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15.06.13 / Wir leben auf einem Apfel / Potsdamer Geologen erforschen die Ursachen von Erdbeben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-13 vom 15. Juni 2013

Wir leben auf einem Apfel
Potsdamer Geologen erforschen die Ursachen von Erdbeben

Das weltberühmte Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam registrierte am 24. Mai um 5.45 Uhr MESZ ein starkes Erdbeben in außergewöhnlicher Tiefe unter dem Okhotsk-Meer im Nordwestpazifik. Das mit einer Magnitude von 8,2 gemessene Beben fand in 605 Kilometern Tiefe statt. Wegen dieser war auch mit keinem Tsunami oder größeren Schäden durch Erschütterungen zu rechnen.

„Der Bebenherd liegt außergewöhnlich tief, weit unterhalb der Erdkruste im Erdmantel. Solch starken Beben in dieser Tiefe treten im Allgemeinen nur an den wenigen Orten der Erde auf, dort, wo sich erdgeschichtlich alte ozeanische Platten mit mehr als 80 Millionen Jahren Alter schnell unter eine andere Platte schieben“, sagt Professor Frederik Tilmann vom Geoforschungszentrum GFZ.

Nach Informationen der Potsdamer Wissenschaftler seien diese Platten aufgrund ihres Alters vergleichsweise kalt und hätten, weil sie schnell abtauchten, auch in großer Tiefe noch Temperaturen bis 700 Grad Celsius. Das sei die höchste Temperatur, bei der Gestein noch in einem Erdbeben brechen könne. Im aktuellen Fall des Ochotsk-Bebens sei es die pazifische Platte, die sich mit einer Geschwindigkeit von etwa acht Zentimetern pro Jahr unter die Okhotsk-Mikroplatte schiebe.

Weiterhin interessant sei es, dass das Beben einer ebenfalls sehr ungewöhnlichen Häufung von flacheren Beben folge: So gab es elf Beben mit Magnituden zwischen 5,5 und 6,1 in zwei Tagen, 650 Kilometer vom Beben im Mai entfernt. Ob es einen Zusammenhang gibt, konnten die Potsdamer Forscher noch nicht bestätigen.

Überhaupt scheinen die Kontinente unserer Erde wie ein Puzzle angeordnet zu sein. So könnte Südamerikas Ostküste genau in die Westküste Afrikas passen. Früher vermutete man, dass die Erdkruste mit dem Untergrund fest verbunden sei. Alfred Wegener, ein deutscher Astronom, Polarforscher und Geowissenschaftler, glaubte das nicht. Er behauptete um 1912, dass sich die Kontinente bewegen. Die heute bewiesene Kontinentaldrift glaubte ihm damals keiner. Woher sollten die Kräfte kommen, die die riesigen Gesteinsmassen bewegen?

Tatsächlich ähnelt die Erde vom Aufbau her einem Apfel. Die Erdkruste ist im Verhältnis zum restlichen Planeten so dünn wie die Apfelschale zum restlichen Apfel. Bei der Frucht befindet sich unter der Schale das Fruchtfleisch, bei der Erde ist es der Erdmantel. Der besteht aus glühendheißem, flüssigem Gestein (Magma). Der Erdkern ist aus Metall und über 6700 Grad Celsius heiß und fest.

Die Erdoberfläche bilden tektonische (Tektonik: die Lehre vom Aufbau der Erdkruste) Kontinentalplatten, die sich gegeneinander verschieben, weil sie auf dem heißen Gestein schwimmen. Das Magma darunter brodelt wie in einem Kochtopf und sucht nach einem Weg, an die Erdoberfläche zu gelangen. Oft bricht die Erdkruste dort auf, wo zwei Kontinentalplatten aufeinander treffen. Die meisten Vulkane liegen daher an Plattengrenzen, wo bei einem Ausbruch Magma durch Risse in der Erdkruste an die Oberfläche gedrückt wird. Die Erdkruste ist in sieben große Platten unterteilt: die Pazifische, Antarktische, Nord- und Südamerikanische, Afrikanische, Eurasische, Australische und einige kleinere Platten. Auf ihnen befinden sich die Kontinente. Wenn die Platten sich aufeinander zu bewegen, stoßen sie zusammen und es falten sich Gebirge auf. Manchmal taucht eine Platte unter einer anderen ab und dringt wieder ins Erdinnere ein. Dort wird das Gestein wegen der großen Hitze wieder geschmolzen.

Erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte man erklären, dass durch die Bewegungen des Magmas im Erdmantel gewaltige Strömungen entstehen. Dadurch werden die Kontinentalplatten mit bewegt.

Vor 300 Millionen Jahren waren die Kontinente nicht getrennt. Sie bildeten eine riesige Landmasse, die von Geologen „Superkontinent Pangäa“ genannt wird. Pangäa zerbrach vor 150 Millionen Jahren in zwei Landmassen, die man Laurasia und Gondwana nennt. Vor 80 Millionen Jahren brachen die Platten weiter auseinander und drifteten auseinander.

Wie gewaltige Eisschollen bewegen sich die Kontinente auf dem flüssigen Gestein des Erdmantels. Unsere Erde ist ein bewegter Planet. Amerika ist heute 20 Meter weiter von uns entfernt als noch zu Zeiten des Kolumbus vor 500 Jahren.

In 300 Millionen Jahren gibt es vielleicht wieder einen Superkontinent, der alle Landmassen vereint. Silvia Friedrich


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