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22.06.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern / Ruth Geede

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-13 vom 22. Juni 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

wieder kann ich von einer erfreulichen Resonanz berichten, wobei diese Bezeichnung eigentlich tiefgestapelt ist, denn der Dank, der uns erreichte, beinhaltet einen großen Erfolg für und durch unsere Ostpreußische Familie. Im Oktober vergangenen Jahres berichteten wir über die Zerstörung des Schenkendorf-Denkmals in Koblenz, die Bronzebüste des preußischen Freiheitsdichters war vom Sockel gerissen und gestohlen worden. Eine Leserin, Frau Sylvia Becker aus Bad Homburg, hatte den Torso bei einem Koblenz-Besuch entdeckt und uns davon berichtet. Der 1783 in Tilsit geborene Dichter hatte – erst 34 Jahre alt – hier am Rhein seine letzte Ruhestätte gefunden. Da zu befürchten war, dass von Seiten der Stadt Koblenz wegen fehlender finanzieller Mittel das Denkmal nicht wieder hergestellt werden konnte, regte Frau Becker an, dass die Ostpreußische Familie mit Eingaben an die Stadt und mit Spenden den Wiederaufbau unterstützen sollte. Wir brachten in Folge 40/2012 einen ausführlichen Bericht auf unserer Familienseite, der auf großes Interesse stieß. Vor allem die Tilsiter zeigten sich bereit, für die Schaffung einer neuen Schenkendorf-Büste beizutragen. Dass dies in reichem Maße geschah, kann nun auch der Vorsitzende der Stadtgemeinschaft Tilsit, Hans Dzieran, bezeugen, der uns diese E-Mail sandte:

„Ihr Beitrag im Ostpreußenblatt unter der Überschrift ,Schenkendorf-Denkmal in Koblenz zerstört‘ hat Früchte getragen. Viele Tilsiter waren dem Aufruf gefolgt und baten mit Eingaben und Spenden um die Wiederherstellung der Erinnerungsstätte an den Freiheitsdichter. Der Sockel wurde saniert, der gestohlene bronzene Kopf ist von dem Künstler Stefan Reckenthäler neu geschaffen worden. Baudezernent Martin Prümm sprach den Spendern, die mit einem Viertel an den Gesamtkosten von 10000 Euro beteiligt waren, seinen herzlichen Dank aus.“ Und wir danken Herrn Dzieran für diese Mitteilung, die uns aufzeigt, was eine Lesergemeinschaft wie die unsere bewirken kann, wenn es um den Erhalt heimatlicher Werte geht. Und falls Frau Sylvia Becker wieder das Denkmal am Koblenzer Rheinufer aufsucht, wird ihr erst wohl so richtig bewusst werden, was ihre Mitteilung bewirkt hat. Ihr gilt unser Dank für die Anregung zu dieser Aktion, die so erfolgreich verlief. Bleibt nur die Hoffnung, dass nicht wieder Zerstörungswut und Diebstahl vernichtend zuschlagen.

Und es geht weiter mit positiven Meldungen, die ich an die ganze Ostpreußische Familie weiterreichen kann. Nachdem wir schon in Folge 20 einen klärenden Beitrag zu der in Folge 16 gestellten Frage von Herrn Reinhard Penner aus Kiel nach dem alten Königsberger Friedhof „Alter Garten“ gebracht hatten, gibt Herr Penner nun seiner Freude über die rege Anteilnahme aus unserem Leserkreis so Ausdruck:

„Die Resonanz auf Ihren Aufruf war überwältigend. Ich erhielt Anrufe aus Detmold, Leipzig, Basel, Elmshorn und Hannover. Darüber hinaus noch Farbkopien mit Ausschnitten eines alten Königsberger Stadtplanes von Herrn Ortschwager und sogar einen ganzen Stadtplan von Frau Wermke. Zum überwiegenden Teil vertraten die Anrufer die Meinung, dass es neben den offiziellen Friedhofsnamen noch eine Reihe von Namen gab, die im ,Volksmund‘ geläufiger waren, und sich im Laufe der Zeit verselbständigten, so dass der eigentliche Name in den Hintergrund trat. So bestand die Meinung, dass der Friedhof ,Nasser Garten‘ mit dem ,Alten Haberberger Friedhof‘ identisch ist. Dieser Kirchhof befand sich in der Berliner Straße von Königsberg kommend Richtung Brandenburg dort, wo die Straße nach links abbiegt, auf der linken Seite vor der Kaserne. Den Friedhof gibt es nicht mehr, aber die Kaserne wird noch genutzt.“

So konnte also die Lage des von Herrn Penner gesuchten Friedhofs endgültig und richtig eingeordnet werden.

