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29.06.13 / Freiheit, die ihnen nützt / Lange schotteten Länder ihre Märkte ab – Briten förderten Freihandel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-13 vom 29. Juni 2013

Freiheit, die ihnen nützt
Lange schotteten Länder ihre Märkte ab – Briten förderten Freihandel

Auch ohne sich gezielt mit Wirtschaft zu beschäftigten, wird man unbewusst immer wieder mit so abstrakten Themen wie Protektionismus und Freihandel konfrontiert. Wer beispielsweise „Säulen der Erde“ und „Die Tore der Welt“ von Ken Follett gelesen hat, der hat am Beispiel des mittelalterlichen Wollmarkts von Kingsbridge einiges zu diesen Themen erfahren. Unter anderem macht billige Wolle aus dem Ausland den Bewohnern des fiktiven englischen Städtchens, in dem die Romane spielen, das Leben schwer. Schon der Veranstalter des Marktes, der Prior von Kingsbridge, weiß, dass man missliebige Konkurrenz entweder nicht auf den Markt lässt, damit sie den heimischen Produzenten keine Konkurrenz machen, oder ihre Produkte durch Zugangsgebühren (Zölle) zum Markt so verteuert, dass die englischen Waren günstiger bleiben.

So sind Zölle ein beliebtes Instrument von Staaten, ausländischen Produzenten und Händlern den heimischen Marktzugang zu versauern, um die eigene Produktion zu schützen und auch um die Staatseinnahmen zu erhöhen. Vor allem vom 16. bis zum 18. Jahrhundert betrieben die Staaten Europas mit viel Energie die Ausgrenzung der anderen bei gleichzeitiger gezielter Förderung der eigenen Wirtschaft, was als Merkantilismus bezeichnet wird. Vor allem Frankreich gilt es hier zu nennen, das hoffte, auf diese Weise seine nationale Wirtschafts- und Handelskraft sowie seine Staatseinnahmen zu steigern.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war es dann Großbritannien, das zuvor einen Handelsprotektionismus betrieben hatte, das die Idee des Freihandels des Ökonomen Adam Smith aufgriff. Handel ohne Beschränkungen wie Zölle sollte Wachstum bringen, die Wirtschaft beleben und den Briten Zugang zu fremden Märkten verschaffen. Da Großbritannien über unzählige Kolonien herrschte, fanden sich schnell Partnerländer, bei denen sie ihre neue Begeisterung für den Freihandel ausleben konnten, andere, unabhängige Länder verweigerten sich jedoch.

Auch die USA konnten anfangs wenig mit dem Freihandel anfangen. Ende des 19. Jahrhunderts hingegen hatte Washington ent- deckt, dass man mit Freihandel auch Einfluss erlangen kann. Der Freihandel wurde als Möglichkeit entdeckt, Werte wie Freiheit und Demokratie, aber auch die eigenen, inzwischen besser entwickelten Industrie- und Agrarprodukte in alle Welt zu entsenden. Wobei die USA in Krisenzeiten zum Schutz der eigenen Wirtschaft Einfuhrzölle neu belebten. Während der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre betrugen diese fast 50 Prozent.

Nachdem die südamerikanischen Staaten ihre Unabhängigkeit von den europäischen Kolonialherren erlangt hatten, wurde der Protektionismus, bei dem die ehemaligen Kolonialländer nur sich den Marktzugang gewährt hatten, als Relikt aus alten Zeiten gesehen. Der Freihandel wurde als Chance für Wachstum gesehen. Doch dann verdrängten billige Textilprodukte aus Deutschland und England sowie Agrarprodukte aus US-Massenproduktion die heimischen Anbieter. Außenhandelsdefizit und Arbeitslosigkeit waren die Folge. Bel


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