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29.06.13 / »Verzicht sinnlos« / Vor 25 Jahren starb Johann Gradl

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-13 vom 29. Juni 2013

»Verzicht sinnlos«
Vor 25 Jahren starb Johann Gradl

Die Beseitigung der deutschen Teilung war Johann Gradls politisches Lebensthema. Gradl wurde am 25. März 1904 in Berlin geboren, absolvierte das Realgymnasium und eine Lehre zum Bankkaufmann. Anschließend studierte er Wirtschafts- und Staatswissenschaften und legte 1926 die Prüfung zum Diplomvolkswirt ab. Im Jahre 1930 wurde er promoviert und trat in die Zentrumspartei ein, für deren Organ „Germania“ er seit 1926 als Redakteur tätig war. Von 1931 bis 1945 arbeitete er im Bankgewerbe.

Nach Kriegsende gehörte Gradl zu den Gründern der Berliner CDU. Zusammen mit Jakob Kaiser vertrat er einen „demokratischen Sozialismus aus christlicher Verantwortung“. lehnte aber die brutalen Sozialisierungspläne der sowjetischen Besatzungsmacht ab. Als er als Mitglied des Hauptvorstandes der Partei im sowjetischen Sektor allzu deutlich deren Reparationspolitik kritisierte, wurde er abgesetzt und erhielt Redeverbot. In West-Berlin gründete er die exilierte SBZ-CDU, wurde deren Geschäftsführer und von 1970 bis 1987 deren Vorsitzender. Beruflich wirkte Gradl von 1948 bis 1963 als Herausgeber der Berliner Zeitung „Der Tag“. Im Jahre 1957 zog er in den Bundestag ein, wo er im Gesamtdeutschen Ausschuss tätig war. Anfang der 60er-Jahre setzte er sich für die Errichtung von Handelsmissionen in den Ostblock-Staaten und für eine Konferenz der Siegermächte zur Vorbereitung eines Friedensvertrags ein. Nach der Bundestagswahl wurde Gradl im Oktober 1965 Bundesvertriebenenminister. In seine Amtszeit fiel die von den Kirchen angestoßene Diskussion über die moralischen, rechtlichen und politischen Aspekte der Oder-Neiße-Frage. Für Gradl war die Rechtslage klar: Die endgültige Festlegung der Grenzen bleibe einer Friedenskonferenz vorbehalten. Nur eine frei gewählte gesamtdeutsche Regierung dürfe darüber verhandeln, allerdings niemals bedingungslos auf deutsche Gebiete verzichten. Bis dahin bestehe Deutschland als Einheit in den Grenzen von 1937 fort. Ein Verzicht wäre sinnlos. Bewirken konnte Gradl während seiner kurzen Amtszeit kaum etwas, denn diese endete bereits nach dem Bruch der Koalition mit der FDP im Dezember 1966.

Gradl blieb noch bis 1980 Bundestagsabgeordneter und engagierte sich im „Kuratorium Unteilbares Deutschland“. Die Erfüllung seines Traums vom Ende der deutschen Teilung erlebte er nicht mehr, denn er starb am 2. Juli 1988 in seiner Heimatstadt Berlin. J.H.


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