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29.06.13 / Der jähe Mut der Liberalen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-13 vom 29. Juni 2013

Der jähe Mut der Liberalen
von Theo Maass

In manchen Gegenden der früheren DDR scheint die Zeit seit 1989 stehengeblieben zu sein. Beispiel Templin in der Uckermark: Der 10000-Einwohnerort ist in der Rangliste der höchsten Arbeitslosenzahlen immer ganz vorn dabei als Schlusslicht der wirtschaftlichen Entwicklung. Dazu kommt noch, dass von den ehemals vier Bahnlinien, die Templin anfuhren, nur noch eine in Betrieb ist.

Hat es vielleicht Gründe, warum Investoren einen großen Bogen um Templin (und ähnliche Ortschaften) machen? Wer aus der alten Bundesrepublik kommt, stolpert erst einmal über Straßen mit ungewöhnlichen Namen wie Ernst-Thälmann-Straße, Clara-Zetkin-Straße und ähnliche. Den Bürgermeister der Ortschaft stellen die SED-Nachfolger, die sich nun „Linke“ nennen. Bei der Bundestagswahl hatten zwar die Sozialdemokraten knapp die Nase vorn, aber die bürgerlichen Parteien haben in Templin wenig zu melden. Neben den zahlreichen Straßennamen kommunistischer Herkunft erweist sich Templin als Gruselkabinett des ehemals realexistierenden Sozialismus: Antifaschistische Gedenksteine, VVN-Ehrenstätten und als Höhepunkte ein Lenin-Denkmal im Bürgergarten und der Thälmann-Hain.

Alexander Genschow vom Liberalen Bürgerbündnis, früher FDP, verlangte in der Stadtverordnetenversammlung, nun wenigstens Thälmann und Lenin aus dem Stadtbild zu entfernen: „Der Verbrecher Lenin hat ein nie dagewesenes Terrorregime aufgebaut, Thälmann hat Anteil am Untergang der Weimarer Republik und trägt Mitschuld an Hitlers Machtergreifung“, so die nachvollziehbare Begründung. Kaum hatte der Liberale geendet, fiel der kommunistische Ungeist in Gestalt von Irene Pischelt von der Linkspartei über ihn her. Genschows Antrag sei Geschichtsklitterung und Verleumdung. Es gebe keinen Grund, sinntragende Denkmäler aus dem Stadtbild zu entfernen. Dann wurde der Antrag abgelehnt. Allerdings hat Templin noch eine Chance: Die Stadtkasse ist leer. Der Abriss von Lenin und Thälmann könnte am Ende billiger kommen als die Renovierung der maroden Verbrecher-Ehrenmäler. Keine Investoren, keine Arbeitsplätze, keine Steuereinnahmen hieße dann eben: auch keinen Lenin und Thälmann.

Bleibt eine Frage: Warum war es nun ausgerechnet die FDP, die hier ein Zeichen setzte? Noch vor 20 Jahren wurden liberale Politiker wie der Berliner Alexander von Stahl wegen antikommunistischer Äußerungen von den eigenen Parteifreunden in den Giftschrank gesperrt. Nun demonstrierten sogar die Jungen Liberalen von Berlin gegen das in Ost-Berlin gelegene Thälmanndenkmal. Ehrliche Einsicht? Oder wirkt hier die Existenzbedrohung durch die AfD?


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