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20.07.13 / Die Alte lässt Dampf ab / »Maschinenmaler« Konrad Klapheck haucht den Dingen Leben ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-13 vom 20. Juli 2013

Die Alte lässt Dampf ab
»Maschinenmaler« Konrad Klapheck haucht den Dingen Leben ein

Es mutet seltsam an, wenn ein Künstler mit „Schlips und Kragen“ im Atelier arbeitet. Für den Düsseldorfer Maler Konrad Klapheck (78) gehört die Krawatte zur Alltagskleidung. So erscheint der Künstler seinen Mitmenschen dann auch eher als penibler Buchhalter, der in einem Büro seine Arbeit erledigt. Doch Klapheck zählt zu den Großen der deutschen Künstler-Gilde. Das „Museum Kunstpalast“ in Düsseldorf widmet dem ehemaligen Professor der Kunstakademie noch bis zum 4. August eine große Ausstellung: „Klap­heck. Bilder und Zeichnungen (1955 bis heute)“.

Wie der Herr, so’s Gescherr. Das Sprichwort trifft auch (auf den ersten Blick) auf den Künstler Klapheck und seine Kunst zu. Die Gemälde von Konrad Klapheck zeigen geradlinig, nüchtern, geordnet, manchmal auch detailversessen, Gegenstände des täglichen Lebens. Teilweise präzise wie ein Foto, teilweise stilisiert und vereinfacht. Wobei die technische Welt der Maschinen Klaphecks Lieblingsmetier darstellt: Schreibmaschinen, Bügeleisen, Telefonapparate (mit Spiralkabel), Motorräder, Reifen, Fahrradklingeln, Feuerlöschkästen, Nähmaschinen, Baumaschinen, und, und, und …

40 Jahre lang malte der 1935 in Düsseldorf geborene Konrad Klapheck seine Maschinenbilder, was ihm den Beinamen „Maschinenmaler“ eintrug. Die Bilder haben teilweise überdimensionale Ausmaße, drei mal vier Meter sind nicht ungewöhnlich. Gigantisch, gewaltig, ja schon fast bedrohlich prangt mit rund drei mal sieben Metern, das heißt mit mehr als 21 Quadratmetern Fläche, das Monumentalwerk „Im Zeitalter der Gewalt II“. Es zeigt einen dunkelgrünen Schaufelbagger mit dem Namen „Atlas“, der schwarzes Material (Kohle?, Erde?) in einen roten Lkw-Container der Marke „Cat“ ablädt. Unwillkürlich wird dem Betrachter ein Eindruck der Bedrohung und Aggression vermittelt. Da wird tatsächlich jemand „angebaggert“. So beginnen die scheinbar toten Gegenstände zu kommunizieren, werden leblose Maschinen beseelt. Witzig und vieldeutig sind die vom Künstler gewählten Titel der Gemälde. Besonders das Bild „Die Schwiegermutter“ lässt allen Assoziationen freien Lauf: Ein Dampfbügeleisen mit Handgriff, der an ein lauschendes Ohr erinnert, stößt Dampfschwaden in den Raum.

Der in der Kunstwelt als „Maschinenmaler“ anerkannte Konrad Klapheck erweitert im Alter von 62 Jahren seine Objektwahl. Seit 1997 tauchen plötzlich Menschen, meist in Form nackter Frauen, in Klaphecks Werken auf. Zum Beispiel 1998 im Bild „Die Küche II“: Neben den Küchengerätschaften, die in der gewohnten Klapheck’schen Maschinen-Darstellung erscheinen, geben zwei nackte Frauen den Ton an. Die eine, mit blauen Haaren, sitzt – etwas überdimensioniert – im Vordergrund, die andere, mit orangenem Haarschopf, hantiert im hinteren Bereich der Küche. Seinen Umschwung zu Akt-Darstellungen erklärte Klapheck einmal damit, dass in seiner Kindheit das Thema Nacktheit und Sexualität zu kurz gekommen sei und nun wohl thematisiert werde.

Ein anderes Thema seiner Biografie, die vaterlose Kindheit, greift Konrad Klapheck mit seinen zahlreichen Bildern von Jazz-Musikern auf. Auch diese Menschenbilder gehören zu Klap­hecks „Spätwerk“, alle nach der Jahrtausendwende entstanden. Der Jazz und die Jazz-Musiker seien für ihn so etwas wie „Ersatzväter“ gewesen. Sein leiblicher Vater, Richard Klapheck, früher auch Professor (für Kunstgeschichte) an der Kunstakademie Düsseldorf, starb 1939. Da war der Junior gerade mal vier Jahre alt. Und der Zweite Weltkrieg begann. Siegfried Schmidtke


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