29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
29.06.13 / Ohne jede politische Korrektheit / Autor recherchierte zwei Jahrzehnte über Zigeuner und kommt zu erhellenden Erkenntnissen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-13 vom 29. Juni 2013

Ohne jede politische Korrektheit
Autor recherchierte zwei Jahrzehnte über Zigeuner und kommt zu erhellenden Erkenntnissen

Man benötigt nicht viel Phantasie, um zu erahnen, dass der Autor Rolf Bauerdick nicht zu den Lieblingsschreibern von Romani Rose, dem seit 1982 amtierenden Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, gehört. Es fängt schon damit an, dass Bauerdicks neues Buch den Titel „Zigeuner. Begegnungen mit einem ungeliebten Volk“ trägt. Für Rose ist Zigeuner ein diskriminierender Begriff, obwohl der Autor betont, dass die meisten Zigeuner, die er in den vergangenen 20 Jahren für seine Recherchen und Reportagen besucht hat, sich selber als Zigeuner bezeichnen. Auch kommt Roses Zentralrat bei dem Journalisten nicht gut weg. Bauerdick kritisiert, dass dieser die von ihm vertretene Klientel stets als Opfer darstelle, und das habe das stolze Volk nicht verdient. Und dann schildert der Autor, wie er die Zigeuner bei seinen vielen Kontakten kennengelernt hat. Und das, was er schreibt, ist nicht nur für Rose, sondern auch für die politisch Korrekten ein Schlag in ihre Weltanschauung, die der Autor übrigens in einem Kapitel seziert und zugegeben auch der Lächerlichkeit preisgibt.

Bauerdick erzählt, dass die Zigeuner Nicht-Zigeuner Gadsche nennen, was Dummkopf, Bauer oder Feind bedeutet. Trotzdem sei er stets freundlich empfangen worden. Und so konnte er sehen, wie 1990 in Rumänien zahlreiche Zigeuner die Häuser der gen Deutschland ziehenden Siebenbürger Sachsen für wenig Geld erhielten, doch nur wenige Monate später hatten sie die Häuser ruiniert. Die Roma verheizten laut dem Autor ihre Häuser im wahrsten Sinne des Wortes: Türen, Fußböden und Dachbalken verschwanden in den Öfen. Dann erzählten ihm die Roma vom Rassismus der Rumänien, die sie angeblich nicht unter sich haben wollten. So hätten sie zum Beispiel die Miete für den Gemeindesaal erhöht. Die Rumänen hingen betonten, dass die Hälfte des Geldes nur Kaution sei, würde der Saal heil verlassen, gäbe es das Geld zurück, doch leider sei das bei den Roma nie der Fall, Stühle, Tische und Fenster würden demoliert, Glühbirnen gestohlen.

Angetan war Bauerdick von der Weisheit der Roma, die ihm erklärten, ihre Häuser seien deshalb so oft Rohbauten, denn: „Ist dein Haus fertig, bist du tot“. Darauf die rumänischen Nachbarn: „Ist dein Haus fertig, verlangt der Staat hohe Steuern.“

Oft klagten die Zigeuner vor Bauerdick über der Ablehnung und den Rassismus, unter denen sie zu leiden hätten. Allerdings kommt der Autor zu dem Schluss, dass sie die Verantwortung hierfür auch bei sich selber suchen sollten. Nicht nur, dass Zigeuner sehr oft Anlass dazu gäben, sie abzulehnen, auch blockierten sie sich selber. Zu oft traf der Reporter auf Zigeuner, die ihr Geld damit verdienten, andere Zigeuner auszubeuten. Von den Gewinnen bauten sie sich aus westlicher Sicht kitschige Paläste, kauften sich teure Autos und ließen dafür Angehörige ihres Volkes betteln, stehlen oder sich prostituieren. Und da viele Zigeuner Analphabeten seien, so gut wie keine Bildung besäßen und sich oft genug ihren Verstand wegsoffen, lehnten sie sich nicht gegen diese Ausbeutung auf, die sie zudem auch als Teil ihrer Tradition betrachteten, so Bauerdick.

Manchmal möchte man bei der Lektüre des Buches einfach nur heulen; nicht wegen der Zigeuner an sich, sondern wegen ihrer Kinder. So erzählte eine Roma dem Autor, dass sie eigentlich noch ein Kind mehr als die vielen, die er sehe, gehabt habe. Doch der liebe Gott habe die kleine Luise zu sich genommen, da die Dreijährige so schön und rosig gewesen sei. Quatsch, sagten die rumänischen Nachbarn, die Kleine sei im Winter nackt herumgelaufen und daher an einer Lungenentzündung gestorben. Den Vorwurf entkräftete die Roma-Mutter mit dem Hinweis, dass sie, weil sie so arm seien, sich keine warme Kleidung könnten. Darauf verwiesen die Nachbarn auf die Caritas, die den Roma tonnenweise Altkleider zu Verfügung stelle, doch diese verkaufe die Sippe auf dem Markt, um sich dafür Schnaps zu kaufen. Und um die Beerdigungskosten zu sparen, habe die Familie zudem den Leichnam Luises im Hospital zurückgelassen.

Bauerdick kritisiert Soziologen, die behaupten, Wahrsagen, Diebstahl, Betteln, Heimatlosigkeit und Religionslosigkeit seien antiziganistische Konstrukte. Wie erklärten sich diese Wissenschaftler dann, dass in ungarischen, rumänischen und bulgarischen Gefängnissen viel mehr Zigeuner säßen, als es ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entspräche? Alles Rassismus? Wobei Bauerdick überzeugt ist, dass einige dieser Staaten den wirklichen Rassismus befeuern und nennt einige interessante Details für seine gewagte These.

Bauerdick schreibt über Ungarn, bei denen ein Ehepaar nicht gemeinsam in die Kirche gehen kann, weil einer immer daheim bleiben muss, damit sie während des Kirchgangs nicht ausgeraubt werden. Er zitiert Lehrer, die Verständnis für Nicht-Zigeuner haben, die ihre Kinder aus der Schule abmelden, weil die Zigeunerkinder ständig Läuse und Krätze hätten und die anderen Kinder ansteckten. Außerdem seien die Zigeunerkinder oft ungewaschen und stänken. Zudem sei das Lernniveau sehr niedrig. Allerdings schickten viele Zigeuner ihre bis zu 15 Kinder nicht in die Schule, da sie darin keinen Sinn sähen. Den Beruf des Bettelns könne man auch so ausüben, so beispielsweise die Familie Szekelys, die immerhin die Einnahmen ihrer privaten Betteltouren in Frankreich in die Renovierung ihres Hauses investiert.

Allein Bauerdicks Beschreibungen der Duisburger Zigeunerszene bieten zahlreiche Beispiele dafür, dass das von ihm gewählte Thema äußerst umfassend ist. Einfache politische Antworten auf die Problematik, mit der sich die deutsche Gesellschaft immer mehr befassen wird, gibt es also nicht. Zwar sind die abschließenden Äußerungen offenbar ein Tribut an die politische Korrektheit, aber der große Rest ist einfach äußerst erhellend.  Rebecca Bellano

Rolf Bauerdick: „Zigeuner. Begegnungen mit einem ungeliebten Volk“, DVA, München 2013, gebunden, 350 Seiten, 22,99 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren