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20.07.13 / Ganz in »blanc« / Pariser Esskultur breitet sich aus – Elegante Massenspeisungen unter freiem Himmel. Einzige Bedingung: weiße Kleidung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-13 vom 20. Juli 2013

Ganz in »blanc«
Pariser Esskultur breitet sich aus – Elegante Massenspeisungen unter freiem Himmel. Einzige Bedingung: weiße Kleidung

Besonders in der Esskultur kommt die französische Lebensart des „Savoir vivre“ zum Ausdruck. Eine Variante davon findet inzwischen in vielen Ländern weltweit großen Anklang: das „Dîner en blanc“ (Abendessen in Weiß). Es handelt sich um ein öffentliches Riesen-Picknick mit beliebig vielen, ganz in Weiß gekleideten Teilnehmern und wird im Sommer in vielen großen, aber mittlerweile auch in immer mehr kleineren Städten veranstaltet. Genannt seien hier nur Sydney, Mexiko-Stadt, Toronto, New York, San Francisco, Singapur, Turin und Barcelona. Selbst der Erfinder François Pasquier ist erstaunt, dass sein Konzept einen derartigen An­klang findet.

Was vor 25 Jahren im Pariser Stadtwald Bois du Bologne als „Dîner en blanc“ im Freundeskreis des Industriellen Pasquier seinen Anfang nahm, zelebrieren auch in Deutschland immer mehr Anhänger, wenn auch ein wenig anders als in Frankreich. Während die Einladung zum „Dîner en blanc“ in Paris nach wie vor ausschließlich über Freundeskontakte oder via SMS erfolgt, also nicht vorab veröffentlicht wird, darf sich hierzulande jeder angesprochen und eingeladen fühlen, der von dem rechtzeitig angekündigten Termin des „Dinners in Weiß“ in seinem Wohnort Kenntnis erhält.

Hier wie dort treffen sich Hunderte, oftmals sogar Tausende komplett weiß gekleidete Picknick-Teilnehmer auf einem Platz oder in einem städtischen Park. Die Speisen für ein dreigängiges Menü sowie Getränke, Tische, Klappstühle und weiße Tischdecken – alles bringen sie selbst mit. Man ist gleichzeitig Gast und Gastgeber. Alle trinken Wasser, Wein und Champagner. Hochprozentiges ist verpönt. Das elegante Dinner in Weiß an einem Sommerabend im Freien, vorausgesetzt das Wetter spielt mit, sei ein einzigartiges und unvergessliches Erlebnis, versichern diejenigen, die das schon einmal mitgemacht haben. Ein paar Stunden später finden sich davon keine Spuren mehr. Selbstverständlich entfernen die Teilnehmer dieses Freiluft-Spektakels anschließend auch ihren eigenen Müll.

In Paris verabreden sich die Dinner-Freunde zu Tausenden jeweils im Juni jedes Jahres an den schönsten Orten in Paris, um gemeinsam im Freien zu dinieren. Die Versammlungen der zahlreichen wie aus dem Nichts aufgetauchten weiß gekleideten Pick­nickwilligen sind polizeilich nicht angemeldet. Doch da die eintreffenden Polizisten stets freundlich begrüßt werden, indem ihnen „die Weißen“ mit unzähligen weißen Servietten zuwinken, duldet man sie. In diesem Jahr fanden am 13. Juni anlässlich des 25. Jubiläums gleich zwei elegante „Dîner en blanc“ mitten in Paris statt. Insgesamt 11000 Teilnehmer saßen in langen Reihen vor der Pyramide des Louvre-Museums und am Trocadero-Platz nahe dem Eiffelturm.

Im Sinne seines Stifters ist das Dinner in Weiß auch in Deutschland eine privat organisierte, nicht-kommerzielle Veranstaltung ohne politischen Hintergrund. Hier nahm die Bewegung 2008 in Hannover ihren Anfang. Im Mai 2010 fand das Straßen-Dinner erstmals in Berlin auf dem Bebelplatz statt und in Hamburg auf den Michel-Wiesen. Auch in Bochum, Cottbus, Wernigerode, Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt am Main und Potsdam, um nur einige Städte zu nennen, wurden schon Pick­nicks in Weiß organisiert. In Berlin hat das Ereignis in diesem Jahr schon stattgefunden, während es für Hamburg für den 17. August angekündigt ist; Veranstaltungsort ist die HafenCity. Zum zweiten Mal wollen sich die Wernigeroder im September zu ihrem Dinner in Weiß treffen und wieder Spenden zugunsten von Kindern und Jugendlichen sammeln. Neu im Club ist Zweibrücken – dort sorgt die CDU für die Durchführung eines öffentlichen festlichen Abendessens im Freien am

17. August; der Ort wird noch bekannt gegeben. Wie war das noch? Das „echte“ Dinner in Weiß hat keinen politischen Hintergrund und wird privat organisiert? Doch wer für die Einhaltung der Spielregeln sorgt, bleibt offen. D. Jestrzemski


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