© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

Gut gerüstet
von Manuela Rosenthal-Kappi

Im Gegensatz zu vielen anderen Mitgliedsstaaten der EU hat Litauen die Krise gut gemeistert. Und die Litauer können stolz darauf sein, denn während andere − wie das jüngste Beispiel Kroatien zeigt − schon die Hand aufhalten, kaum dass sie Mitglied der Union geworden sind, haben die Litauer ihren Kopf weitgehend selbst aus der Schlinge gezogen. Es ist das Verdienst der resoluten Präsidentin Dalia Grybauskaite, die als sehr höflich, aber hart in Verhandlungen beschrieben wird, dass sich das Land wieder auf Wachs­tumskurs befindet und sogar einige Auslandsschulden frühzeitig zurückzahlen konnte. 2009 verordnete sie dem Land rigide Sparmaßnahmen und Reformen trotz großer innenpolitischer Probleme. Seit dem EU-Beitritt sind Hunderttausende junger und gut ausgebildeter Menschen ausgewandert. Durch einen Sterbeüberschuss schrumpft die Bevölkerung weiter. Dennoch gelang es der überzeugten Europäerin, das Land rasch wieder nach vorne zu bringen, so dass Litauen heute wieder als europäischer Musterknabe gelten kann. Kaum eine andere Volkswirtschaft der EU kann derzeit so gute Wachstumszahlen vorweisen. Insofern tritt das Land die Ratspräsidentschaft gut gerüstet an, denn die Finanzexpertin Grybauskaite scheut sich nicht vor unangenehmen Themen. Sie will „Maßnahmen zur Stabilisierung des Finanzsektors“ ergreifen und die „Umsetzung der Instrumente, mit denen die Haushaltsdisziplin in der EU gestärkt werden soll“. Ihre Worte, in den kommenden Monaten zu „liefern, wie es Europas Bürger jeden Tag tun“ – aus ihrem Munde klingen sie glaubwürdig.