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22.06.13 / Öffentlich oder veröffentlicht? / Die Kluft zwischen der Meinung des Volkes und den Meinungsmachern wird größer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-13 vom 22. Juni 2013

Öffentlich oder veröffentlicht?
Die Kluft zwischen der Meinung des Volkes und den Meinungsmachern wird größer

Früher sprach man vom „gesunden Volksempfinden“, heute nennt man es „öffentliche Meinung“. Gemeint ist in beiden Fällen etwas völlig anderes: eine in den Medien veröffentlichte „politische Korrektheit“, die dem Volk verordnet wird, ohne es zu fragen, die also das Gegenteil von „öffentlich“ ist

Eigentlich war es nur eine Randbemerkung in einem Beitrag der „Welt“: Er tue „nur das, was Heino getan hat, als Bushido einen Bambi bekommen hat: Er gab seinen Bambi zurück“. Mit diesen Worten begründete Buchautor Henryk M. Broder, warum er den 2007 verliehenen Börne-Preis zurückgibt – weil ihn 2013 der Philosoph Peter Sloterdijk erhält, den nicht nur Broder für einen Verharmloser des Linksterrorismus hält.

Es geht hier aber nicht nur um Einzelfälle, sondern um Grundsätzliches: Gibt die veröffentlichte Meinung noch die öffentliche Meinung wieder? Wie groß ist inzwischen die Kluft zwischen dem, was in unseren Medien gesendet und geschrieben wird, und dem, was das Volk (oder des Volkes Mehrheit) wirklich denkt?

Bleiben wir bei Heino. Der vor 74 Jahren in Düsseldorf als Heinz Georg Kramm geborene Musiker macht sich seit Jahrzehnten bei Deutschlands Leitmedien unbeliebt. Feuilletonisten halten seine Sangeskunst für minderwertig. Für sie sind „Blau blüht der Enzian“ oder „Kein schöner Land in dieser Zeit“ keine Musik, sondern kunstferne Geräuschkulisse. Die politischen Meinungsmacher sekundieren: Was Heino singt, haben auch Nazis gesungen (zumindest hätten sie es singen können). Auch ist er mehrfach auf christdemokratischen Parteiveranstaltungen aufgetreten. Da weiß man ja, welcher Gesinnung er verdächtig ist und wird freigegeben zum publizistischen Abschuss.

Soweit die veröffentlichte Meinung. In weiten Teilen der öffentlichen Meinung hingegen ist Heino recht beliebt. Seit Jahrzehnten füllt er Konzertsäle, sammelt Gold- und Platinplatten, wird in Volksmusiksendungen bejubelt. Ist sein Publikum etwa nicht öffentlich? Heino hatte – hochkarätige Kunstkritiker weigerten sich, es zu veröffentlichen – 1990 einen Bambi bekommen. 2011 ging dieser Musikpreis an den Rapper Bushido (bürgerlich Anis Mohammed Youssef Ferchichi), was ebenfalls hochkarätige Medienstars als großartigen Integrationsbeitrag rühmten. Heino sah das weniger großartig und gab seinen Bambi zurück.

Sodann überraschte er Publikum, Journalisten und Schlagersänger „Mit freundlichen Grüßen“, so der Titel einer CD mit Coverversionen von Nena bis Grönemeyer. Seither rätseln die von Heino veredelten Kollegen, ob sie sich geehrt oder veräppelt fühlen sollen. Dem Publikum jedenfalls gefällt’s, die CD verkauft sich gut, in öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten aber werden die Stücke weitestgehend boykottiert.

Die Diskrepanz zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung mag harmlos erscheinen, solange es „nur“ um Schlagersänger geht. Gefährlich wird es, wenn bewusst Stimmung gemacht wird, um politische Entscheidungen zu steuern. So wurde eine verantwortungsvolle Nutzung der Kernenergie lange Zeit von einer breiten Mehrheit der deutschen Öffentlichkeit befürwortet. Veröffentlicht wurde aber fast nur noch das moralisch überhöhte Votum einer Minderheit, die beim „Marsch durch die Institutionen“ vor allem Verlagshäuser und Sendeanstalten im Visier hatte. Das Ergebnis ist unser heutiges Stimmungsbild: Der „anständige Deutsche“ hat gefälligst gegen Atom und CO2 zu sein. Die von „political correctness“ geprägte veröffentlichte Meinung ist gut; folgt ihr die öffentliche Meinung, ist sie ebenfalls gut, tut sie das ist, wird sie eben nicht veröffentlicht. Hans-J. Mahlitz


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