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15.06.13 / »Das Vaterland ist frey« / Oberschlesisches Landesmuseum zeigt Kunstgegenstände zu Befreiungskriegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-13 vom 15. Juni 2013

»Das Vaterland ist frey«
Oberschlesisches Landesmuseum zeigt Kunstgegenstände zu Befreiungskriegen

Vor 200 Jahren haben die antinapoleonischen Befreiungskriege stattgefunden. Das OSLM in Ratingen widmet dem historischen Ereignis eine thematische Sonderschau.

Die Malerei „Begegnung der Monarchen auf der Memel bei Tilsit, 1807“ und die „Ratifikationsurkunde des Tilsiter Friedens von 1807“ sind nur zwei der herausragenden Exponate, mit denen das Oberschlesische Landesmuseum (OSLM) von Ratingen-Hösel in seiner neuen Ausstellung die napoleonische Ära beleuchtet. Die große Sonderschau „Das Vaterland ist frey – 200 Jahre Befreiungskriege“ bildet übrigens im OSLM den thematischen Schwerpunkt des Jahres 2013.

Bei einem Rundgang durch die Ausstellungsräume können die Besucher anhand von insgesamt 500 Exponaten – darunter zahlreiche Leihgaben – die wesentlichen Etappen der Befreiungskriege kennenlernen. Mit historischen Meilensteinen wird die Zeit von der Rheinbundakte über den Tilsiter Frieden bis hin zum Wiener Kongress von 1815, der Preußen im Westen auch die Rheinprovinz und die Provinz Westfalen bescherte, abgedeckt.

Bedeutende historische Persönlichkeiten wie Napoleon, König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin Luise, Gebhard Leberecht von Blücher − der den Beinamen „Marschall Vorwärts“ erhielt – sowie Scharnhorst, Gneisenau oder Yorck werden im Rahmen der Schau vorgestellt.

Schirmherr dieser bedeutenden Ausstellung ist Staatsminister Bernd Neumann, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).

Bekanntlich veränderten die Französische Revolution von 1789 und die darauf folgenden Eroberungen Napoleons die politische Landkarte Europas. Die neu geschaffenen deutschen Staaten modernisierten ihre Verwaltungen und Rechtsordnungen. Unter napoleonischer Vorherrschaft entstand auch ein neues Verständnis von Nation und Vaterland, das den engen Begriff der Heimatregion überschritt. Österreichs und Preußens Niederlagen veränderten ab 1805 das politische Gleichgewicht zugunsten Frankreichs. Mit Napoleons Debakel im Russlandfeldzug 1812 gewann die Gegenbewegung an Gewicht. In den Jahren 1813 bis 1815 erhoben sich dann die Bayern, Preußen, Sachsen, Württemberger und Österreicher. Gemeinsam kämpften sie für die Unabhängigkeit ihrer Länder. Das Ringen um Freiheit wies den Weg zu modernen Nationalstaaten und deren Nationalbewusstsein.

Bei der Vernissage betonte Ministerrialrat Thomas Lindner vom BKM, dass die preußischen Reformen von 1813 für Deutschland prägend gewesen seien und dass auch die Farben des Landes Schwarz, Rot, Gold dort ihren Ursprung gehabt hätten. Diese und viele weitere nationale Bezüge des Ausstellungsthemas seien ausschlaggebend gewesen, dass Kulturstaatsminister Neumann gerne die Schirmherrschaft über diese Sonderschau des OSLM übernommen habe. Auch wenn es Preußen in der damaligen Form nicht mehr gibt, ist die preußische Kultur als geschichtliches Erbe präsent. Dieses Kulturerbe in den osteuropäischen Ländern schlage eine Brücke nationaler Identität. Bei diesem Erinnerungstransfer übernehme das OSLM eine wichtige Katalysatorfunktion im Sinne des Paragrafen 96 des Bundesvertriebenengesetzes.

Stephan Kaiser, Direktor des OSLM und Ausstellungskurator, stellte in seinem Vortrag die wechselhafte und spannende Ära Napoleons und der Freiheitskriege vor. So hob er unter anderem die Partnerschaft mit dem Oberschlesischen Museum in Beuthen hervor, die die europäische Dimension der Ausstellung mit vielen außergewöhnlichen Exponaten unterstreicht.

Mit Preußens König Friedrich dem Großen beginnt der erste Ausstellungsabschnitt. Friedrich hinterließ ein reformiertes Preußen, das aber bald in Stagnation verfiel. Napoleons Russlandfeldzug brachte neue Konstellationen hervor. Erinnern in europäischer Dimension und deren Visualisierung sei,so Kaiser, eine primäre Aufgabe des Museums. Dabei gelte die Aufmerksamkeit in erster Linie den Exponaten und deren Aussagekraft.

Zu den herausragenden Ausstellungsstücken gehört ein gerahmter Tondo mit Porträts der königlichen Familie mit Friedrich Wilhelm III. und Luise im Mittelpunkt. Das Exponat stammt aus dem Haus Doorn (Niederlande), einem Kooperationspartner der Ratinger Einrichtung. Der Ordensstern des Roten Adler-Ordens 1. Klasse, den Prinz Paul von Württemberg im Mai 1813 im schlesischen Goldberg bekam, steht für die unterschiedliche Haltung des deutschen Hochadels. Sein Vater wurde von Napoleons Gnaden erster württembergischer König. Doch der Sohn wechselte heimlich die Seiten. Er trat 1806 beim Herzog von Braunschweig in preußische Militärdienste und kämpfte dann auf russischer Seite gegen Napoleon. Ebenso steht ein Kulmer Kreuz von 1815 für solchen Einsatz. Der Ordensträger, Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld, wurde 1831 erster belgischer König.

In der Schau sind auch viele Exponate zu sehen, die erstmalig nach 100 Jahren wieder in der Zusammenstellung gezeigt werden, in der sie in der Ausstellung anlässlich der Jahrhundertfeier der Freiheitskriege in Breslau präsentiert wurden. So etwa hat die Universitätsbibliothek Breslau für die Dokumentation zeitgenössische Druckschriften von 1810 bis 1816 zur Verfügung gestellt.

„Ob Blücher-, Gneisenau- oder Yorckstraße – all diese Straßennamen erinnern an die bewegte Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts“, betonte Museumsdirektor Stephan Kaiser bei der feierlichen Eröffnung der Sonderausstellung „Das Vaterland ist frey“. Dass heißt, dass die Kriege gegen Napoleon vor nunmehr 200 Jahren heute noch immer eine Bedeutung haben. In vielen Städten gibt es Straßen, Plätze oder Schulen, die nach den herausragenden Persönlichkeiten oder Ereignissen der Befreiungskriege benannt wurden. Fotofreunde können ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ihre Straße bestmöglich in Szene setzen. Während der Museumsnacht am 27. September wird der Gewinner des Foto-Wettbewerbs bekannt gegeben.

Die Ausstellung ist in Ratingen-Hösel bis zum 27. Oktober zu besichtigen. Dieter Göllner


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