Aus Kiel kam ein ganz großes Dankeschön von Frau Eva Droese über die Veröffentlichung des „Castle Balga in Milwakee“ in Folge 22, auch im Namen der Familie Kroll, aus deren Enkelgeneration ja der „Erbauer“ kommt. Der PAZ-Beitrag wird nun auch in Wisconsin herumgereicht werden, dafür wird schon Enkel Clayton sorgen, der mit seinem Wappen-Kittel abgebildet ist. Ich danke Frau Droese herzlich für die schöne und interessante Königsberg-Karte, die sie ihrem Schreiben beilegte.

Und noch einmal zeigt unser Kompass nach Kiel: Herr Winfried Krause meldet sich, um uns ebenfalls seinen Dank für die Veröffentlichung seiner Suche nach ehemaligen Klassenkameraden der Königsberger Schönschule in Folge 14 zu übermitteln. Herr Krause bekam zwar Anrufe von zwei älteren Damen, aber leider hat sich niemand von seinen ehemaligen Schulkameraden gemeldet. Bisher haben sich im Laufe der Jahre nur drei gefunden, neben Winfried Krause sind es Hans Krutein und Klaus Müller, die zudem als Nachbarjungen in der Herzog-Albrecht-Allee wohnten. Ein Anruf betraf übrigens Hans Krutein, die Dame wollte wissen, ob es sich bei ihm um den Arzt Dr. Krutein aus Neukuhren handele. Der ist es nicht, aber sein Vater war ein Cousin des Gesuchten. Leider hatte sich Herr Krause, bei dem die Leserin anrief, nicht ihre Telefonnummer gemerkt. Vielleicht meldet sie sich die Anruferin, wenn sie diese Zeilen liest, noch einmal bei ihm. Natürlich ist das Trio etwas betrübt, dass sich keine weiteren Klassenkameraden gefunden haben. „So müssen Hans, Klaus und ich uns wohl damit abfinden, dass wir nichts mehr erfahren. Obgleich wir uns nicht vorstellen können, dass nur wir Drei aus Maraunenhof die schweren Kriegs- und Nachkriegszeiten überlebt haben sollen.“ Kann ich mir auch nicht vorstellen, und deshalb wiederholen wir die Bitte noch einmal: Winfried Krause war 1939 in dieser Volksschule, die sich an der Ecke Wrangelstraße/Mitteltragheim befand, eingeschult worden und besuchte sie bis zum Herbst 1944. Er erinnert sich noch gut an die Klassenlehrerin Fräulein Sudau und daran, dass der Unterricht später in einem ehemaligen Lyzeum in der Tragheimer Pulverstraße stattfand. (Winfried Krause, Niobeweg 6 in 24159 Kiel, Telefon 0431/372665.)

So, vielleicht hilft jetzt diese Nachfassung – wie schon so oft! Gerade habe ich eine Antwort auf eine Frage erhalten, die vor fünf Jahren erschien. Es handelte sich damals um die Lebensgeschichte des Schriftstellers Louis (Ludwig) Passarge, dem Erkunder und Erwanderer der Baltischen Küsten, vor allem des Samlandes. Seine „Wanderungen“ gehören noch heute zu den schönsten Naturschilderungen und bezeugen die Liebe des 1825 im ostpreußischen Wolittnik Geborenen zu seiner ostpreußischen Heimat. Es ging damals um einige Fragen, die seinen letzten Lebensabschnitt betrafen, die aber nach der Veröffentlichung geklärt werden konnten. Nun, nach so langer Zeit, also wieder das Ergebnis der Bemühungen einer Leserin aus Heppenheim, über die ich mich natürlich freue, weil ich daraus sehe, wie intensiv auch die älteren Ausgaben unserer Ostpreußischen Familie gelesen werden.

