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20.07.13 / Ländliches Idyll / Das Schloss Paretz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-13 vom 20. Juli 2013

Ländliches Idyll
Das Schloss Paretz

Das frühklassizistische Schloss Paretz im gleichnamigen Dorf im Havelland nahe Berlin und Potsdam ist ein Kleinod in der märkischen Museumslandschaft. Einst war es der Lieblingssitz der Königin Luise von Preußen und ist als solcher eingewoben in die Überlieferungen, mit denen der Kult um die früh verstorbene, im Volk außerordentlich beliebte Monarchin begründet wurde. Zu DDR-Zeiten war das schlichte Landschloss, das der Architekt David Gilly im Auftrag von König Friedrich Wilhelm III. 1797/98 an der Stelle des alten Gutshauses errichtete, zu einem grauen, unscheinbaren Kasten verkommen. Im Inneren war es vollkommen verändert, da es seit 1948 als Bauernhochschule und später als oberste Tierzuchtbehörde genutzt worden war.

Ein kleinformatiges, opulent bebildertes Bändchen mit dem Titel „Paretz. Eine königliche Sommerfrische“ gibt Auskunft über die Geschichte dieses einzigartigen Schlösschens und über das Dorf, zu dem es gehört. Der Autor Claus-Dieter Steyer, hauptberuflich Redakteur des „Tagesspiegel“, beschäftigt sich seit Jahren mit der Landeskunde Brandenburgs und hat zu diesem Themenkreis bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Steyer berichtet von den Bemühungen der zahlreichen Paretz-Enthusiasten um die Rettung und Wiederherstellung von Schloss, Park, Kirche und einzelner Gebäude.

Schon Ende 1990 nahm der „Verein Historisches Paretz“ die Planungen in die Hand und wurde dabei besonders von Seiten der „Freunde der preußischen Schlösser und Gärten“ unterstützt. In diesem Zusammenhang sind die wertvollen Tapeten mit farbigen Motiven im Schloss zu nennen, deren Erhalt durch ein aufwendiges Restaurierungsprojekt gesichert wurde.

Kronprinz Friedrich Wilhelm kannte den kleinen Ort Paretz an der Havel aus Kindertagen. Seitdem der Prinz und seine Gemahlin Prinzessin Luise 1794 erstmals Gäste auf Gut Steinhöfel waren, dem Landsitz des Hofmarschalls Valentin von Massow, wünschten sie sich ebenfalls ein Anwesen in ländlicher Idylle als sommerliche Residenz. Wenig später stand der Paretzer Gutshof zum Verkauf, und seit Januar 1797 war Fried-rich Wilhelm von Preußen der neue Besitzer. Noch vor seiner Inthronisation am 16. November 1797 als König Friedrich Wilhelm III. beauftragte er den Architekten David Gilly mit dem Neubau des Herrenhauses. Zwischen 1797 und 1805 verbrachte das königliche Paar jeweils im Spätsommer mehrere Wochen auf ihrem Landgut Paretz.

Leider ist das Tempo dieses literarischen Streifzugs zu hoch, weshalb viele der zahlreichen Einzelaspekte zu kurz kommen. Das Musterdorf nach englischem Vorbild hatte Friedrich Wilhelm III. von 1797 bis 1804 erbauen lassen. Mit den Begriffen „Dauerhaftigkeit, Bequemlichkeit und Schönheit“ formulierten die Planer damals bereits reformerische Ansätze in der Architektur. Den Bauern wurden die gemauerten Dreiseithöfe unentgeltlich überlassen, aber mit der Auflage, die Fassaden unverändert zu lassen. Und es war Theodor Fontane, der mit seinem 1871 erschienenen Feuilleton über Paretz und die Königin Luise, das er später als Buchkapitel in seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ aufnahm, eine regelrechte Luisen-Wallfahrt in das kleine Dorf auslöste. Heute ist Paretz mit seinem Schloss, der „königlichen Kirche“, der teilweise hergestellten Park-architektur und als bauliches Ensemble wieder ein lohnenswertes Ausflugsziel. Dagmar Jestrzemski

Claus-Dieter Steyer: „Paretz. Eine königliche Sommerfrische“, be.bra Verlag GmbH, Berlin 2013, geb., 80 Seiten, 9,95 Euro


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