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06.07.13 / Die Kaschuben standen im Blickpunkt / Der von der AGDM organisierte Tag der Minderheiten hat Tradition, aber die Örtlichkeit war neu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-13 vom 06. Juli 2013

Die Kaschuben standen im Blickpunkt
Der von der AGDM organisierte Tag der Minderheiten hat Tradition, aber die Örtlichkeit war neu

Er ist ein fester Termin im Kalender: der Tag der Minderheiten, den die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) seit Jahren organisiert. In diesem Jahr fand er das erste Mal auf dem Gelände des Eisenbahnsportklubs „Warmia“ (Ermland) am Okullsee statt. Der wolkenlose Himmel brachte nicht nur die Sänger und Tänzer der Minderheiten auf der Bühne, sondern auch die Gäste unter den Sonnenschirmen davor ins Schwitzen.

Nach dem Wetter der vorangegangenen Wochen war nicht zu erwarten gewesen, dass der Tag der Minderheiten ohne Regen ablaufen würde. Ein Blick aus dem Fenster belehrte die potenziellen Gäste bereits am Morgen eines Besseren. Keine Wolke störte das Himmelsblau, das sich später auch im Wasser des Okullsees hinter der Bühne spiegelte, auf der die verschiedenen Tanz- und Gesangsgruppen auftraten. Der neue Ort der Veranstaltung, das Seegelände des Eisenbahnsportklubs „Warmia“, erwies sich als Glücksgriff. Nah zur Stadtmitte und idyllisch am Ufer gelegen, ist es zwar nicht besonders groß, macht aber gerade dadurch die Atmosphäre familiär. Den Gästen mit den Vertretern von Stadt-, Woi­wodschafts- und Marschallamt sowie des Honorar- und des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland an der Spitze gefiel es dort sehr gut.

In diesem Jahr stand die Minderheit der Kaschuben besonders im Blickpunkt. Sie stellte sich mit Musik, Tänzen, ihren Trachten, ihrem Essen und ihrer Sprache vor. Die Farben in den Trachten der Kaschuben erklärte Mirosława Miodowska-Jaros von der Gesellschaft Korona Kaszub: „Es gibt unter anderem drei Blautöne für den Himmel, das Meer und die Seen, also unsere Natur. Ledige Frauen trugen Rot, verheiratete Blau und verwitwete Grün.“ Heute komme es mehr auf den Geschmack der Trägerin an, und sie bevorzuge einfach Kornblumenblau. Mit ihrer Mannschaft sorgte sie mit kaschubischer Kartoffelwurst, Krapfen und Erdbeeren auch für das leibliche Wohl der Gäste. Und auf der Bühne zeigten die Mazabłenczi, die Gänseblümchen, aus Schönberg zu Begleitung von Akkordeon und Klarinette ihre Kunst.

Zu historischen und gesellschaftspolitischen Fragen äußerte sich in einer 20-minütigen Einführung Łukasz Grzedzicki, der Vorsitzende des Kaschubisch-Pommerschen Verbandes. Auf die Frage, ob sich die Kaschuben mehr als ethnische oder mehr als nationale Minderheit verstehen, antwortete er mit einem Augen­zwinkern: „Genau genommen weder noch. Umgangssprachlich könnte man uns eine sprachliche Minderheit nennen.“ Die Kaschuben bräuchten keine besondere Förderung im Alltag und seien politisch auf vielen Ebenen vertreten. „Sogar in der Regierung – immerhin hat Premier Donald Tusk einmal bei uns im Verband angefangen“, stellte Grzedzicki, selber Direktor der Kanzlei des Sejmiks der Woiwodschaft Pommern, schmunzelnd fest. Die kaschubische Sprache brauche allerdings Unterstützung. Diese erhalten die Kaschuben, und sie trägt bereits sichtbare Früchte. Kaschubisch wird an vielen Schulen gelehrt und die Wachstumsraten liegen nach Angaben von Grzedzicki bei etwa 20 Prozent. „Es besteht also gute Hoffnung, dass in Zukunft Kaschubisch weiter gesprochen und gehört werden kann“, fasste er zusammen. Am Ende seines Vortrags überreichte er Moderator Aleksander Bauknecht von der AGDM einen Schal in den kaschubischen Farben Schwarz und Gelb.

Außer den Kaschuben waren auch die anderen Minderheiten auf der Bühne präsent. Die gastgebende AGDM etwa mit der Kindergruppe „Bienchen“, den Jugendlichen der „Ermiband“ und dem Chor „Vaterhaus“. Die Farben der deutschen Volksgruppe vertraten außerdem die Chöre aus Lyck, Neidenburg und Heilsberg sowie die Tanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein. Lieder in deutscher Sprache trug auch die Gesangs- und Tanzgruppe „Dumka“ der ukrainischen Minderheit im südlichen Ostpreußen vor. Hauptsächlich aber präsentierte sie die eigenen temperamentvollen Tänze. Insgesamt also ein vielseitiges Programm, um einen gelungenen Sommertag im Freien zu genießen. Uwe Hahnkamp


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