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03.08.13 / Machtlos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Jan Heitmann:
Machtlos

Jeder Angeklagte hat das Recht auf einen Anwalt. Die Berliner Juristin Anja Sturm ist eine von drei Pflichtverteidigern von Beate Zschäpe, der Hauptangeklagten im sogenannten NSU-Prozess. Ein undankbarer Job, denn ein Pflichtmandat ist finanziell wenig attraktiv und in diesem Fall auch noch besonders arbeitsintensiv, ohne dass dafür am Ende Meriten winken. Dennoch widmet sich Sturm der Wahrung der Verfahrensrechte ihrer Mandantin gewissenhaft, wie es das berufliche Ethos von ihr verlangt. Dafür, dass sie diesen unter Strafverteidigern als „Killermandat“ verschrienen Auftrag angenommen hat, wird sie nun tatsächlich gekillt – von den eigenen Kanzleikollegen. Die kritisieren sie für ihre Tätigkeit, wohl auch, weil sie um ihren Ruf bei Mandanten mit türkischen Wurzeln fürchten. Nun verlässt Sturm nicht nur die Sozietät, sondern gleich die Stadt, weil sie im eher linken Berliner Anwaltsmilieu kein Bein mehr auf die Erde bekommt.

Welch fragwürdiges Verständnis vom Rechtsstaat, das diese Juristen offenbaren. Der Kanzleigründer Axel Weimann rühmt sich unter anderem der Verteidigung von Rotlichtgrößen, von „Mitgliedern arabisch-libanesischer Großfamilien“ und von Onur U., einem der Angeklagten im Fall der tödlichen Prügelattacke auf Jonny K. Zu Recht, denn auch sie haben Anspruch auf eine engagierte Verteidigung in einem rechtsstaatlichen Verfahren. So wie Beate Zschäpe. Doch für sie und ihre Anwältin soll das plötzlich nicht mehr gelten. Die öffentliche Wut darüber, dass sie ihrer Mandantin geraten habe zu schweigen, könne sie aushalten, sagte Sturm in einem Interview. Gegen die armselige Wut ihrer kläglichen Kollegen dagegen war sie machtlos.


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