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22.06.13 / Wer eigene Lügen glaubt ... / Von Wallraffs getürktem Türken bis zu Hitler-Memoiren im »Stern«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-13 vom 22. Juni 2013

Wer eigene Lügen glaubt ...
Von Wallraffs getürktem Türken bis zu Hitler-Memoiren im »Stern«

In Deutschlands Medien wird manipuliert und gelogen, dass sich die Balken – und manchmal sogar die Sitzbänke – biegen. Zwei prägnante Beispiele: Während der selbsternannte „Größte Enthüller aller Zeiten“ sich in einem Bierzelt publikumswirksam von einem streitbaren Bajuwaren bedrängen lässt, den es aber gar nicht gibt, lässt der ebenfalls selbsternannte „Größte Feldherr aller Zeiten“ Jahrzehnte nach seinem unrühmlichen Ableben zur Feder greifen und der staunenden Menschheit seine wenig illustren Erinnerungen verkünden.

Das mit den Sitzbänken bedarf der Aufklärung. Verkleidungskünstler Günter Wallraff hatte sich zur Vorbereitung seines Buchs „Ganz unten“ als getürkter Türke in ein bayerisches Bierzelt eingeschlichen, wo gerade der Politische Aschermittwoch zelebriert wurde. Natürlich sollte der heroische Akt auch fotografisch dokumentiert werden. Leider aber waren die Bilder wohl zu undramatisch, spiegelten nur unzureichend die auflagenfördernde Lebensgefahr, in der Günter-Ali der Türke angeblich schwebte. Also wurde nachgeholfen; zumindest behauptete der Fotograf, sein Bild zeige Wallraff auf der leeren Bank. Der Angreifer, der den vermeintlichen Türken vom Sitz stoße, sei erst später in das Foto manipuliert worden.

Den kapitalsten Bock aber schossen die Kollegen vom „Stern“. Sie brachten das Kunststück fertig, nicht nur ein Millionenpublikum frech zu belügen, sondern die eigenen Lügen auch noch selbst zu glauben.

Die Hamburger Blattmacher litten (und leiden wohl immer noch) darunter, nicht der „Spiegel“ zu sein und nicht die Auflage von „Bild“ zu haben. Dagegen etwas zu tun, kam Kunstfälscher Konrad Kujau gerade recht. Für einen siebenstelligen DM-Betrag diente er dem „Stern“ 62 plump gefälschte Hitler-Tagebücher an, die freilich so „geheim“ waren, dass nicht einmal der angebliche Verfasser davon gewusst hatte.

Das etwas hochtrabend als „Grünes Gewölbe“ verschleierte Geheimprojekt lief genauso ab, wie der typische „Stern“-Leser sich Geheimprojekte von Geheimdiensten vorzustellen hat. Zweifel waren unerwünscht, wurden also ignoriert: Schließlich ging es um Weltgeschichte und nicht darum, auf welchem Papier sich der „Führer“ verewigt hatte. Der „Jahrhundertsensation“ angemessen wurden der Preis um 50 Pfennig und die Auflage um 400000 erhöht. Nach zwei Folgen platzte der dreiste Schwindel.

Der „Stern“ aber machte nach einer bemerkenswert kurzen Phase reumütiger Zerknirschtheit weiter, als wäre nichts gewesen, frei nach dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, schreibt es sich ganz ungeniert“. 30 Jahre nach dem Tagebuch-Desaster steht das Blatt nach wie vor für eine veröffentlichte Meinung, die zwar gern vorgibt, öffentliche Meinung zu sein, oft aber nicht der wahrhaftigen Informationsvermittlung verpflichtet ist, sondern ganz anderen Zielen: mal der „political correctness“, mal der schnöden Maximierung von Auflage und Gewinn. H.J.M.


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