Und damit habe ich einen guten Übergang zur nächsten Frage, denn die wird von einem heute lebenden Naturschriftsteller gestellt, der sich einen bedeutenden Namen im Naturschutz und der Landschaftspflege gemacht hat, vor allem für seine Dokumentationen in den Printmedien und im Fernsehen. Für seine „Paradiese aus zweiter Hand“ wurde er als einer der ersten Tierfilmer mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet – nicht umsonst wird der Mitachtziger als „Silberrücken des Naturschutzes“ bezeichnet. Aber diesmal geht es ihm weder um Kraniche noch um Elche, weder Wale noch Elefanten, sondern um den besten Freund des Menschen, den Hund. Henry Makowski, in der Grenzmark Posen-Westpreußen geboren und mit väterlichen Vorfahren aus Allenstein, ist unserer Heimat besonders verbunden: Als 17-Jähriger wurde er im Sommer 1944 auf die Kurische Nehrung beordert, um das wissenschaftliche Material der Vogelwarte Rossitten zu retten, und er war auch der Letzte, der dort Jungstörche beringte. Uns verbindet eine lange Freundschaft, die kurz nach dem Krieg in unserm Flüchtlingsdomizil Lüneburg begann – mit den ersten gemeinsamen Einsätzen für eine Erhaltung von allem, was mit Kultur und Natur der verlassenen Heimat zu verbinden war. Eine Freundschaft, die bis heute gehalten hat, wo wir aus dem reichen Fundus unserer Erinnerungen und Erfahrungen schöpfen und weitergeben können. Noch im vergangenen Jahr war Henry in Lateinamerika, um den noch heute nachvollziehbaren Spuren Alexander von Humboldts zu folgen. Das hat er geographisch und methodisch ein Leben lang getan, wie ein Laudator an Henrys 80. Geburtstag bestätigte. Nicht umsonst wurde Makowski mit der Alexander-von-Humboldt-Medaille in Gold ausgezeichnet. So viel zur Erklärung, warum er sich an mich wandte, als er ein neue Dokumentation plante, die sich mit der Frage befasst: Was wurde mit den Hunden bei der Flucht? Seiner Meinung nach ist dieses Thema noch nie dokumentarisch behandelt worden. Der treueste Freund des Menschen musste, als der große Orlog begann, oft allein zurück bleiben, wie Anita Motzkus es so eindrucksvoll in dem Dokumentarfilm „Flucht der Frauen“ schildert, der im Zusammenhang mit dem TV-Film „Die Flucht“ entstand. Sie hat die traurigen Augen ihres Hundes, als der Treckwagen vom Hof fuhr, nie vergessen. Der einzige Trost war, dass die Großeltern auf dem Hof blieben, sie wollten ihn nicht verlassen. Aber der Treck kam nicht mehr durch und so kehrten die Flüchtlinge auf ihren Hof im Kreis Gerdauen zurück. Sie fanden die Großmutter erschlagen, der Großvater war verschleppt worden, sein Schicksal wurde nie geklärt. Und Senta? Sie war verschwunden und blieb es. Andere Flüchtlinge nahmen ihren Hund mit, der dann bei der eisigen Kälte irgendwo am Wegrand kraftlos liegen blieb. Was wurde aus den herrenlosen Hunden? Verwilderten sie, wurden sie erschossen, totgeschlagen? Fanden einige auf dem Fluchtweg neue Besitzer oder hielten sogar bis zur ersten festen Bleibe durch? Ich habe in verschiedenen Fluchtberichten nach diesbezüglichen Angaben gesucht. Henry hat Recht, wenn er behauptet, dass kaum etwas über das Schicksal der zurückgebliebenen oder mitgenommenen Hunde zu finden ist. Jetzt hofft er also auf Zuschriften aus unserem Leserkreis und, er dürfte nicht enttäuscht werden. (Henry Makowski, Am Lerchenweg 9 in 21368 Dahlenburg, Telefon 05851/7746.)

Heute keine Fundsache? Aber ja, unser Landsmann Bernd Dauskardt aus Hollenstedt hat auf seinen Reisen durch das Königsberger Gebiet Ostpreußen wieder ein „Kleinod“ entdeckt. Es handelt sich um ein vergilbtes Büchlein mit Predigten, die vor über 100 Jahren vor Insterburger Schülern gehalten wurden. Herr Dauskardt schreibt dazu: „Dieses Predigtheft stimmt mich immer wieder nachdenklich. Man stelle sich vor, heutzutage hielte in der Aula eines deutschen Gymnasiums ein evangelischer Pfarrer solche Predigten. Damals war es selbstverständlich, dass alle Schüler daran teilnahmen. Ja, es gab in Deutschland schon einmal bessere Zeiten zur Verkündung des christlichen Glaubens.“ Interessant ist, dass die Predigten von dem Anstaltsgeistlichen der Königsberger „Barmherzigkeit“ gehalten wurden. Wie die jungen Zuhörer diese „Jugendgabe“ aufgenommen haben, ist ja nicht mehr nachvollziehbar, aber immerhin war sie es einem Empfänger wert, sie so gut zu bewahren, dass sie bis heute erhalten blieb.

Eure Ruth Geede


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