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06.07.13 / Baustellenchaos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-13 vom 06. Juli 2013

Baustellenchaos
von Vera Lengsfeld

Nun ist es endlich soweit: Der Grundstein ist nach fast 20 Jahren Debatte und Gezerre gelegt. Der Schlossbau kann beginnen. Ob und wann das Humboldt-Forum fertig wird und in welcher Form, steht damit aber noch lange nicht fest. Denn neben der zu erwartenden Kostenexplosion, die mittlerweile schon als Normalfall angesehen wird, zeichnen sich noch ganz andere Probleme neben der künftigen Großbaustelle ab.

Unter der Schlossbaustelle wird sich demnächst eine andere befinden: die Baustelle für die U-Bahn, die den Hauptbahnhof mit dem Alexanderplatz verbinden soll. Dieses Vorhaben, dessen Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit in den Sternen steht, hat bereits die Mehrheit die Linden, die Berlins berühmtester und schönster Straße den Namen geben, das Leben gekostet. Nun zehrt es an der historischen Bau­substanz der Umgebung.

Am ernstesten ist wohl der Zustand der Rathausbrücke. Hier entstand im regenarmen 12. Jahrhundert ein Knüppeldamm über die engste Stelle der Spree, der das spätere Zusammenwachsen der Städte Berlin und Kölln ermöglichte. Die nachfolgende steinerne Lange Brücke, dann Kurfürstenbrücke, war viele Jahrhunderte eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke durch Sprengungen von der Wehrmacht stark beschädigt und war nach provisorischer Reparatur nur für Fußgänger und Fahrrad­fahrer benutzbar.

Der fünfte Neubau der Brücke wurde 2009 begonnen und nach erheblicher Über­schreitung der Bauzeit und Verdoppelung der Kosten im September 2012 für den Verkehr freigegeben. Inzwischen ist die neue Verkehrsader auch in die Navigationssysteme eingegeben und wird kräftig genutzt, um Staus auf dem benachbarten Mühlendamm zu umfahren.

Wie in Berlin üblich, nutzen trotz Verbots auch Lkw mit mehr als 30 Tonnen Last diese Abkürzung zu den beiden Großbaustellen. Wenn so ein Schwertransport die Brücke passiert, gerät sie in Schwingungen, die deutlich spürbar sind. Das beeinträchtigt vor allem die Bausubstanz des benachbarten Neuen Marstalls. Die Fenstersimse des Gebäudes mussten bereits bis ins dritte Stockwerk mit Stahlstützen befestigt werden. Es bröckelt nicht nur der Putz aus den Fugen, sondern Fassadensteine werden durch den Druck förmlich auseinander gerissen

Ein besorgter Berliner hat sich das Innere des Marstalls angeschaut und festgestellt, dass es erhebliche Rissbildung auch an den Innenwänden gibt. Nachdem die zuständige Senatsverwaltung auf seine Anfrage nicht reagiert hat, kann man die Bilder nun auch im Internet anschauen. Ob das eine offizielle Reaktion hervorruft, bleibt abzuwarten.


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