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20.07.13 / Lieber totschweigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-13 vom 20. Juli 2013

Lieber totschweigen
von Harald Tews

Einen Skandal zu verursachen ist im Medienzeitalter kinderleicht. Man enthülle die blanke Brust, entledige sich des Slips, zeige den Hitlergruß oder rufe zum Mord auf und verbreite die frohe Botschaft dann via Handy ins Internet über Twitter oder YouTube. Fertig ist die inszenierte Aufregung, die nur eines bewirken soll: Werbung in eigener Sache.

Bushido, der Berliner Rap-Sänger, hatte es einmal wieder nötig gehabt, von sich reden zu lassen. Womöglich gingen die Verkaufszahlen seines Plattenimperiums zurück. Also nutzte der PR-Profi das nachrichtenarme Sommerloch, um für sich die Werbemaschinerie anzukurbeln. Frei nach Oscar

Wilde, der schon vor über 100 Jahren wusste, dass jede Nachricht eine gute Nachricht ist, hat Bushido ein Musikvideo ins Internet stellen lassen, von dem er wusste, dass es mit einigen bösen Zeilen für Aufregung sorgen würde.

Opfer seines Hasses ist in dem „Lied“ unter anderem Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit, der eine vulgäre Anspielung auf seine Homosexualität über sich ergehen lassen muss. Der reagierte prompt mit einem Strafantrag gegen den Sänger. Den juristischen Schuss vorm Bug wird Bushido sicher leicht verschmerzen können. Selbst wenn er wegen Beleidigung und Jugendgefährdung zu einer Geldstrafe verurteilt würde, könnte der Plattenmillionär das Geld locker aus der Portokasse entrichten. Der Profit, den er aus diesem inszenierten Skandal schlägt, würde den geringen finanziellen Verlust um ein Vielfaches übertreffen.

Wowereit hat einen Stein ins Rollen gebracht, der unbeachtet geblieben wäre, hätte er ihn nicht angestoßen. Klüger, da gar nicht reagiert haben die viel schlimmer verunglimpfte Grünen-Politikerin Claudia Roth und der FDP-Bundestagsabgeordnete Serkan Tören, der Bushido wegen der Vollmacht über sein Vermögen kritisiert hatte, die dieser an einen Araber-Clan übertragen hat, der der organisierten Kriminalität verdächtigt wird. Im Lied wünscht Bu­shido erst, dass Tören „ins Gras beißt“ und schießt dann auf Claudia Roth, dass sie „Löcher (kriegt) wie ein Golfplatz“.

Bushido lacht sich derweil ins Fäustchen. Sein perfider Werbecoup auf Kosten anderer ist in der Medienlandschaft voll eingeschlagen. Nachdem das Videoportal YouTube den Song wegen des Mordaufrufs im Internet gesperrt hatte, brüstete sich der Sänger, dass sein Musikvideo innerhalb von 48 Stunden eine Million Mal aufgerufen wurde. Und das in erster Linie von kauflustigen jüngeren Fans. Schließlich hat der langsam alternde Sänger sein Image als böser Junge unter den deutschen Gangsta-Rappern aufzupolieren. Bei seiner Zielgruppe, den Teenagern, kommt das allemal besser an als das Bild eines gesitteten Ehe- und Geschäftsmannes, der Bushido auch ist und als welcher er zuletzt im feinen Zwirn nach außen hin auftrat. Aber ein solches Idol ist für die Jugend langweilig. Das geschönte Image vom Rebell verkauft sich besser. Wir sind alle auf diesen PR-Coup hereingefallen und mitschuldig an Bushidos Erfolg. Hätten wir ihn doch nur totgeschwiegen.


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