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06.07.13 / Erstklassige Vokalartisten / Raus aus der Provinz – A-Cappella-Quartett »Maybebob« ist bereit für höhere Aufgaben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-13 vom 06. Juli 2013

Erstklassige Vokalartisten
Raus aus der Provinz – A-Cappella-Quartett »Maybebob« ist bereit für höhere Aufgaben

So mancher in seinem Umfeld gefeierter Nachwuchskicker der Regionalliga träumt von dem Tag, an dem der Talentscout eines Bundesligavereins unter den Zuschauern sitzt und ihn entdeckt. Natürlich hofft er, sein Talent in einer höheren Liga einem überregionalen, wenn nicht sogar internationalen Publikum präsentieren zu können. Und auch wenn Sebastian Schröder, Oliver Gies, Jan Bürger und Lukas Teske von der Band „Maybebop“ keinen Fußball spielen, so werden sie doch ab August in einer ganz anderen Liga als jetzt spielen.

Zwar haben die vier A-Cappella-Sänger erst im April wieder über 2000 Besucher in die Hamburger Laeiszhalle locken können, trotzdem sind sie bisher nur einem eingeweihten Kreis von Musikfreunden bekannt. Doch ab August soll alles anders werden, denn vor einigen Monaten saß der Talentsucher Stefan Ultzsch von Warner Music Deutschland im Publikum von „Maybebop“ und war so begeistert, dass er die Sänger gleich unter Vertrag nahm.

Wenn im Spätsommer die neue CD „Weniger sind Mehr“ der vier Aufsteiger herauskommt, dann wird sie erstmals richtig beworben. Bisher reiste das Männer-Quartett im Alter von 33 bis 40 Jahren ohne eine finanzkräftige Marketingmaschine im Hintergrund quer durch Deutschland. Zwar können sie sich und ihre Familien mit ihrer Musik ernähren, nur dafür müssen sie hart arbeiten und grasen dafür seit ihrer Gründung die Provinz ab: Bis zu 150 Konzerte im Jahr mit Städten wie Celle, Langeselbold und Coesfeld stehen da auf dem Tourplan.

Ihre Werbung be­stand bis jetzt im Prinzip nur aus Mund-zu-Mund-Propropaganda. Zwar be­richten re­gionale Zeitungen zumeist euphorisch über die Konzerte, auch hat die Band bereits zahlreiche angesehene Preise bekommen und ist in der A-Cappella-Szene in Europa und den USA eine etablierte Größe, trotzdem kennt die breite deutsche Öffentlichkeit sie nicht.

Karl-Heinz Klemm, der Manager von „Maybebop“, meint, es läge auch ein wenig daran, dass viele Menschen, sobald sie denn den Begriff A-Cappella hören, die Band sofort in eine ganz historische Schublade stecken würden. Denn viele würden dabei an „Comedian Harmonists“ und „Mein kleiner grüner Kaktus“ denken.

Zwar sei „Maybebop“ auch ko­misch und habe sogar eine sehr eigenwillige Coverversion von „Mein kleiner grüner Kaktus“ im Repertoire, zugleich besäße die überwiegend in deutscher Sprache singende Band aber auch Tiefgang und gesangliche Qualitäten, die sie in Deutschland einzigartig machen würden.

Wer „Maybebop“ hört, fängt zumeist Feuer: Wenn der etwas zu zierlich geratene Bariton Olli Gies „die Steine, die dir das Leben in den Weg gelegt, sind das Fundament auf dem du heute stehst“ singt, dann staunt man über die philosophische Lebensweisheit, lacht aber kurz darauf wieder, wenn der Tenor Lukas Teske darüber ein Klagelied anstimmt, dass ihn seine Angebetete nicht wahrnimmt, während die anderen Bandkollegen im Hintergrund mit ihren Stimmen Musikinstrumente imitieren.

Als „Maybebop“ nun Ende Mai bei Warner Music in Hamburg der Presse vorgestellt wurde, hielt sich der Andrang der Journalisten in Grenzen. Trotzdem wagte Steffen Müller, Managing Direktor Warner Music Entertainment, die These, dass im Musikgeschäft inzwischen wieder mehr Qualität nachgefragt werden würde und mit „Maybebop“ habe das Musik­label nun Qualität pur unter Vertrag genommen.

Wie Müller jedoch auf die Idee kommt, dass Qualität wieder mehr nachgefragt werden würde, bleibt in Zeiten, in denen Beatrice Egli, das neuste „Produkt“ von Dieter Bohlen und seinem „Deutschland sucht den Superstar“, die Musikcharts stürmt, ein Rätsel. Rebecca Bellano


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