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27.07.13 / Schau mit Bibelfliesen und Konfirmationsurkunden / Auch ostpreußische Dokumente werden gezeigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-13 vom 27. Juli 2013

Schau mit Bibelfliesen und Konfirmationsurkunden
Auch ostpreußische Dokumente werden gezeigt

Eigentlich hatte ich geglaubt, die Sammlung ost- und westpreußischer Konfirmationsurkunden, die Ursula Karge aus Norden so erfolgreich mit Hilfe unserer Ostpreußischen Familie durchgeführt hat, sei nun abgeschlossen. Die rund 70 Exemplare enthaltene Mappe, die Frau Karge uns übergeben hatte, ist bereits in musealer Obhut. Aber die Geschichte geht weiter, denn die Vorstellung von Frau Karge, diese Dokumente auf einer Ausstellung der Öffentlichkeit zu präsentieren, hat sich schneller erfüllt als gedacht, wobei auch sie diesmal die Initiatorin ist: In diesen Sommerwochen werden in der Ludgerikirche Norden im Rahmen einer Doppel-Ausstellung von Zeugnissen sakralen Kunsthandwerks 80 Konfirmationsurkunden aus der Sammlung Karge gezeigt, darunter auch einige aus Ost- und Westpreußen sowie dem Baltikum. Sie bilden eine gelungene Ergänzung zu den 120 Bibelfliesen, die von dem „Norder Bibelfliesenteam“, das sich eigens mit diesen bilderreichen Wandbemalungen befasst, zur Schau gestellt werden.

Während die Präsentation von Konfirmationsurkunden eine Premiere bedeutet, kann die Bibelfliesenschau bereits ein Jubiläum feiern. Denn schon im „Ökonomischen Jahr der Bibel 2003“ hatte sich auf Initiative von Pfarrer Kurt Perrey das Norder Bibelfliesenteam (NBT) gebildet und in Zusammenarbeit mit der Ostfriesischen Bibelgesellschaft und einem Fliesenexperten aus den Niederlanden eine schon damals sehenswerte Schau gestaltet, allerdings mit 200 geliehenen Exponaten. Diese Schau zog dann von Norden aus als Wanderausstellung durch ganz Deutschland und ist jetzt anlässlich der 75. Präsentation in ihre Heimat Norden zurückgekehrt, nun aber mit 120 eigenen oder auf Dauer überlassenen Fliesen. In der Ludgerikirche werden die historischen niederländischen Wandfliesen mit biblischen Motiven, deren älteste aus dem Jahr 1670 stammt, unter dem Titel „Mit Bibelfliesen durch die Bibel“ gezeigt. Bibelfeste Besucher werden die Motive auf den – in dem wunderbaren Delfter Blau oder im warmen Manganbraun gehaltenen – Fliesen bald enträtseln können. Es sind Bildergeschichten, die von Künstlern auf die Tonscherbe gebracht wurden, denn die Fliesenmalerei ist keine Volkskunst, sondern ein Kunsthandwerk, treffender noch Gebrauchskunst. Bisher sind etwa 600 verschiedene biblische Darstellungen auf Fliesen nachgewiesen, vor allem alttestamentarische Geschichten, aber auch solche aus dem Neuen Testament. Die häufigste Darstellung ist nicht, wie man vermuten könnte, die Schöpfung oder der Sündenfall, sondern die von Elia, der von Raben ernährt wird, gefolgt von Kains Brudermord und Abrahams Opfer.

Anders da natürlich die Abbildungen auf den Exponaten in der gleichzeitig gezeigten Schau „Konfirmationsurkunden im Wandel der Zeiten“, die erst um 1800 als Erinnerungsgeschenke an die Einsegnung aufkamen, zuerst handgeschrieben mit Bibelversen und Denksprüchen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann die Gestaltung sehr dekorativ mit religiösen Bildern von berühmten deutschen Malern wie Mathias Grünewald, Albrecht Dürer, Lukas Cranach und Caspar David Friedrich. Ab 1900 erfolgte ein Übergang zu farbigen Holzschnitten, auch findet man immer wieder das Bildnis des Reformators Martin Luther. Im vorigen Jahrhundert war es dann ein Bild der Einsegnungskirche, das die Konfirmanden ein Leben lang an diesen Tag erinnern sollte. Für die Vertriebenen wurde es aber weit mehr, nämlich zu einem Andenken an die gelebte und geliebte Heimat. Ursula Karge freut sich deshalb besonders, dass sie neben Urkunden aus ganz Deutschland und den USA diese Dokumente aus den deutschen Ostgebieten zeigen kann. Zwar bilden sie nur einen Teil der insgesamt 80 Exponate, die sie für die Schau aus 550 von ihr gesammelten Urkunden ausgewählt hat, aber sie sind umso wertvoller, als sie durch Krieg, Flucht und Nachkriegswirren gerettet werden konnten. Inzwischen erhielt Ursula Karge noch weitere Urkunden aus Ostpreußen, aus Eydtkuhnen (1928), Angerburg (1914), Heiligenbeil Gallingen (1939) und Ballethen (1881)! Und sie sammelt weiter! (Adresse: Ursula Karge, Hollweg 20b in 26506 Norden.) Die Doppelschau in der Ludgerikirche Norden ist noch bis zum 15. August zu sehen, ein Tipp für interessierte Leser aus dem norddeutschen Raum. Übrigens: Es gibt sogar noch eine weitere Verbindung zu Ostpreußen, die man nicht vermutet, denn sie betrifft die Bibelfliesen: Der Initiator und Leiter dieser Präsentation, Pfarrer i. R. Kurt Perrey, stammt aus Ebenrode! R.G.


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