19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.06.13 / »Perfekte Strandbäder« mit Mängeln / Neu gegründetes Ministerium für Tourismus gibt grünes Licht für die Badesaison im Königsberger Gebiet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-13 vom 15. Juni 2013

S. 13 Das Ostpreußenblatt

»Perfekte Strandbäder« mit Mängeln
Neu gegründetes Ministerium für Tourismus gibt grünes Licht für die Badesaison im Königsberger Gebiet

Ab dieser Saison soll das Königsberger Gebiet für Touristen attraktiver werden. Um dieses Ziel zu erreichen, nahm vor Kurzem das neu gegründete Tourismusministerium der russischen Exklave seinen Dienst auf. Nach einer Inspektionsreise durch die Kurorte der Bernsteinküste erteilte Ministerin Marina Agejewa diesen gute Noten. Das sehen jedoch nicht alle so.

Die Kurorte im Königsberger Gebiet seien in vollem Umfang auf die Badesaison vorbereitet, an den Stränden sei alles Notwendige vorhanden, ließ die Ministerin für Tourismus im Königsberger Gebiet, Marina Agejewa, nach ihrer Inspektionsreise nach Cranz, Neukuhren, Rauschen, Palmnicken und Pillau verlauten. Marina Agejewa ist im Gebiet keine Unbekannte. Offiziellen Angaben zufolge hatte sie 2012 mit umgerechnet rund 380000 Euro das höchste Einkommen unter den Beamten der Gebietsregierung. Denn die Ministerin ist nebenbei Mitinhaberin einer Restaurant- und Hotelkette.

Ihre Darstellung der Lage in den Kurorten wurde allerdings für Palmnicken in Abrede gestellt. Dort fehlen Umkleidekabinen, Müllbehälter, eine Rettungsstation sowie Informationstafeln. Inzwischen musste die zuständige Kommission von Agejewas Ministerium auch in Rauschen Beschädigungen der Promenade sowie das Fehlen von Toiletten und Duschkabinen eingestehen. Darüber hinaus ist schon seit einigen Jahren die Seilbahn zum Strand außer Betrieb. Auch der Aufzug des Militärsanatoriums, der einst die Besucher an den Strand hinabfuhr, funktioniert nicht. Der Strand ist außerdem mit einer Schicht toter Käfer bedeckt.

Fehlende Toilettenanlagen an den Stränden stellen ein weiteres Problem dar, was die Kommission des Ministeriums auf die Idee brachte, die kostenlose Toilettenbenutzung privater Schankwirtschaften für Strandbesucher in Betracht zu ziehen.

In Rauschen kommt es immer wieder zu Abbrüchen der Steilhänge, von Zeit zu Zeit stürzen Erdmassen direkt auf den Strand. Die Leitung der Firma „Baltberegosaschtschita“ (Küstenschutz) erklärte, dies sei ein natürlicher Prozess, der unter Einfluss des Grundwassers geschehe und gegen den man bei der gegenwärtigen Finanzierung des Küstenschutzes nichts machen könne.

So stellt sich die Situation in den Städten dar, die laut dem Ministerium „Bestnoten“ erhalten haben. In Cranz dauern die Arbeiten an der Promenade weiter an. Ständig müssen die Gehwegplatten neu verlegt werden, die immer wieder verrutschen. In Neukuhren wurden nur zwei Biotoiletten für den gesamten Strandabschnitt aufgestellt. Viele Touristen verrichten ihre Notdurft daher direkt an den Mauern der Staatsresidenz.

Nun hat sich Gouverneur Nikolaj Zukanow eingeschaltet. Er könnte ein Programm zur Einrichtung öffentlicher Toiletten forcieren. Da die Städte aber die Kosten dafür aus ihrem Haushalt bestreiten müssen, werden sie zusätzliche Mittel aus dem Gebietshaushalt benötigen.

In den vergangenen Jahren hat sich im Königsberger Gebiet in den Augen der Gäste in Bezug auf die touristische Attraktivität schon viel zum Besseren verändert. Es gab ungewöhnliche Projekte, schöpferische und Maßstäbe setzende Ideen. Doch wie das Leben zeigt, wurden dabei oft die einfachsten und notwendigsten Dinge übersehen, die eine Erholung an der See zum unbeschwerten Vergnügen machen: An der Ostseeküste des Königsberger Gebiets fehlt es an Umkleidekabinen, Toiletten, Bademeister- und Rettungsstationen sowie zuweilen auch an der Sauberkeit am Strand. Jurij Tschernyschew


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren