24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.07.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-13 vom 27. Juli 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

Sommerzeit – Reisezeit. Und so hat auch Frau Rosemarie Pakleppa die Koffer gepackt und sich auf den Weg nach Deutschland gemacht – von Südafrika, wo sie seit 60 Jahren lebt, ist das schon ein langer Weg. „Aber was die Störche können, das kann ich auch“, sagte sie zu mir, als sie in Hamburg Zwischenstation machte. Und eben wegen des Adebars hatte sie mich um einen Anruf gebeten, denn meine Storchengeschichte in Folge 13 hatte ihr so gefallen, dass sie auch zu diesem Thema einige heitere Episoden beisteuern wollte. Und so erzählte unsere aus Schirwindt stammende Heimatgefährtin, die mit Leib, Seele und Sprache so ganz Ostpreußin geblieben ist, von den vielen Störchen, die sie zur Winterszeit am Kap begrüßen kann. „Die kommen doch zum großen Teil aus Ostpreußen und sind für mich Heimatboten“, meint Rosemarie Pakleppa. Auch für ihren aus Insterburg stammenden Mann sind es deutsche Störche und somit die traditionellen Kinderbringer. So meinte er kürzlich zu seiner Frau, als er aus Kapstadt in das 60 Kilometer nördlich gelegene Paal heimkehrte, in Belleville würden heute sehr viele Babys geboren, denn über dem Ort hätte unentwegt ein großer Schwarm Störche gekreist. Mit den hier horstenden Adebars, die ja in einem Monat wieder auf die Reise gehen, wird auch Frau Pakleppa wieder nach Südafrika zurückkehren. Sie lebt gerne dort, aber „Heimat“ – so sagt sie – „ist und bleibt mein Ostpreußen“. Und deshalb ist sie unserer Zeitung so verbunden, zumal Rosemarie Pakleppa Leserin der ersten Stunde des 1950 gegründeten Ostpreußenblattes ist!

Ostpreußen – die Heimat ihrer Schwiegermutter Martha Röthig geborene Kemsies interessiert Frau Ursula Röthig aus Essen so sehr, dass sie an Heimattreffen und Seminaren teilgenommen hat. Obgleich sie schon viel erfahren konnte und auch über einige Dokumente verfügt, die Angaben zur Familiengeschichte enthalten, bleiben doch noch viele Fragen offen, und deshalb wendet sich Ursula Röthig an uns. Vor allem möchte sie herausfinden, ob es noch Verwandte ihres Mannes gibt, denn ihre Schwiegermutter hat kaum über ihre Herkunft gesprochen. Ein Grund mag sein, dass diese schon in jungen Jahren ihren Heimatort Nordenburg verließ, um in das Ruhrgebiet zu gehen. Martha Kemsies war 20 Jahre alt, als sie im Mai 1926 in Sterkrade, das heute zu Oberhausen gehört, den Bergmann Josef Röthig heiratete. Zuvor war sie als Stütze tätig gewesen. In ihrer Heimatstadt muss sie eine fleißige und begabte Schülerin gewesen sein, denn zwei erhalten gebliebene Zeugnisse zeigen fast nur die Noten „sehr gut“ und „gut“. Die Eltern von Martha waren Heinrich Kemsies, *1877, und Auguste geborene Sperling, *1881. Aus der im Jahr 1903 geschlossenen Ehe ging außer der 1906 geborenen Martha auch der ein Jahr jüngere Sohn Fritz hervor, der in Nordenburg bei Sattlermeister Franz Fabian das Sattlerhandwerk erlernte. Von ihren Großeltern ist bekannt, dass Heinrich Kemsies, *1834, und Auguste geborene Wempel, *1835, im Jahr 1861 in Nordenburg heirateten und acht Kinder bekamen. Da auch Marthas Großeltern mütterlicherseits – Sperling – sechs Kinder hatten, könnte es sein, dass noch Nachkommen von diesen Familien leben. Allerdings verstarb Marthas Mutter schon früh, und ihr Vater Heinrich Kemsies heiratete noch einmal. Der Name seiner zweiten Frau – Marion – steht in dem erhalten gebliebenen Poesie-Album von Martha, das viele Nordenburger Namen enthält wie Elisabeth Roesler, Frida Wickel, Elisabeth Holl, Antonia Urban, Fritz Prengel, Anna und M. Naujoks. Da die Eintragungen aus dem Jahr 1923 stammen, ist anzunehmen, dass dieses Album eine Art Abschiedsgeschenk für Martha war, die bald darauf Nordenburg verließ. Zwar nicht für immer, denn sie muss auch nach ihrer Heirat mit ihrem Sohn zu Besuch in ihrer Heimatstadt gewesen sein, weil sich Frau Röthig daran erinnert, dass ihr Mann oft von der Aschwöne sprach, an der er als Kind gespielt hatte. So, das sind einige Angaben, die vielleicht weiter helfen, irgendjemand zu finden, der Frau Röthig mehr über Nordenburg und die Familie Kemsies sagen kann, vor allem, wo deren Haus gestanden hat. Und vielleicht finden sich auch Nachfahren der genannten Familien, mit denen Ursula Röthig in Verbindung treten kann – dann hätte sich ihr lange gehegter Wunsch erfüllt. (Ursula Röthig, An der Ziegelei 12 in 45133 Essen, Telefon 0201/7100283.)

