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03.08.13 / Wien überholt Hamburg / Österreichs Hauptstadt überrundet bei anderem Aspekt auch Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Wien überholt Hamburg
Österreichs Hauptstadt überrundet bei anderem Aspekt auch Berlin

Mit hohen Bevölkerungszuwachsraten hat Wien Hamburg bei der Einwohnerzahl überholt und ist nun die zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum. Bereits mit Stand zum 1. Januar lebten mit 1741246 Einwohnern in Wien rund 7000 Menschen mehr als in der Elbmetropole. Noch mehr Einwohner als Wien hat nunmehr nur noch Berlin mit knapp 3,5 Millionen Menschen.

Die österreichische Hauptstadt hat gute Chancen, ihre Stellung zu behaupten. Experten der Statistik Austria erwarten, dass bis 2033 die Zwei-Millionen-Grenze bei der Einwohnerzahl erreicht sein wird. Bewahrheiten sich die Prognosen, wird Wien damit Hamburg deutlich hinter sich lassen. Unangefochten wird Berlin mit hochgerechnet bis zu 3,9 Millionen Einwohnern 2030 allerdings die Nummer Eins der Großstädte im deutschsprachigen Raum bleiben.

Deutlich abgehängt wurde Berlin durch die Donaumetropole allerdings inzwischen auf einem anderen Feld. Die Hoffnungen, Drehscheibe im Ost-West-Handel zu werden, die man sich nach dem Ende des Kalten Krieges gemacht hat, sind zwar in Wien in Erfüllung gegangen, nicht aber in Berlin. Rund 300 internationale Konzerne haben inzwischen ihre Osteuropa-Zentralen in Wien. Ihre Chancen im Osten haben nach 1989 allerdings auch Österreichs Unternehmen schnell erkannt. Das Resultat: In Wien beheimatete Unternehmen erwirtschaften im Schnitt rund 40 Prozent ihres Umsatzes in den Ländern Ost- und Zentraleuropas. Die kleinen Firmen und Mittelständler Berlins waren stattdessen lange eher auf die eigene Region fixiert, als dass sie Chancen in Osteuropa gesehen haben.

Das Scheitern der Berliner Hoffnungen, zum Zentrum des Osthandels zu werden, hat aber noch andere Gründe. Obwohl die Ausgangsbedingungen in beiden Städten gut waren, hat Wien seine Trümpfe geschickter ausgespielt. Zum einen ist es Wien gelungen, an sein noch aus der k.u.k. Zeit stammendes Renomee als Drehscheibe des Habsburger Vielvölkerstaats anzuknüpfen. Zusätzlich wurde dafür gesorgt, dass Wien auch durch das Steuerrecht ein attraktiver Standort ist. Im Falle Berlins hat man zu lange die eigene Entwick-lung zur Ost-West-Drehscheibe als Selbstläufer betrachtet. Nachteile in der Infrastruktur, die bis heute nicht behoben sind, haben ein Übriges getan. Das Angebot an Verkehrsverbindungen in Richtung Osten ist im Vergleich zu Wien fast spärlich. Was Flugverbindungen nach Osteuropa angeht, hat der Flughafen Wien-Schwechat die Berliner Flughäfen weit abgehängt. Nicht viel besser sieht es bei den Eisenbahnverbindungen aus. Wien ist Knotenpunkt von drei wichtigen internationalen Eisenbahnverbindungen – die Modernisierung der Eisenbahnverbindung von Berlin in Richtung Osten kommt dagegen erst jetzt in Gang. Das Resultat: Selbst Zugfahrten in nicht einmal weit entfernt liegende Städte wie Stettin oder Breslau dauern im Schnitt meist doppelt so lange wie zu Vorkriegszeiten.

Auch im Falle Wiens haben der wirtschaftliche Erfolg und die Magnetwirkung auf Zuzügler aber ihre Schattenseiten, denn in kaum einem anderen EU-Land sind die Preise für Wohnungen seit 2007 so stark gestiegen. Bei den Kaufpreisen für Immobilien liegt Wien in der Gruppe der zehn teuersten Städte in Europa. Insbesondere nach der EU-Osterweiterung ist der Druck auf den Arbeitsmarkt spürbar gestiegen, ebenso die Kriminalitätsraten. N.H.


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