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13.07.13 / Dreiste Verharmlosung / Massensterben auf den Rheinwiesen kleingeredet – Autoren ideologisch motiviert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-13 vom 13. Juli 2013

Dreiste Verharmlosung
Massensterben auf den Rheinwiesen kleingeredet – Autoren ideologisch motiviert

Vor rund 25 Jahren hat der kanadische Historiker James Baque mit seinem Buch „Der geplante Tod“ erstmals ein breites Publikum auf das Elend der deutschen Kriegsgefangenen in den US-amerikanischen Rheinwiesenlagern aufmerksam gemacht. Angesichts des deutschen Schuldkomplexes kann es nicht verwundern, dass er heute als „Revisionist“ geächtet ist. Allerdings gibt es mittlerweile mehrere seriöse wissenschaftliche Schriften, die sich kritisch mit seiner Kernaussage und den von ihm angegebenen Verlustzahlen auseinandersetzen. Darauf soll hier nicht weiter eingegangen werden, sondern es soll sein Bewenden mit der Feststellung haben, dass es sich dabei nicht nur um eine wissenschaftliche, sondern vor allem auch um eine geschichtspolitische Debatte handelt.

Kurt Kleemann vom Friedensmuseum Remagen und der Ingenieur Wolfgang Gückelhorn, laut Verlagswerbung beide „renommierte Fachhistoriker“, wollen mit ihrer „Dokumentation“ „Die Rheinwiesenlager in Remagen und Sinzig“ der These vom Massensterben deutscher Kriegsgefangener „Fakten entgegensetzen“. Das ist ein hoher Anspruch, dem man nur mit wissenschaftlichen Methoden und durch umfangreiches Studium von Primärquellen gerecht werden kann. Um das Fazit dieser Buchbesprechung vorwegzunehmen: Diesem Anspruch werden die Autoren bei Weitem nicht gerecht. Das gilt allein schon deshalb, weil die auf zwei Lager fokussierte Betrachtung nicht zu einem gültigen Gesamturteil führen kann. Gleichwohl kommen sie zu dem Schluss, dass „keine Zehntausende hinter dem Stacheldraht gestorben“ seien. Glaubt man der Darstellung, muss es in den Lagern überhaupt recht kurzweilig zugegangen sein. So erfährt der Leser bereits im Geleitwort von Winfried Vogel, pensionierter Bundeswehrgeneral und Vorstandsmitglied des Fördervereins der sogenannten Wehrmachtausstellung, dass „Soldaten und weibliches Wehrmachtsgefolge“ dort „auch ,Sonnenbäder‘ genommen“ hätten.

Zunächst werden die historischen und rechtlichen Grundlagen der Kriegsgefangenschaft geschildert. Ihr Wissen schöpfen die Autoren hier, man mag es kaum glauben, aus einem Lexikon zum Zweiten Weltkrieg. Das ist als Quellenbasis nicht nur dürftig, sondern für „renommierte Fachhistoriker“ geradezu peinlich. Danach werden die unterschiedlichen Aspekte der Organisation der Gefangenenlager geschildert, alles angereichert durch die Aussagen US-amerikanischer Zeitzeugen und die Wiedergabe mehrerer Berichte von US-Sanitätsdienststellen. Bei der Lektüre wird klar: Das Leben der Kriegsgefangenen war zwar hart aber erträglich. Anschließend kommen deutsche Zeitzeugen zu Wort, in deren Berichten ihr erlittenes Leid schon deutlicher zum Ausdruck kommt.

Die zentrale Frage, die zu beantworten ist, wenn man Baques „unseliges Buch“, so das Geleitwort, widerlegen will, lautet: „Massensterben im amerikanischen Kriegsgefangenenlager?“ Gestellt wird sie indes erst fast am Ende. Und dann widmen die Autoren dem so überschriebenen Kapitel gerade einmal 21 Zeilen, ohne sie auch nur ansatzweise zu beantworten. Stattdessen erfährt der Leser, wie hoch die Todesrate in deutschen Kriegsgefangenenlagern war. Was das soll, erschließt sich dem Rezensenten in keiner Weise. Es passt aber zu dem offensichtlichen Bestreben der Autoren, Ursache und Wirkung herauszustellen, indem sie das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen in Relation zu dem von der Wehrmacht „verursachten Leid und den großen Schäden“ setzen.

Das Buch ist reich bebildert. Dafür sucht man vergebens nach einem Anmerkungsapparat. Das Literaturverzeichnis führt gerade einmal 35 Titel fast ausschließlich aus der Populärliteratur auf und das Quellenverzeichnis verdient diesen Namen nicht. Selbst von wissenschaftlichen Mindeststandards ist das Werk weit entfernt. Wie jeder Historiker muss auch Baque akzeptieren, dass seine Forschungsergebnisse kritisiert oder widerlegt werden. Und zu ihm gibt es, wie bereits erwähnt, fundierte Gegenstimmen. Das vorliegende Buch hätte zweifellos seinen Wert als Teil einer Orts- oder Regionalchronik. Als Beitrag zur Debatte über die Todeszahl in den Rheinwiesenlagern kann man es dagegen getrost ignorieren (siehe auch Seite 10). Jan Heitmann

Wolfgang Gückelhorn, Kurt Kleemann: „Die Rheinwiesenlager Remagen und Sinzig. Fakten zu einem Massenschicksal“, Helios, Aachen 2013, geb., 120 Seiten, 26,50 Euro

 

Weitere Titel

Jochen Dehio: „Gold oder Silber – wem gehört die Zukunft?“, R. G. Fischer, Frankfurt/M. 2013, broschiert, 175 Seiten, 12,80 Euro

Joachim Feyerabend: „Gesichter im Nebel“, Eire Verlag, Salzkotten 2013, broschiert, 276 Seiten, 13,90 Euro

Mark A. Gabriel: „Israel in Gefahr. Der nächste Schachzug des Islam gegen die Juden“, Resch, Gräfelfing 2013, broschiert, 225 Seiten, 15,90 Euro

Bruno Hollnagel: „Was wird aus unserem Geld. Was noch alles passieren kann – mögliche Chancen und Gefahren“, signum, Wien 2013, geb., 247 Seiten, 19,99 Euro

Gunda Orlov: „Unterwegs. Erinnerungen“, Karin Fischer Verlag, Aachen 2013, broschiert 536 Seiten, 19,80 Euro

Stefan Rochow: „Gesucht, geirrt, gefunden. Ein NPD-Funktionär findet zu Christus“, Gerhard Hess, Bad Schussenried 2013, kartoniert, 243 Seiten, 19,50 Euro


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