Alte Fotos haben für uns Vertriebene einen besonderen Stellenwert, sie sind oft die einzigen sichtbaren Erinnerungen an Heimat, Kindheit und Menschen, mit denen wir verbunden waren, auch wenn sie nicht zur Verwandtschaft gehörten. Und so besitzt auch Frau Ehrentraud Stierle geborene Metschies das Passfoto eines jungen Wehrmachtsangehörigen, der oft in ihr Gumbinner Elternhaus kam und dort in die Familie mit aufgenommen wurde. „Er war für mich damals 14-Jährige und meine drei Jahre jüngere Schwester wie ein großer Bruder“, schreibt Frau Stierle. Deshalb hat sie das Foto in allen Stationen ihres Lebens immer begleitet. Aber nun möchte sie es doch seinen Angehörigen übergeben, wenn sich welche finden lassen, und wendet sich deshalb an unsere Ostpreußische Familie. Frau Stierle kennt leider nur den Nachnamen des jungen Mannes: Volkmann. Er stammte vermutlich aus Königsberg, denn dort hatte er eine Ausbildung in der Staatlichen Bernsteinmanufaktur abgeschlossen. Als Dank für die herzliche Aufnahme, die er bei der Familie Metschies in ihrem neuen Haus am Amselsteig fand, fertigte er für Frau Stierles jüngere Schwester zu deren Geburtstag im November 1942 oder 1943 einen Bernsteinanhänger für ein Halskettchen an. Später arbeitete er noch ein Armband für Frau Metschies, die sich besonders um Verwundete kümmerte, einige fanden auch in ihrem Haus Unterkunft. Auch der junge Volkmann hatte bereits eine Verwundung, wie Frau Stierle glaubt. Er konnte jederzeit zu der Familie Metschies kommen, ging aber immer in die Kaserne zurück. Volkmann war bei den „22ern“, wie auf dem Foto erkennbar ist, das auf der Rückseite den Stempel des Ateliers trägt: Paul Radschun, Photo-Meister 1913, Königsberg (Pr), Friedländertorplatz 9. Volkmann musste dann bald wieder an die Front. Frau Stierle hat nie wieder etwas von ihm gehört, aber das Foto hat sie immer an ihn erinnert. „Vielleicht hat er den Krieg überlebt. Er könnte Ende 80/Anfang 90 Jahre alt sein. Vielleicht lebt er irgendwo in Deutschland, nun auch als Vertriebener. Es wäre gut, von ihm etwas zu erfahren. Das Foto bewahre ich weiter dafür auf!“, beendet Frau Stierle ihr Schreiben. (Ehren­traut Stierle, Joseph-Haydn-Straße 41 in 33604 Bielefeld, Telefon 0521/22802.)

Und weiter auf der Suche – „Sommerloch“ ist ein Fremdwort in unserer Ostpreußischen Familie, und das ist auch gut so, denn Suchfragen von Vertriebenen nach Vertriebenen dulden keinen Aufschub. Das meint auch unsere Leserin Cornelia Thielicke aus Bad Berka, die sich an uns wendet, weil ein aus Ostpreußen stammender Bekannter an sie herantrat mit der Bitte, ihm zu helfen, da alle Anfragen bei Ämtern und Institutionen bisher vergeblich waren. Nicht ohne Grund, denn Frau Thielicke hat bereits zwei „große Erfolge“ durch unsere Ostpreußische Familie zu verzeichnen, einer führte sogar zu einem entfernten Verwandten. Sie übermittelt uns nun Fragen, die Herr Reinhard Beck stellt, der endlich etwas über seine Familie wissen möchte, deren Mitglieder aus verschiedenen Gegenden Ostpreußens kamen, wie er schreibt: „Sofern diese nicht zu Opfern des Zweiten Weltkrieges wurden, mussten sie die Heimat durch Flucht und Vertreibung verlassen. Nur wenige von ihnen hatten die Chance für einen Neuanfang. Viele Informationsquellen wie Kirchenbücher haben die Zeit nicht überdauert. Ich wäre dankbar, wenn Sie mir den einen oder den anderen Hinweis geben könnten, um eine realere Vorstellung von meinen Vorfahren zu finden. Bisher ist auch nicht bekannt, ob es weitere Verbindungen zu den hier aufgeführten Familienmitgliedern gab. Vielleicht weiß ja ein Leser noch Näheres und kann Hinweise zu den Familien geben.“ Soweit die Zuschrift von Herrn Beck, der dann anschließend die Familienmitglieder aufführt, deren Namen und Daten ihm bekannt sind. Wie die Verwandtschaftsverhältnisse zu Herrn Beck und untereinander sind, geht nicht daraus hervor, nur so viel bekam ich auf Nachfragen heraus, dass es sich bei den in der nachfolgenden Aufführung zuerst Genannten um seine Großeltern handelt. Dies sind die von Reinhard Beck aufgegebenen Namen: Heinrich Poneleit, *1901 Weinoten/Tilsit, und Ida Poneleit geborene Greßies, *1911, †1945 vermutlich in Tilsit, Josef Schwenzfeier, *1898 Glottau, Kreis Heilsberg, Emma Minna Maria Thiel, *1904 Königsberg, verheiratet mit Anton Schwenzfeier, *zirka 1899 Glottau, † etwa 1945 in Königsberg. Über den ebenfalls gesuchten Albert Thiel aus Königsberg liegen etwas differenzierte Angaben vor: Der Königsberger, der auf dem Tragheim wohnte, hatte 1904 die 1881 in Domnau geborene Elise Tobien, Tochter von Robert Tobien und Karoline geborene Lindenau, geheiratet. Er verstarb 1920 in Rothenstein bei Königsberg. Ort und Jahreszahl weisen darauf hin, dass Albert Thiel mit großer Wahrscheinlichkeit bei der „Explosion von Rothenstein“ ums Leben kam, als am 10. April 1920 beim dortigen Zeugamt ein Munitionslager in die Luft ging. Unter den 200 Toten, die diesem furchtbaren Unglück zum Opfer fielen, dürfte auch Albert Thiel gewesen sein. Das sind also die Angehörigen seiner Familie, über die Reinhard Beck nur diese Angaben besitzt. Aber vielleicht finden sich ja nun einige Hinweise durch unsere Leserinnen und Leser. Zu erreichen ist Reinhard Beck über seine E-Mail-Adresse reinhard.g.beck@

t-online.de, Briefe und Telefonate sind an die Adresse beziehungsweise Telefonnummer von Frau Thielicke zu richten, welche die Schreiben und Informationen an Herrn Beck weiterleitet. (Cornelia Thielicke, Bachstraße 20 in 99438 Bad Berka, Telefon 036458/493146.)

Eure Ruth Geede

PS: Die Vergangenheit holt einen doch immer wieder ein. Ich kann mich noch gut an die Explosion erinnern, weil wir sie auch in unserem Haus in der Königsberger Augustastraße zu spüren bekamen. Ich habe mich als Vierjährige so erschrocken, dass ich in Muttchens Bett flüchtete und mir die Decke über den Kopf zog.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren