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13.07.13 / Verwirrende Statistiken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

Verwirrende Statistiken
von Rebecca Bellano

Manchmal versteht man nach dem Lesen der Zeitungen die Welt noch weniger als zuvor. So vermeldete „Focus“ beispielsweise dieser Tage: „Wirtschaft verschmäht ältere Jobsuchende“. Gleichzeitig meldet die „Bild“-Zeitung aber: „Mehr ältere Arbeitnehmer in Deutschland“. Doch was auf den ersten Blick nicht zusammenpasst, das fügt sich auf den zweiten. So muss man im Hinterkopf haben, dass die Zahl der älteren Arbeitnehmer aufgrund der hohen Geburtenraten der Jahrgänge und einer höheren Berufstätigkeit der Frauen der betroffenen Jahrgänge im Vergleich zu den Generationen davor insgesamt eine höhere Zahl erwerbsfähiger Arbeitnehmer ergibt. Und wenn dann das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) vermeldet, dass sich bei den 60- bis unter 65-Jährigen zwischen 2001 und 2011 die Quote der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 11,6 auf 27,5 Prozent erhöht, dann schließt es nicht aus, dass sich zwischen 2008 und heute die Zahl der über 55-Jährigen, die arbeitslos sind, ebenfalls erhöht hat. Zudem sind laut Bundesarbeitsagentur für Arbeit auch viele der jetzt über 55-Jährigen seit zehn Jahren ohne Job, mit anderen Worten Langzeitarbeitslose, die in ihrer Arbeitslosigkeit einfach in die Jahre gekommen sind.

Trotzdem verärgern solche oft kommentarlos in den Raum geworfenen Statistiken. Und vor allem bietet sich den Politikern, aber auch der Wirtschaft die Möglichkeit, die jeweiligen Zahlen je nach Interessenlage in ihrem Sinne zu missbrauchen.

Egal ob Arbeitgeber oder Arbeitnehmer – auf beiden Seiten finden sich immer Personen, die ihr Verhalten verbessern können. So gibt es durchaus Arbeitnehmer, die nach über drei Jahrzehnten im Beruf irgendwann keine Lust mehr haben, sich ständig Veränderungen anzupassen. Da hilft dann nur eine Abfindung von Seiten des Arbeitgebers, auch um den Betriebsfrieden zu wahren. Gleichzeitig ist die Herzlosigkeit mancher Arbeitgeber, wenn sie langjährige Mitarbeiter auf die Straße setzen, nur weil diese altersbedingt längere Krankheitsphasen aufweisen, nicht hinnehmbar. Bezüglich der Arbeitgeber kann man jedoch über öffentlichen Druck einiges erreichen. Ein gutes Images kann man hervorragend dadurch erreichen, dass man ein sozialer Arbeitgeber ist. Das fördert nicht nur die Außenwirkung, sondern motiviert auch Mitarbeiter.

Ob dieses große Ziel jedoch jedem Abteilungsleiter bewusst ist, ist zu bezweifeln. Wie sonst ist es zu erklären, dass eine junge Hamburger Assistenzärztin von ihrem Chefarzt niedergemacht wurde, als sie ihm stolz erzählte, dass sie schwanger sei, obwohl Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Politik und den Medien so hoch im Trend stehen. Denn statt Glückwünschen bekam die 28-Jährige zu hören, dass sie gefälligst nach der Geburt sofort in Vollzeit wiederzukommen habe.


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