf die Straße zu gehen und Verhaftung oder Schikanen zu riskieren, dennoch ist über die Hälfte der Russen laut Umfragen gegen Putin.

Solange die Regierung nur gegen Soziologen oder Wirtschaftswissenschaftler vorgeht, wird die Masse sich nicht rühren. „Es wird schon was dran sein.“ Wenn den Menschen aber, vor allem in den gut vernetzten Großstädten, ihr einmal erreichter Wohlstand wieder genommen wird, könnte es für Putin eng werden, wie das Beispiel Königsberg vor vier Jahren gezeigt hat, wo die Proteste ihren Ursprung hatten, als man dort die Subventionierung der Wohnnebenkosten und des öffentlichen Transports streichen wollte.


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