Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-13 vom 20. Juli 2013
Völlig abgehoben Das Preußen Museum in Minden hebt jetzt einmal so richtig ab. Denn bis zum 8. September begibt man sich mit der Ausstellung „Adler über Schlesien – Ereignisse und Pioniere der Luftfahrtgeschichte“ regelrecht in die Luft. Genauer gesagt: in schlesische Lüfte. Denn Schlesien hat in der Entwicklung der Luftfahrt im frühen 20. Jahrhundert eine interessante Funktion eingenommen. Die Ausstellung führt durch die Geschichte von Luftfahrt, Luftsport und Luftkrieg von den Anfängen bis heute: von den ersten Träumen und Flugversuchen des Menschen über Ballons, Zeppeline und Gleitflugapparate bis hin zu kuriosen Segel- und Motorflugzeugen und den heutigen modernen Verkehrsmaschinen. Dabei ist der Blick auf Schlesiens Geschichte der Luftfahrt gleichzeitig ein Blick auf die Entwicklung des weltweiten Flugwesens. Bereits im Revolutionsjahr 1789 stieg der Franzose Jean-Pierre Blanchard (1753–1809) in Breslau mit einem Ballon auf. Die Natur diente als Vorbild für die ersten Fluggeräte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließen „tollkühne Männer mit ihren verrückten Kisten“ das Volk jubeln und staunen. Luftschifflandungen zum Beispiel in Breslau und Gleiwitz wurden als Sensation wahrgenommen. Im Ersten Weltkrieg wurde der Himmel erstmals zu einem Kriegsschauplatz. Die Breslauer Linke-Hofmann-Werke, die eigentlich auf den Bau von Eisenbahnwagen spezialisiert war, bauten Riesenflugzeuge für die deutsche Fliegertruppe. Die Piloten, darunter der als „Rote Baron“ legendär gewordene Breslauer Kampfflieger Manfred Freiherr von Richthofen, wurden besonders von der Jugend als Helden verehrt. Weitere Flieger und Flugpioniere aus Schlesien werden ausführlich vorgestellt. Was machte ihre Leistungen aus? Wie stehen wir heute zu ihrem Ruhm? Nahe dem Riesengebirge entstanden nach dem ersten Weltkrieg die Segelflugschule Grunau und die Flugzeugbaufirma Edmund Schneider. Das beliebte Segelflugzeug „Grunau Baby“ trug den Namen des einst unscheinbaren Dorfes bis in die ganze Welt hinaus. Auch am Annaberg in Oberschlesien und an anderen schlesischen Stätten entstanden Segelflugschulen. Als sich in den 20er Jahren der zivile Luftverkehr entwickelte, wurden schlesische Flugplätze in das ständig wachsende Netz der Lufthansa integriert. Adolf Hitlers Machtergreifung 1933 war die Zäsur, die letztendlich zur totalen Niederlage Deutschlands und dem Verlust Schlesiens führte. Die Aktivitäten der Nationalsozialisten veränderten den Luftverkehr tiefgreifend. Alle deutschen Segelflugschulen wurden zu paramilitärischen Ausbildungsplätzen, sportliche Aktivitäten wurden gleichgeschaltet. Allein in Schlesien entstanden über 50 Flugplätze. 1944 wurde das oberschlesische Industriegebiet mit seiner kriegswichtigen Stahl-, Waffen- und Treibstoffproduktion Ziel alliierter Luftangriffe. Auch umliegende Ortschaften wurden zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der zivile Luftverkehr zögerlich wieder in Gang. Die heute größtenteils polnischen, zu kleineren Teilen tschechischen und deutschen Gebiete der historischen Region Schlesien beherbergen wieder eine Vielzahl lebendiger und moderner Flugsportvereine und internationale Flughäfen, die die europäischen Regionen verbinden. Die Ausstellung „Adler über Schlesien“ wurde bereits vor drei Jahren im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen zum Publikumsrenner. Sie wurde von zahlreichen deutschen, polnischen und tschechischen Sammlern und Institutionen unterstützt und kann nun in Minden mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt beträgt 4,50 Euro. PAZ |
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