19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.07.13 / Überdruss entscheidet / Kanadier vom Charme des neuen Liberalenchefs eingefangen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

Überdruss entscheidet
Kanadier vom Charme des neuen Liberalenchefs eingefangen

Zwar brachte der kanadische Premierminister Stephen Harper sein Land relativ unversehrt durch die weltweite Finanzkrise, trotzdem wackelt der Stuhl des Vorsitzenden der konservativen Partei. 2006, nach jahrelanger liberaler Dominanz, war Harper über die Bildung einer Minderheitsregierung an die Macht gelangt. Fünf Jahre später markierte seine Wiederwahl den Beginn einer konservativen Regierungsmehrheit in Kanada. Nun droht Harper der Wiederaufstieg der liberalen Partei, die seit April mit einem neuen Parteivorsitzendem,

Justin Trudeau, wieder im Medienrampenlicht steht. Der 41-jährige Trudeau tritt in die politischen Fußstapfen seines verstorbenen Vaters, des ehemaligen Premierministers Pierre Trudeau, der während seiner Amtszeit eine sogenannte „Trudeau-Manie“ in Kanada auslöste: Der erste Trudeau erlangte in Kanada einen Promi-Status, vergleichbar mit dem der Beatles.

Sollte diesen Sommer eine Wahl stattfinden, würden laut einer vor Kurzem durchführten Umfrage der kanadischen Zeitung „The National Post“, 38 Prozent der Kanadier die liberale Partei wählen. Damit könnte Trudeau schon eine Minderheitsregierung bilden, denn nur 30 Prozent der Befragten würden die konservative Partei wählen. Allerdings ist die nächste Wahl erst für 2015 vorgesehen. Doch das scheint weder Harper noch Tru-deau zu stören. Beide Politiker führen schon jetzt einen inoffiziellen Wahlkampf: Trudeau, wie sein Vater, mit Charme und Charisma und Harper, indem er die Schwächen seines jüngeren Gegners betont, hauptsächlich dessen politische Unerfahrenheit. Auch plant Harper zur Auffrischung seines Images die Umbildung seines Kabinetts. Bekannte kanadische Politiker wie Finanzminister Jim Flaherty und Außenminister John Baird könnten sich deswegen schon bald in anderen Ministerien wiederfinden.

Außenpolitisch ist Kanada vor allem als internationaler Friedensstifter bekannt, doch Harper fokussierte sich in seiner bisherigen Amtszeit stark auf die Innenpolitik. Manche spekulieren, dass Harpers Desinteresse an einer aktiven Außenpolitik das Land 2010 den Sitz im UN-Sicherheitsrat gekostet hat. Auch der Ausstieg aus dem Kyoto-Protokoll fand während der Harper-Regierung statt. Kritiker der konservativen Regierung werfen ihr unter anderem vor, dass Harper sich zu wenig um die Umwelt und die internationale Rolle Kanadas kümmerte. In diesen Punkten kontrastiert die liberale Partei wesentlich, denn in den politischen Grundsätzen der Partei stehen sowohl die Umwelt wie auch solide internationale Beziehungen im Vordergrund.

Kanada gilt für deutsche Politiker als wichtiger Handelspartner und in Kanada ist Deutschland als einer der zehn wichtigsten Direktinvestoren anerkannt. Die zwei Staaten verbindet ein wachsender Handel, der sich in den letzen 20 Jahren in einigen Bereichen mehr als verdoppelt hat. Noch ist es unklar, wie stark ein Regierungswechsel die kanadische Außenpolitik beeinflussen könnte. Spätestens bis 2015 stellt sich heraus, ob Angela Merkel weiterhin mit Harper verhandeln wird oder ob dieser durch den aufstrebenden Trudeau ersetzt wird. Zoe H. Todd


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren