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27.07.13 / Schlapphüte und mehr / Geheimdienste im Blick

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-13 vom 27. Juli 2013

Schlapphüte und mehr
Geheimdienste im Blick

Spionage und Geheimdienste haben seit jeher das Interesse einer breiten Leserschaft gefunden, die sich nachträglich für das interessiert, was dem Normalbürger zunächst verborgen bleibt. Der von Jürgen W. Schmidt wesentlich mitverfasste und zusammengetragene Sammelband „Geheimdienste in Deutschland: Affären, Operationen, Personen“ beleuchtet weitgehend in Vergessenheit geratene Kapitel deutscher Geheimdiensttätigkeit beziehungsweise auch Spionage gegen Deutschland.

Politisch am interessantesten dürften die Aktivitäten der polnischen Luftwaffe und polnischen „Privatflieger“ über Deutschland in den 20er und in der ersten Hälfte der 30er Jahre sein, weil sie ein bezeichnendes Licht auf die damalige polnische Politik werfen. So waren die polnischen Aktivitäten von einer derart beispiellosen Dreistigkeit, dass es häufig zu Notlandungen polnischer Flugzeuge auf deutschem Gebiet kam. Nicht die „Macht- ergreifung“ Hitlers im Januar 1933 setzte dem ein Ende, sondern der spürbare – zunächst noch verdeckte – Aufbau einer deutschen Luftwaffe.

Was war von dem deutschen Geheimdienst im Ersten Weltkrieg zu halten? 1917 führte die dilettantische Vorbereitung deutscher Sabotageaktionen in Norwegen fast zu dessen Kriegseintritt auf der Seite der Alliierten. Man staunt bei der Lektüre über die Arroganz und Überheblichkeit der beteiligten deutschen Stellen, die aus einer kleinen Angelegenheit eine bedrohliche Staatsaffäre werden ließen. Ganz im Gegensatz dazu stellte sich die clevere und geschmeidige Ausnutzung des deutschen Versagens durch die britische Auslandspropaganda dar.

Herausgehoben seien auch noch die vom Historiker Wolfgang Kaufmann zusammengetragenen Fakten, die belegen, dass es sich beim britischen Mordanschlag – ausgeführt von tschechischen Exilanten – auf den SS-Mann Reinhard Heydrich um ein Attentat mit biologischen Waffen gehandelt hat. Der Krankheitsverlauf weist auf biologische und toxische Kampfstoffe hin, die hier Verwendung fanden. In London erfüllten sich die Erwartungen. Die erwartete Terrorwelle zur Vergeltung animierte die bisher „lethargischen Tschechen“ zum Widerstand. Stets verdächtigte die alliierte Propaganda Deutschland der Vorbereitung von Chemiewaffeneinsätzen, aber siehe da: Das Großbritannien Winston Churchills realisierte derartiges.

Lesenswert sind auch die 19 Fallstudien in denen Konrad Faber die Persönlichkeitsprofile und Motive von zumeist deutschen Agenten zwischen 1880 und 1935 beleuchtet, die ihr eigenes Land verraten haben. Hans Lody

Jürgen W. Schmidt: „Geheimdienste in Deutschland. Affären, Operationen, Personen“, Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2012, 357 Seiten, 25 Euro


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