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13.07.13 / In aller Munde / Hans-Thoma-Werke im Frankfurter Städel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

In aller Munde
Hans-Thoma-Werke im Frankfurter Städel

Um 1900 herum gingen seine Bilder nahezu durch jede Hand. Abdrucke seiner Werke zierten die Verpackung der Kölner Stollwerck-Schokoladen. Auch wegen dieser süßen Verlockung war der Maler Hans Thoma bei seinen Zeitgenossen äußerst populär und im wahrsten Sinne in aller Munde.

„Hans Thoma – Lieblingsmaler des deutschen Volkes“ heißt daher auch die Ausstellung im Frankfurter Städel Museum. Noch bis 29. September sind dort über 100 Werke des 1839 im Schwarzwald geborenen und 1924 in Karlsruhe gestorbenen Künstlers zu sehen.

Thomas Malerei verbindet realistische und symbolistische Tendenzen und nimmt wichtige Elemente des Jugendstils sowie der Neuen Sachlichkeit vorweg. Um 1900 galt er als Schlüsselfigur einer „deutschen Kunst“ – eine Rolle, die später die NS-Ideologen für ihre Zwecke propagandistisch ausnutzten. Gerade diese politische Instrumentalisierung war auch der Grund dafür, dass die bis dahin sehr beliebten Werke Thomas nach 1945 praktisch in der Versenkung verschwanden.

Obwohl das Städel mit über 80 Gemälden und mehreren Hundert Arbeiten auf Papier weltweit eine der umfangreichsten Thoma-Sammlungen besitzt, fand die letzte monografische Präsentation seiner Werke dort 1934 statt. Nach 1945 wurden sie dort nur vereinzelt gezeigt.

Generell verzichtete Thoma in seiner Kunst auf die Darstellung des modernen Lebens. Sein Werk zeigt keine zeitgenössische Architektur oder technische Errungenschaften der Zeit. Im Gegenteil – seine Bilder ermöglichten den Rückzug aus einer Welt des technischen Fortschritts und der Industrialisierung.

In vier Kapiteln über Vita, idyllische Szenen, Landschaftsdarstellungen und Bühnenmalereien – er schuf Wanddekorationen zu Wagner-Opern – beleuchtet die Ausstellung mit kritischem Blick das Oevre eines politisch unverfänglichen Künstlers, dessen Gemälde, Kalender, Kinderfibeln oder religiöse und mythologische Szenen gleichwohl von allen Seiten politisiert wurden. Lässt sich über Geschmack streiten? Wenigstens schmeckte seine Kunst all jenen, die Stollwerck aßen. Tws


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