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22.06.13 / Experiment unterm Rotstift / Schule: »Inklusion« von Behinderten auf der Kippe – kein Geld

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-13 vom 22. Juni 2013

Experiment unterm Rotstift
Schule: »Inklusion« von Behinderten auf der Kippe – kein Geld

Berlins Umstellung auf die „inklusive Schule“, die für Behinderte den Regelschulbesuch vorsieht, steht auf der Kippe. Nach dem Zensus 2011 ist weniger Geld denn je für Inklusion vorhanden. Berlin hat weit weniger Einwohner als bislang angenommen und bekommt entsprechend weniger Geld aus dem Länderfinanzausgleich. Der SPD-geführte Senat muss daher sparen und will im Wahlkampf keine bei den Bürgern unbeliebten Einsparungen beim größten Haushaltsposten Bildung riskieren. Der Rotstift trifft so die Inklusion. Bei Eltern, Schulen und Lehrern mehrt sich ohnehin Kritik an dem Vorhaben von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).

Die Senatorin wollte alle Schulen in inklusive Einrichtungen umwandeln. An der Umsetzung regt sich seither Kritik von Betroffenen, denn der hohe Anspruch des Senats steht im Widerspruch zur Realität. Es fehlt an fachlich geschulten Pädagogen, Sozialarbeitern und Pflegepersonal. Für wenige neue Planstellen an Regelschulen werden Förderschulen zurückgefahren.

Der „Tagesspiegel“ gibt die Zweifel eines Berliner Grundschulleiters an dieser Inklusion wieder, die „zunehmende Disparitäten regelrecht verkleistert“. Scheeres muss nun die knappen Mittel für Inklusion verteidigen, doch im Haushalt haben andere Vorrang: SPD-Fraktionschef Raed Saleh behauptet sein Programm für Brennpunktschulen. Das kommende Jahr ist für Berlins Inklusionsversprechen indes entscheidend, denn dann erhalten die Schulen ihre Grundausstattung mit Sonderpädagogen. SPD-Bildungspolitiker Ilkin Özisik sagte in Reaktion auf den Zensus: „Ob wir mit der Inklusion so anfangen können wie geplant, ist jetzt fraglich.“

Özisik empfahl den Parteifreunden bei Geldmangel die Inklusion „lieber nicht anfangen“ zu lassen. Doch diese Möglichkeit hat die SPD kaum, denn der Druck von Lobbyverbänden ist hoch. Die durch starke Landesverbände geprägte linke Bildungsgewerkschaft GEW wählte jüngst nicht etwa den Berliner Norbert Hocke, sondern die Schleswig-Holsteinerin Marlis Tepe zur neuen Bundesvorsitzenden. Ein Signal auch für die Inklusion, denn manches Bundesland könne sich „eine Scheibe von Schleswig-Holstein abschneiden“, so die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer. Berlins Senat droht ein Konfrontationskurs zu Gewerkschaften und Vereinen wie „Berlin Inklusion“. SV


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